WESTFALEN-BLATT (Bielefeld): Kommentar zu Neonazis
Bielefeld (ots)
Lange haben Neonazis in der Wahrnehmung vieler Menschen keine Rolle gespielt. Sie wurden als eine Art Subkultur empfunden, von der man sein eigenes Leben nicht beeinträchtigt sah - wenn die Nazis nicht gerade samstags in der Fußgängerzone demonstrierten.
Die Morde der Terrorgruppe NSU, die neun Migranten und eine Polizistin erschoss, hätten uns allen zeigen müssen, was da unter der Oberfläche der Gesellschaft gärt. Doch die Mordserie riss die Masse der Deutschen nicht lange aus ihrer Lethargie und ihrem Desinteresse, und die Rechten mordeten weiter - zuletzt in Kassel und Halle.
Wenn ein AfD-Landtagsabgeordneter das gescheiterte Massaker in Halle als Sachbeschädigung der Synagogentür beschreibt, wenn der Chef der Partei "Die Rechte" den Vorsitzenden einer jüdischen Gemeinde im Internet einen "frechen Juden" nennt - dann ist das die Saat für Hass und Hetze, für Taten wie in Kassel und Halle.
Es fängt klein an, oft im persönlichen Umfeld. Mit Witzen über Juden, Ausländer, Behinderte. Früher reichte es vielleicht, dazu betreten zu schweigen. Diese Zeiten sind jetzt vorbei.
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