Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Corona-Krise
Bielefeld (ots)
Der Kurs ist klar: keine Besuche bei den Verwandten und keine Reisen - nicht bis Ostern und auch nicht an Ostern. Das ist genau richtig und doch zugleich so, so schade! Denn für die allermeisten Menschen dürfte es schmerzhaft sein, Familie und Freunde an den Osterfeiertagen nicht treffen zu können. Auch die Aussicht auf weitere zweieinhalb Wochen Kontaktsperre sind alles andere als verheißungsvoll. In mancher Familie ist der Lagerkoller nicht mehr fern, und die Sorge um die Zukunft des eigenen Arbeitsplatzes wächst bei vielen beinahe stündlich. Trotz alledem lassen Bund und Länder an ihrer Entschlossenheit in der Corona-Krise keinen Zweifel. Sie zementieren die strengen Regeln flächendeckend mindestens bis zum 19. April. Gut so! Was wie ein Schlag für Wirtschaft und Gesellschaft wirkt - ja, wirken muss -, ist ein überaus ernstes Gebot der Vernunft. Nach wie vor ist eine Trendwende bei den Neuinfektionen nicht zu erkennen. Zwar sieht es so aus, als würde sich Stück um Stück der Zeitraum verlängern, in dem sich die Gesamtzahl der in Deutschland an der Lungenkrankheit Covid-19 erkrankten Menschen verdoppelt. Doch noch ist dieser Trend so fragil, dass es unverantwortlich wäre, allein darauf schon einen Kurswechsel zu begründen. Die Debatten über das Hochfahren des öffentlichen Lebens und über die Rückkehr zu einem zumindest halbwegs normalen Alltag müssen deshalb aber keineswegs verstummen. Im Gegenteil: Es ist wichtig, sich hierzu möglichst frühzeitig, möglichst umfassend und vor allem möglichst transparent Gedanken zu machen. Der von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) zu diesem Zweck einberufene Expertenrat könnte da stilbildend wirken. Denn je länger die Maßnahmen dauern, umso stärker bedürfen diese einer überzeugenden Begründung. Und umso ernsthafter muss darüber gestritten werden, was wann wo und wie genau wieder losgehen kann. Politische Kommunikation wird dieser Tage zur Königsdisziplin. Dazu gehört es im Übrigen auch, keine falschen Versprechungen zu machen. Denn wir wissen immer noch viel zu wenig über das Corona-Virus. Wer jeden weiteren wirtschaftlichen Schaden ausschließen will, muss bereit sein - solange es keinen Impfstoff und keine wirksamen Medikamente gibt -, sehr viele Menschenleben zu opfern. Wer aber das Leben stillgelegt wissen will, bis ein Impfstoff und wirksame Medikamente gefunden sind, riskiert soziale, ökonomische und politische Verwerfungen, die noch viel größeres Leid und Elend hervorrufen dürften. Wir leben gegenwärtig in einem Dilemma, das schlicht nicht aufzulösen ist. Und bis auf Weiteres bleibt die bohrende Ungewissheit unser Begleiter.
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