Westfalen-Blatt: Kommentar zur Foto-Affäre der türkischstämmigen deutschen Fußball-Nationalspieler
Bielefeld (ots)
Türkische Fußball-Nationalspieler salutieren für Präsident Erdogans Angriffskrieg auf Syrien: Von den türkischstämmigen deutschen Nationalspielern Ilkay Gündogan und Emre Can gibt es für dieses Foto ein rotes Herzchen. Ein »Like«, ein »Gefällt mir«, wie es in den sozialen Medien heißt. Mittlerweile haben mehr als 200.000 andere Nutzer ebenfalls ihre Sympathie für den Instagram-Beitrag bekundet, den der türkische Torschütze zum 1:0-Sieg über Albanien, Cenk Tosun, am Freitag veröffentlicht und mit besagtem Foto versehen hat. Tosuns Botschaft dazu: »Für unsere Nation, vor allem für jene, die für unser Land ihr Leben riskieren.« Gemeint sind die Soldaten, die Erdogan in den Krieg gegen die Kurden in Nordsyrien schickt. Sowohl Can als auch Gündogan haben ihr »Gefällt mir« bald zurückgenommen und betont, gegen jeglichen Terror und jeglichen Krieg zu sein. Der gebürtige Gelsenkirchener Gündogan aber ist ein Wiederholungstäter. Was wiederum den Verdacht nährt, dass er womöglich doch auch ein Überzeugungstäter sein könnte. Seit der 28-Jährige und der deutsche Ex-Nationalspieler Mesut Özil vor der WM 2018 im türkischen Präsidentschafts-Wahlkampf auf einem Foto gemeinsam mit Erdogan posierten, ist Gündogan hierzulande nicht unumstritten. Er textete damals zu dem Bild: »Für meinen Präsidenten, hochachtungsvoll«.
Während es zwischen Özil und dem DFB zum Bruch kam, bekannte Gündogan sich weiter zur deutschen Nationalmannschaft. Daran, dass er aus seinen Fehlern gelernt hat, lässt er nun Zweifel aufkommen. Und zwar längst nicht nur daran, einen verantwortungsbewussten Umgang mit seinem Account zu pflegen.
Gegen Estland erzielte Gündogan zwei Treffer selbst, das Tor zum 3:0-Endstand bereitete er vor. Sportlich ist er über jeden Zweifel erhaben. Als Persönlichkeit aber hat er sich wiederholt angreifbar gemacht. Der Profi selbst sieht das offenbar anders. Gündogan beklagte unter anderem, wie »krass es ist, woraus heutzutage Geschichten geschrieben werden«. Was er bisher nicht gesagt hat: Sorry, ich habe einen Fehler gemacht.
Und so lange er das nicht tut, wird er den hartnäckigen Verdacht, dass er das womöglich auch gar nicht so meinen würde, nicht mehr los.
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