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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Putin
Merkel

Bielefeld (ots)

Soso, zur Einrichtung eines Frühwarnsystems für
den Fall von Schwierigkeiten bei Russlands Energielieferungen nach 
Ost- und Mitteleuropa könnte, würde, möchte sich der Kremlmächtige 
Wladimir Putin wohl bereitfinden.
 Ansonsten aber erweckten die Bestandsaufnahmen des Gastgebers und 
von Deutschlands Kanzlerin nach dem Arbeitsgipfel von Samara einen 
sehr zwiespältigen Eindruck: Es scheint, als berichteten die beiden 
von einer Veranstaltung, die eigentlich kaum ein und dieselbe gewesen
sein kann.
Es ist hoch hergegangen in der kleinen Runde an der Wolga. Man hat 
sich offenbar derart lautkräftig die Meinung gesagt, dass schon 
deshalb kein Deut mehr an Konkretem herauskommen konnte als die 
Allerwelts-Kleisterfloskel, Russland und die Europäische Union, 
vertreten durch Kommissionspräsident José Manuel Barroso, hätten in 
Samara zu einer »neuen Entschlossenheit zum offenen Dialog« gefunden.
Dünner geht's fast nicht, gemessen an dem selbstgesetzten hohen 
Anspruch dieser Zusammenkunft. Sie war ja vor allem dazu gedacht, das
G8-Spektakel Anfang Juni in Heiligendamm vorab zumindest von diesem 
und jenem unliebsamen Ballast-Problempäckchen zu befreien. Denn dann 
könnten sich die Akteure schließlich umso vorteilhafter ins 
Rampenlicht rücken.
Putins denkwürdiger Auftritt schon jetzt in Samara lässt manchem 
Beobachter zwar ein Schaudern über den Rücken laufen. Und Angela 
Merkel, ob sie sich nun ihrer Muttersprache bediente oder mit dem 
Kreml-Herrn auf Russisch Deutsch-Klartext redete, nahm kein Blatt vor
den Mund. Nun jedoch wissen Putins westliche Verhandlungspartner, 
sofern sie es denn wissen wollen, spätestens seit Samara, mit welch 
einem »beinharten Brocken« sie es da zu tun haben.
Die politische Opposition in Russland - das gibt Putin auch der 
deutschen Kanzlerin zu verstehen, und der geringschätzige Unterton 
ist nicht zu überhören-, sei ohnehin nur eine »Randerscheinung«, die 
ihn nicht weiter störe. So oder ähnlich reden nur Machthaber, die 
sich ihrer Sache sicher wähnen. Wladimir Putin agiert und redet, als 
stehe er einer aufgeklärten Diktatur anno 2007 vor.
Jedenfalls einem Staatswesen, das (aus Putins Sicht 
bedauerlicherweise) überhaupt nur fortexistiert, weil die einstmals 
glorreiche Welt-Supermacht Sowjetunion 1989/90 (leider) 
zusammenbrach, was Putin allen Ernstes als »größte geopolitische 
Katastrophe des 20. Jahrhunderts« (!) empfindet.
Deshalb ist es keineswegs versponnenene Nostalgie, sondern kühles 
Gegenwarts- und Zukunftskalkül, wenn Putin mit früheren 
Sowjet-Satelliten-Staaten und -Völkern wie jüngst etwa Estland 
altgewohnt grobschlächtig umspringt, in Wahrheit aber die EU treffen 
und verunsichern will.
PS. Wo übrigens ist eigentlich Putin-Intimus Gerhard Schröder? Könnte
er nicht als EU-Russland-Krisenmanager wirken, bevor er sich der 
Kurt-Beck-SPD womöglich als Kanzlerkandidat-Nothelfer zur Verfügung 
stellt ...?

Pressekontakt:

Rückfragen bitte an:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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