Studie zeigt: eine Viramune-basierte antiretrovirale Behandlung bewirkt ein verbessertes Lipoprotein-Profil
Ingelheim (ots-PRNewswire) -
Erste Ergebnisse der Stoffwechsel- und Lipodystrophie-Substudie zur so genannten 'Atlantischen Studie' deuten darauf hin, dass Patienten, deren Anti-HIV-Medikamente Viramune (Nevirapine), ddI und d4T enthielten, in den 24 Wochen nach der Behandlung ein verbessertes Lipoprotein-Profil aufwiesen. Dies wurde bei Patienten, die Indinavir oder 3TC plus ddI und d4T bekamen, nicht beobachtet.
Viramune ist ein 'non-nucleoside reverse transcriptase inhibitor' (NNRTI), der in Kombination mit anderen antiretroviralen Mitteln bei der Behandlung von HIV-1-Infektionen eingesetzt wird.
Diese Ergebnisse sind vorläufig und müssen in weiteren Untersuchungen bestätigt werden. Dennoch sind sie von besonderem Interesse, da einige Daten auf eine mögliche Verbindung zwischen einer Behandlung mit einem Anti-HIV-Proteasen-Hemmer und einer verfrühten Erkrankung der Herzkranzgefäße sowie Arteriosklerose der Halsschlagader bei HIV-Positiven hinweisen. (1, 2)
"Das Risiko einer Arterienverkalkung durch die Behandlung mit einem Proteasen-Hemmer bleibt unklar. Abgesehen von der Behandlung kann die Verkalkung durch viele Faktoren ausgelöst werden, zum Beispiel durch Ernährung, mangelnde Bewegung, Rauchen oder vererbte Anlagen. Dennoch werden Mittel, die Proteasen-Hemmer enthalten, mit erhöhtem LDL-Cholesterin und Triglyzerin in Verbindung gebracht. Dies kann wiederum ein erhöhtes Risiko für Gefäßverkalkung bedeuten", sagen Peter Reiss und Dr. Marc van der Valk, beide vom Academic Medical Center/International Antiviral Therapy Evaluation Centre in Amsterdam. "Es ist noch nicht zu sagen, welchen Einfluss die Ergebnisse mit Viramune auf die medizinische Praxis haben werden. Aber wir freuen uns über die neuen Möglichkeiten und auf zusätzliche Untersuchungen sowie die längerfristigen Ergebnisse dieser und anderer Studien."
Dr. van der Valk präsentierte diese Ergebnisse bei der 8. Konferenz zu Retroviren und opportunistischen Infektionen in Chicago. Das Ziel der Substudie war es, potenzielle Differenzen des Lipoprotein-Profils bei drei verschiedenen Behandlungsmethoden aufzuzeigen. Zu diesem Zweck wurden 114 repräsentative Patienten aus insgesamt 298 Teilnehmern an der 'Atlantischen Studie' untersucht. Die drei Behandlungsmethoden waren d4T und ddI kombiniert mit entweder Viramune (ein NNRTI), Indinavir (Proteasen-Hemmer) oder 3TC (Nukleosid-Analogon).
Die Forscher stellten Lipoprotein-Profile aus Plasma-Proben her, die zu Behandlungsbeginn, nach sechs und nach 24 Wochen Behandlung genommen wurden. Nach 24 Wochen wiesen Patienten mit Viramune einen Anstieg von 38% an HDL-Cholesterin (High Density-Lipoprotein oder 'gutes Cholesterin') auf, eine Verringerung des Verhältnisses von Gesamt-Cholesterin und HDL sowie eine Zunahme der HDL-Größe. Zudem wurde eine Zunahme bei Apo AI- und Lp AI-Werten beobachtet. Die Zunahme des HDL-Cholesterins, von LpA1 und ApoA1 war deutlich größer als bei den beiden anderen Testreihen. HDL-Partikelgröße und die Konzentration von HDL-Cholesterin nahm nur mit Viramune deutlich zu.
Die Atlantische Studie
Die multizentrierte internationale Atlantische Studie ist die erste, die Behandlungsmethoden der drei aktuell erhältlichen Klassen von HIV/AIDS-Medikamenten vergleicht: NNRTIs, Proteasen-Hemmer und Nukleosid-Analogon. Die Studie zeigt, dass Viramune plus zwei Nukleosid-Analogon vergleichbare Ergebnisse bringt wie Indinavir plus zwei Nukleosid-Analogon. Dies ist deshalb wichtig, weil die Behandlung mit Proteasen-Hemmern bisher häufig als 'Standard' für HIV/AIDS bezeichnet wurde, der allerdings die Einnahme vieler Tabletten vonnöten macht. Zum Beispiel werden üblicherweise sechs Kapseln Indinavir pro Tag eingenommen, während nur zwei Tabletten Viramune notwendig sind.
Alle 298 Teilnehmer der Atlantischen Studie wurden 48 Wochen lang analysiert. HIV RNA-Werte für die gesamte Studie wurden vor kurzem auf der 13. Internationalen AIDS-Konferenz in Durban vorgestellt. (3)
Nach 48 Wochen wurde eine 'Behandlungsabsichts-Analyse' durchgeführt, die alle Patienten einschloss, inklusive derer, die die Behandlung zwischendurch aus toxikologischen oder anderen Gründen abgebrochen hatten. Die Analyse ergab, dass der Prozentsatz erfolgreich (nicht messbare HIV-Werte: unter 50/mL mittels Amplicor Ultrasensitive Assay) behandelter Patienten bei Viramune 49% betrug, bei Indinavir ebenfalls 49% und 40% bei 3TC. Bei der Analyse nur der Patienten, die bis zum Schluss an der Studie teilgenommen hatten, betrug der Prozentsatz nicht messbarer HIV-Werte 82% bei Viramune, 91% bei Indinavir und 67% bei 3TC. Die unterschiedlichen Prozentsätze bei Viramune- bzw. Indinavir-Patienten sind statistisch nicht signifikant.
Zu Beginn der Studie wurde sichergestellt, dass die drei Patientengruppen in Bezug auf Geschlecht, Risikofaktor für HIV-Infektion, Krankheitsfortschritt, CD4+-Zellzählung (mittlerer Wert = 406 Zellen/mm(3)) und HIV RNA-Werte (mittlerer Wert = 4,3 log(10)) vergleichbar waren. Es gab keine Unterschiede bei Behandlungsabbrüchen aus toxikologischen Gründen. Die Forscher wollen die Patienten länger als 144 Wochen beobachten.
Viramune
Viramune ist das erste Medikament aus der NNRTI-Klasse der Anti-HIV-Medikamente, welches zugelassen werden soll. Es wird in Kombination mit anderen antiretroviralen Mitteln für die Behandlung der HIV-1-Infektion eingesetzt. Diese Indikation basiert auf der Analyse von Veränderungen in surrogaten Endpunkten, zum Beispiel der Viren oder Veränderungen in CD4+-Werten. Viramune sollte immer in Kombination mit anderen antiretroviralen Mitteln eingesetzt werden.
Die klinisch wichtigsten Nebenwirkungen von Viramune sind Ausschlag (16%) und hepathitische Vorfälle. Andere beobachtete Nebenwirkungen sind Fieber, Schwindel und Kopfschmerzen. Fälle von hypersensitiven Reaktionen sind vorgekommen. Ernsthafte und lebensbedrohliche Hautreaktionen und Leber-Vergiftungen, inklusive tödlicher Fälle, sind bei Patienten aufgetreten, die mit Viramune behandelt wurden.
Viramune ist ein Produkt, welches in den Labors von Boehringer Ingelheim Pharmaceuticals, Inc., entstanden ist, einem Mitglied der Boehringer Ingelheim Unternehmensgruppe. Viramune wird weltweit von Boehringer Ingelheim vermarktet. Boehringer Ingelheim hat vor kurzem die weltweiten Marketing-Rechte an Tipranavir erworben, einem investigativen Proteasen-Hemmer.
Mehr Informationen über Boehringer Ingelheim oder Viramune finden Sie unter http://www.boehringer-ingelheim.com.
Mittwoch, 7. Februar 2001, Poster-Ausstellungshalle, 16.30 Uhr bis 18.30 Uhr (CST): M. van der Valk, et al: "Nevirapine containing potent antiretroviral therapy results in an anti-atherogenic plasma lipid profile: results from the Atlantic trial" (Abstrakt 654B).
* Antiretrovirale Mittel, auf die in dieser Pressemitteilung Bezug genommen wird: d4T (Zerit, stavudine), ddI (Videx, didanosine), Bristol-Myers Squibb; Indinavir (Crixivan), Merck & Co; 3TC (Epivir, lamivudine), GlaxoSmithKline Inc.
Anmerkungen: 1. Henry, K; Melroe, H; Huebsch, J; et al.: Severe premature coronary artery disease with protease inhibitors. In: Lancet 1998; 351(9112).
2. Maggi, P; Serio, G; Epifani, G; et al.: Premature lesions of the carotid vessels in HIV-1 infected patients treated with protease inhibitors. In: AIDS 2000, 14: 123-8.
3. Squires, K: The Atlantic Study: a randomised, open-labelled trial comparing two protease inhibitor (PI)-sparing anti-retroviral strategies versus a standard PI-containing regimen, final 48 week data. In: Programm und Auszüge aus der XIII. Internationalen AIDS Konferenz, 9. bis 14. Juli 2000, Durban, Südafrika. Abstrakt LbPeB7046.
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