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Kölner Stadt-Anzeiger: Mehrheit der deutschen Stammzellforscher mit verfügbaren Stammzelllinien zurzeit noch zufrieden Umfrage des "Kölner Stadt-Anzeiger" unter allen federführenden Wissenschaftlern

Köln (ots)

Die Mehrheit der deutschen Stammzellforscher ist mit
den nach geltendem Gesetz verfügbaren Stammzelllinien derzeit 
zufrieden. Das ergab eine Umfrage des "Kölner Stadt-Anzeiger" 
(Donnerstag-Ausgabe) unter allen 17 Wissenschaftlern, die an den 
insgesamt 25 Sondergenehmigungen zum Import humaner embryonaler 
Stammzellen (ES) aus dem Ausland beteiligt sind. Für die weitere 
Zukunft halten die Forscher aber eine Änderung des Stammzellgesetzes 
für erforderlich. Der Bundestag debattiert an diesem Donnerstag über 
eine Aufhebung oder Verschie-bung des Stichtags zur Einfuhr von 
Stammzelllinien im Stammzellgesetz aus dem Jahr 2002.
"Ich sehe keinen Grund, warum wir für unsere Arbeiten neuere Linien 
bräuchten", sagte der Berliner Forscher Jörg Gerlach der Zeitung. 
Ähnlich äußerten sich seine Kollegen Iduna Fichtner (Berlin) und Hans
Schöler (Münster) Günter Fuhr vom Fraunhofer Institut in St. Ingbert,
das sich auf die Entwicklung von Technologien rund um die 
Stammzellforschung konzentriert, sagte: "Wir arbeiten zu mehr als 90 
Prozent mit adulten Stammzellen, benutzen die embryonalen meist nur 
zum Ver-gleich und können deshalb mit der Beschränkung leben."
Allerdings gilt diese Selbstbeschränkung der Wissenschaftler nicht 
für die weitere Zukunft. Dass schon die jetzige Regelung sie von 
Kollegen im Ausland isoliert, stößt offenbar am unangenehmsten auf, 
denn "die verwenden ja die alten Zelllinien kaum noch" (Wolfram 
Zimmermann, Hamburg). Der Zugang zu neuen Zelllinien "würde die Tür 
für Kollaborationen mit anderen auf dem Feld führenden Partnern 
öffnen." Auch Jürgen Hescheler (Köln) sieht "zunehmend das Problem, 
dass andere Gruppen nicht mehr mit uns zusammenarbeiten wollen, weil 
wir nur mit den alten Linien arbeiten".
Auch für die klinische Anwendung am Menschen taugen die vorhandenen
Stammzelllinien aus Sicht der Forscher nicht. Deshalb betrachtet 
Oliver Brüstle (Bonn), der Stammzelltherapien entwickeln will, die 
Stichtagsregelung als "Hauptbremsklotz" seiner Arbeit.
Die Qualität ihrer Arbeit im internationalen Vergleich bewerten die 
befragten Wissenschaftler ganz unterschiedlich: von "gut und besser, 
als so mancher denkt" (Fuhr) über "international nicht 
konkurrenzfähig" (Wolfgang Franz, München) bis "miserabel" (Heinrich 
Sauer, Gießen).

Pressekontakt:

Kölner Stadt-Anzeiger
Politik-Redaktion
Telefon: +49 (0221)224 2444
ksta-produktion@mds.de

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