Schriftsteller Frank Schätzing wirft der Regierung schwere Versäumnisse in der Klimapolitik vor
Köln. (ots)
Der Kölner Schriftsteller Frank Schätzing wirft der Bundesregierung schwere Versäumnisse in der Klimapolitik vor. "Die ökologische Transformation ist die größte Aufgabe, die die Menschheit je zu stemmen hatte. Ein solches Projekt muss auf zehn, zwanzig Jahre vorgedacht und vorfinanziert werden", sagte der Autor des Bestsellers "Was, wenn wir einfach die Welt retten?" dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Freitag-Ausgabe). "Was wir brauchen, ist ein Transformationsfonds von einigen hundert Milliarden Euro. Das schlimmste Szenario wäre, wenn die Transformation wegen Unterfinanzierung scheitert. Jetzt kostet es Geld. Dann kostet es die Zukunft. Immerhin gibt es mit dem Klimafond KTF ein Schrittchen in die richtige Richtung."
Als größtes Problem der Regierung bezeichnete Schätzing ihre Zerstrittenheit. "Mit einem Koalitionär wie der FDP brauchst du keine Opposition. Dem Kanzler kann man zumindest keine schlechte Kommunikation vorwerfen, er kommuniziert gar nicht." Den Grünen attestierte Schätzing den richtigen Ansatz, indem sie beschleunigt auf den Weg bringen wollten, was Vorgängerregierungen jahrzehntelang verschleppt hätten. "Das Schiff sinkt, also muss man das Leck flicken. Aber die Grünen sind es falsch angegangen. Die Gesetzesentwürfe wirkten zusammengeschustert und wurden schlecht kommuniziert. Dringend notwendige ökologische Maßnahmen rauszuhauen, ohne beizeiten zu sagen, wie die finanziert werden sollen, ist politisch tödlich. Wenn eine Regierung dann noch ständig erklärt, wofür kein Geld da ist, schlussfolgern Bürgerinnen und Bürger, dass sie die Zeche allein zahlen müssen. Damit killt man die Bereitschaft zur Transformation."
Überzeugende Ideen sehe er allerdings auch bei der Opposition nicht, sondern nur "hilflose Abgrenzungsversuche", so Schätzing weiter. "Fakt ist, die schmelzenden Umfragewerte der Ampel kommen den Schwarzen nicht zugute. Das sollte Regierung wie Opposition beunruhigen. Es wäre geboten, mehr an einem Strang zu ziehen, stattdessen erleben wir Ego-Spielchen und populistische Parolen. Wenn Friedrich Merz die Grünen als Feind bezeichnet, vertieft er Gräben. Der Feind heißt AfD. Den haben alle über Jahre zusammen hochgepäppelt, und den wird man nur los mit Einigkeit und einem grünen Wirtschaftswunder, von dem alle profitieren."
Das Interview im Wortlaut (Veröffentlichung auf ksta.de um 9 Uhr):
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