RNZ: "Verlockung" - Rhein-Neckar-Zeitung (Heidelberg) zu Privaten Krankenkassen
Heidelberg (ots)
Von Sören S. Sgries
Wenn über die "Zweiklassenmedizin" in Deutschland gestritten wird, ist die Stoßrichtung klar: Die Privatversicherten genießen allen Luxus, die unterprivilegierten gesetzlich Versicherten müssen auf Termine warten und bekommen nur Grundversorgung - so der Tenor der Debatte. Müsste der Vorstoß der Privaten Krankenversicherungen (PKV) nicht begrüßt werden, die Versicherungspflichtgrenze zu senken - und so mehr Arbeitnehmern den Zugang zu besserer Versorgung zu öffnen?
Nein. Denn natürlich wirbt der PKV-Cheflobbyist nicht selbstlos für diese Öffnung. Was im "Zweiklassen-Furor" gerne übersehen wird: Der Komfort wird vom Versicherten teuer erkauft - zwar nicht in jungen, gesunden Jahren, aber dafür im Alter. Dann steigen die Beiträge drastisch an. Manch einer kann die finanzielle Last nicht mehr tragen, die ausstehenden Beiträge sammeln sich an. Verschuldet wegen der Krankenkasse? Das ist längst kein Einzelfall mehr.
Und auch die PKV merken, dass sich im Budget Lücken auftun. Der aktuelle Vorstoß ist ein Versuch, neue Zahler anzuwerben - die Problematik wird damit allerdings nur in die Zukunft verlagert. Die Gesundheitspolitiker tun gut daran, ihre Wähler vor dieser Verlockung zu schützen.
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