RNZ: "Schicksalstage" - Rhein-Neckar-Zeitung (Heidelberg) zu Botschaften/Gewalt
Heidelberg (ots)
Von Sören Sgries
Erst Libyen und Ägypten, jetzt Tunesien und der Sudan - fast scheint es, als würde gerade eine zweite Welle des Aufstands durch den arabischen Raum laufen. Nur, dass sich dieses Mal der Albtraum der westlichen Welt zu bewahrheiten scheint: Nachdem sich die Völker von ihren Diktatoren befreit haben, richten sie sich jetzt gegen "den Westen". Demokratie, Rechtstaatlichkeit, Freiheit - fallen die zarten Sprösslinge jetzt der Hasswelle zum Opfer, die die billigen Provokationen eines islamfeindlichen Schmähfilms hervorriefen? Ganz so schwarz muss man die Situation wohl noch nicht sehen. Denn auch wenn die Bilder der Botschaftsstürmungen erschrecken, sind es doch noch Minderheiten, die sich zu dieser blinden Wut aufhetzen lassen. Noch haben die Proteste eine ganz andere Qualität als während des "Arabischen Frühlings". Dennoch sollten sie nicht unterschätzt werden. Im Umgang der neuen Regierungen mit den Gewaltausbrüchen zeigt sich, in welche Richtung sich die Region entwickelt. Bislang profitierten die islamistischen Bewegungen wie Muslimbrüder und Salafisten vom demokratischen Wandel. Werden sie jetzt bereit sein, diese Freiheiten auch für andere zu verteidigen? Es sind Schicksalstage für die jungen arabischen Demokratien.
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