RNZ: Rhein-Neckar-Zeitung, Heidelberg, zu: Guttenberg
Heidelberg (ots)
Und wann wird Theodor zu Guttenberg Kanzler? Keine Ironie kann so schnell sein, als dass sie nicht von der Wirklichkeit eingeholt würde. Doch anders als in den Träumerein einiger CSU-Hinterbänkler arbeitet sich an dem sympathischen Aufsteiger jetzt erst einmal die politische Hackordnung ab: Horst Seehofer sucht immer wieder Anlässe, seine politische Entdeckung kleinzuhalten. Und auch Angela Merkel, seit Monaten auf Platz eins der Politiker-"Hitparade" abonniert, muss ihre Unangefochtenheit plötzlich mit einem vorher kaum bekannten Jungpolitiker teilen. Eine schmerzliche Erfahrung. Guttenbergs Beliebtheit ist jedoch nur der Gegenbeweis zur These, es gebe in der Politik keine Talente mehr. Sie kommen in einem Parteiensystem, das in der Praxis wie ein Gefängnis der Mittelmäßigkeit wirkt, nur nicht hoch. Auch Theodor zu Guttenberg hat seinen Eintritt ins Kabinett nur einer vorherigen Gefälligkeitsbesetzung des Ressorts zu verdanken, die mit Ausbruch der Wirtschaftskrise unhaltbar wurde. Den Nachfolger von Glos zeichnet im Übrigen noch etwas aus, das sich Wähler von ihren politischen Vertretern wünschen: Manieren. Ihn kann die SPD nicht wie den "Professor aus Heidelberg" vorführen. Dieser von Schröder wiederholte Versuch ist schon gescheitert.
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