Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Rückkehr des Wolfes
Bielefeld (ots)
Der Wolf hat das Recht auf seiner Seite. International schützen ihn das Washingtoner Artenschutzabkommen und die Berner Konvention, auf EU-Ebene die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie und national das Bundesnaturschutzgesetz. Schön und gut, aber die Wölfe werden mehr und kommen den Menschen und ihren Tieren näher. Wer mit seinem Hund in den Wald geht, läuft in bestimmten Gebieten Gefahr, auf einen Wolf zu treffen. Solche bekannten Gebiete lassen sich leicht meiden, und man geht dem Wolf aus dem Weg. Doch damit ist das Problem der wachsenden Populationen - Experten erwarten Rudelbildungen an den bislang bekannten Stellen in Nordrhein-Westfalen - nicht gelöst. Das gilt auch für Ostwestfalen-Lippe und die in der Senne sesshafte Wölfin. Neue Sichtungen soll es auch im Kreis Herford gegeben haben und im nördlichen Kreis Minden-Lübbecke. Dabei kann es sich um durchziehende Wölfe handeln. Wolfsschützer behaupten, dass der Wolf kein Nahrungskonkurrent des Menschen mehr sei. Doch, das ist der Wolf sehr wohl. Und zwar dort, wo Weidetierzüchter ihren Lebensunterhalt verdienen. Soll sich dieser Berufsstand etwa eine andere Arbeit suchen, damit sich Tierschützer besser fühlen? Und: Ist das Leben von Schafen weniger wert als das Leben von Wölfen? Hier Kompromisse zu finden, um Probleme zu lösen, ist keine einfache Aufgabe. Höhere Zäune und andere Schutzmaßnahmen, die aus Steuermitteln finanziert werden, sind gewiss nicht der Weisheit letzter Schluss. Und vieles liegt noch im Dunkeln, wie etwa die Zahl illegaler Abschüsse, die weitaus höher liegen dürfte als von den Behörden genannt. Das gilt vor allem für die Lüneburger Heide und das Land Brandenburg. Zuerst einmal sollten Politiker, die gegensätzliche Interessen vertreten, damit aufhören, die Wölfe für irgendwelche Deals zu benutzen. Nach dem Motto: Wenn die Bauern weniger düngen dürfen (Umweltministerium), dürfen die Jäger mehr Wölfe schießen (Landwirtschaftsministerium). Denn dass legale Abschüsse mittel- oder schon kurzfristig erleichtert werden müssen, sollte allen klar sein, die an der Debatte und den Entscheidungen beteiligt sind.
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