Zahl der Verkehrstoten: Reduktion nicht auf Kurs
Unfallstatistik in Deutschland besorgt DEKRA Experten
Stuttgart (ots)
- Tatsächliche Entwicklung hinkt ausgegebenen Zielen hinterher
- Fahrzeugtechnik und Infrastrukturmaßnahmen wirken eher längerfristig
- Kurzfristiges Augenmerk sollte mehr auf menschlichem Verhalten liegen
Die Entwicklung der Zahl der Verkehrstoten in Deutschland hinkt den ausgegebenen Zielen hinterher. Im Vergleich mit 2021, so die Zielstellung im Nationalen Verkehrssicherheitsprogramm, soll die Zahl bis 2030 um 40 Prozent reduziert werden. Die aktuelle Prognose für 2023 zeigt, dass Deutschland nicht auf Kurs liegt, dieses Ziel zu erreichen, erklärt die Expertenorganisation DEKRA.
Das Statistische Bundesamt rechnet aktuell damit, dass im Straßenverkehr in Deutschland im Jahr 2023 insgesamt rund 2750 Getötete verzeichnet werden. Basierend auf der Zielstellung für 2030 sollte die Zahl allerdings schon unter 2.300 liegen. "Die aktuellen Zahlen zeigen deutlich, dass alle Beteiligten ihre Anstrengungen für die Verkehrssicherheit intensivieren müssen, wenn wir in Deutschland das gesteckte Ziel nicht verfehlen wollen", kommentiert Jann Fehlauer, Geschäftsführer der DEKRA Automobil GmbH.
Auf EU-Ebene ist die Zielstellung sogar noch ambitionierter: Hier wird angepeilt, die Getötetenzahl bis 2030 im Vergleich zu 2020 zu halbieren. "Die Zahlen aus Deutschland machen in der EU deutlich über zehn Prozent aus - auch für die EU-Ziele ist die Entwicklung hierzulande also ein elementarer Baustein", sagt Fehlauer.
Um für Deutschland bis 2030 auf die angepeilte Größenordnung von höchstens gut 1.500 Getöteten zu kommen, hält der DEKRA Experte einen Ansatzpunkt für besonders wichtig - nämlich die Beeinflussung des Verhaltens von Menschen. "Fahrzeugtechnik und Infrastruktur sind zwar wichtige Handlungsfelder, auf denen sich schon viel getan hat und auch weiterhin einiges zu erreichen ist. Allerdings wirken sich Maßnahmen in diesen Bereichen eher mittel- und längerfristig aus", so Fehlauer. "Bis zum Beispiel Assistenzsysteme und Funktionen des automatisierten Fahrens in der Flotte weit verbreitet sind, dauert es. Dasselbe gilt für Veränderungen in der Infrastruktur. Für uns ist klar: Mit solchen Maßnahmen allein sind die Ziele bis 2030 nicht zu erreichen."
Fehlauer empfiehlt deshalb, bei der Umsetzung des Nationalen Verkehrssicherheitsprogramms das Augenmerk kurzfristig auch auf den Faktor Mensch zu richten. "Dabei müssen insbesondere ungeschützte Verkehrsbeteiligte wie Fußgänger, Radfahrer und Nutzer von E-Scootern verstärkt in den Blick genommen werden. Denn ihre Zahl steigt im Zuge des von uns allen gewollten Mobilitätswandels an - mit Folgen für das Unfallgeschehen." Verkehrssicherheitsmaßnahmen zum menschlichen Verhalten sollten deshalb unter anderem gezielt darauf ausgerichtet werden, Unfälle mit Fußgängern und Radfahrern zu vermeiden.
Der aktuelle DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2023 mit dem Titel "Technik und Mensch" (online abrufbar unter www.dekra-roadsafety.com) unterstreicht die kurzfristige Bedeutung des Faktors Mensch und zeigt auch auf, welche neuen Spannungsfelder die zunehmende Automatisierung mit sich bringen könnte. "Bis auf weiteres ist und bleibt es der Mensch, der durch sein Verhalten den wesentlichen Beitrag zur Sicherheit im Straßenverkehr leistet", sagt der DEKRA Automobil Geschäftsführer.
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