RNZ: "Chinas Regeln" - Kommentar der Rhein-Neckar-Zeitung Heidelberg zur Exekution des Briten Akmal Shaikh in China.
Heidelberg (ots)
China macht aus der genauen Zahl der Exekutionen ein Staatsgeheimnis. Und doch ist ungefähr bekannt: 5000 Hinrichtungen im Jahr, mehr als 10 Opfer jeden Tag, über 80 Prozent aller Exekutionen weltweit finden hinter der Chinesischen Mauer des Schweigens statt. Mit dem Briten Akmal Shaikh hat dieses Unrecht nun ein Gesicht bekommen. Welche der internationalen Schätzungen nun stimmt, ist unerheblich. China, in dem das einzelne Leben im Vergleich zum Gesamtprojekt noch nie viel gezählt hat, ist einsamer Weltmeister im staatlich legitimierten Töten. So kann man die Utopie der harmonischen Gesellschaft auch aufrecht erhalten: Wer stört, wer nicht mitmacht, wer nicht ins Bild passt, der wird weggesperrt oder gar bei Gelegenheit erschossen oder totgespritzt. Man muss zynisch werden oder verzweifeln ob der Perspektive, dass dieses China bereits als "global player" des neuen Jahrhunderts in den Startlöchern steht. Denn der Westen, der kann sich schon mal an seine Hilflosigkeit gewöhnen. Davon abgesehen, dass für die tausenden namenlosen Opfer jährlich niemand ein internationales Gnadengesuch einreicht, hat dieses im Fall des geistig verwirrten Shaikh auch nichts genützt. Die bittere Wahrheit: Die wirtschaftliche Liberalisierung im Reich der Mitte führt nicht zwangsläufig zur Demokratisierung nach westlichem Gusto. China macht seine eigenen Regeln.
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