RNZ: Rhein-Neckar-Zeitung, Heidelberg, zu: Glos
Heidelberg (ots)
Die CSU ist seit Strauß nur als autoritäre Ein-Mann-Show erfolgreich. In diesem Punkt knüpft Horst Seehofer nahtlos bei Edmund Stoiber an. Nur betreibt er den Polit-Feudalismus viel chaotischer und unberechenbarer. Dass Michael Glos als Bundeswirtschaftsminister eine Fehlbesetzung war, das sieht der Müllermeister selbst so. Als Lückenbüßer für den davongelaufenen Superminister Stoiber musste er 2005 einspringen. Auch ohne Finanzkrise war das schon eine Zumutung. In der jetzigen Situation ist es eine Katastrophe, für die Wirtschaft, die Kanzlerin und für die Union. Die eigentliche Crux liegt darin, dass die Koalitionspartner dem Regierungschef ihre Minister aufzwingen dürfen. Und hier zeigt die Personalie Glos auch, wie dünn die Personaldecke der CSU ist. Dort klaffen Anspruch und Kompetenz weit auseinander. CSU-Chef Seehofer, der die Union zur Stabilisierung seiner Position derzeit rücksichtslos aufmischt, blieb dieser Glos im Hals stecken. Der amtsmüde Minister ist natürlich nicht mehr zu halten. Seehofer hat nur ein paar Tage Zeit, einen überzeugenden Vorschlag zu machen. Einer der größten Industriestaaten der Welt mitten in der schwersten Krise ohne handlungsfähigen Wirtschaftsminister, das ist ein grausam schlechter Witz.
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