DEKRA: Transporter werden immer sicherer
Gemeinschaftsstudie "Sicherheit von Transportern" auf der IAA vorgestellt
Stuttgart/Hannover (ots)
Transporter bewegen sich im Verkehr nahezu so sicher wie Pkw und bieten den Insassen einen dem Pkw vergleichbaren Schutz. Auch die Unfallsituationen weichen nicht wesentlich von denen der Pkw ab. Die Unfallbeteiligung von Transportern ist zudem seit dem Jahr 2001 stark rückläufig. Zu diesen vorläufigen Ergebnissen kommt unter anderem die Studie "Sicherheit von Transportern", die im Rahmen eines gemeinsamen Forschungsprojekts der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), dem Verband der Automobilindustrie (VDA), der Unfallforschung der Versicherer (UDV) und der DEKRA Unfallforschung erarbeitet wurde und zum Frühjahr 2011 veröffentlicht wird.
"Der Transporter hat sich als wichtiges Bindeglied zwischen Logistikzentren und Einzelhandel sowie Endverbraucher in der Versorgungskette etabliert und trägt erheblich dazu bei, die veränderten Konsumgewohnheiten der Internetgesellschaft zu erfüllen", erklärte Dipl.-Ing. Clemens Klinke, Mitglied des Vorstands der DEKRA SE und Vorsitzender der Geschäftsführung der DEKRA Automobil GmbH. "Aus Sicht der DEKRA Unfallforschung erfüllt der Transporter diese Aufgabe auf dem gleichen Sicherheitsniveau wie Pkw oder Lkw", so Klinke bei der Präsentation erster Ergebnisse der Gemeinschaftsstudie auf der 63. IAA Nutzfahrzeuge in Hannover. Um das Unfallrisiko weiter zu senken und damit die Sicherheit von Insassen und anderen Verkehrsteilnehmern zu erhöhen - und letztendlich auch das Image dieser Fahrzeugklasse zu verbessern - forderte Klinke alle Beteiligten zum gemeinsamen Handeln auf. Klinke: "Es gibt trotz der bereits vorhandenen Fahrzeugsicherheit noch genügend Verbesserungspotenzial in diesem Fahrzeugsegment."
Die Unfallforscher fordern, dass der Partnerschutz einen höheren Stellenwert bekommt. Einen großen Nutzen erwarten sie von einer "gemeinsamen Interaktionszone" beim Frontalunfall. Sie könnte vermeiden, dass Höhendifferenzen zwischen Pkw und Transporter zu einem Über- oder Unterfahren führen und Sicherheitsreserven nicht ausgenutzt werden. Auch zu steife Strukturen erhöhen das Verletzungsrisiko beim Unfallgegner. Höhere Anforderungen bei Crashtests seien daher kontraproduktiv.
Dies ist insbesondere für Fußgänger von Nachteil, die bei einem Zusammenstoß mit einem Transporter ohnehin schwerere Verletzungen davontragen als bei einem Pkw-Unfall. Grund ist der vertikale Verlauf der Fahrzeugfront. Deshalb werden Fußgänger beim Transporteranprall nicht wie beim Pkw "aufgeladen", sondern zu 75 Prozent weggeschleudert. Der folgende Bodenanprall hat häufig schwere Kopfverletzungen zur Folge. Da die Pkw-Tests für Transporter nicht anwendbar sind, sei es erforderlich, für Transporter eigene Prüfverfahren zu entwickeln.
Den Eigenschutz der Transporterinsassen bewerten die Unfallforscher von BASt, DEKRA, der Versicherer und der Automobilindustrie als sehr gut. Allerdings bleibt die Gurtanlegequote noch deutlich hinter der von Pkw-Fahrern zurück, die nahe bei 100 Prozent liegt. Je nach Ortslage liegen die Werte von Transporter-Fahrern zwischen 74 und 83 Prozent. Wie die Analysen zeigen, ist das Verletzungsrisiko der Transporterinsassen zwar geringer als für Pkw-Insassen, der Verzicht auf den Sicherheitsgurt ist jedoch mit hohen Risiken verbunden. Die Forscher schlagen daher eine intensivere Schulung und bessere Aufklärung der Fahrer sowie den Einbau von Seat-Belt-Remindern vor.
Laut Studie liegen die Bremsleistung und das Fahrverhalten von aktuellen Transportern auf dem Niveau von Pkw. Allerdings führen der höhere Schwerpunkt, Ladungseinflüsse und die eingeschränkte Rundumsicht zu besonderen Problemen, die dem Fahrer bewusst gemacht werden müssen.
Im Vergleich zu Pkw-Fahrern verlieren die Fahrer von Transportern seltener die Kontrolle über ihr Fahrzeug, dennoch besitzt das Fahrdynamikregelsystem ESP auch hier ein hohes Nutzenpotenzial. Mit ESP würden sieben bis acht Prozent der von Transportern verursachten Unfälle mit rund 20 Prozent der Schwerverletzten und Getöteten positiv beeinflusst werden. Auch Bremsassistenzsysteme und Spurhalteassistenten bieten ein, wenn auch geringeres, Unfallvermeidungs-Potenzial.
Neben dem Verhalten des Fahrers üben auch technische Mängel einen Einfluss auf das Unfallgeschehen mit Transportern aus. Eine Analyse der DEKRA Datenbank ergab, dass 57 Prozent der nach Unfällen untersuchten Fahrzeuge technische Mängel hatte. Bei fast jedem vierten Fahrzeug (23 %) waren die Mängel unfallrelevant. Am häufigsten verursachten Mängel an den Bremsen (56 %), am Fahrwerk (22 %) und an den Reifen (11 %) einen Unfall.
Die Unfallforscher, die 1.637 Transporter- und 14.866 Pkw-Unfälle der Jahre 1997 bis 2009 auswerteten, führen die zeitweise starke Zunahme bei den Unfallzahlen von Transportern auf den starken Anstieg der Zulassungszahlen zurück. So erhöhte sich allein der Bestand der Transporter im Zeitraum von 1997 bis 2009 von 164.000 auf 672.000 Fahrzeuge, d. h. um mehr als das Dreifache. Seit dem Jahr 2001 sehen die Unfallforscher jedoch eine Trendwende bei der Unfallbeteiligung von Transportern.
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