Neue Presse Hannover: Starkes Signal Kommentar von Claus Lingenauber
Hannover (ots)
Ein Bundespräsident, so sagt man, hat keine Macht, ihm bleibt allein die Macht des Wortes. Doch ein Präsident muss gar nicht immer reden, um viel zu sagen. Dass Joachim Gauck jetzt seine Reise in die Ukraine abgesagt hat, ist ein unmissverständliches Signal an die Führung in Kiew. Und ein Lehrstück für viele bundesdeutsche Regierungsmitglieder, die immer mal wieder Despoten hofieren, wenn es denn der heimischen Wirtschaft dient, um anschließend verschämt darauf hinzuweisen, man habe nebenher natürlich auch das Thema Menschenrechte angesprochen. Ein Land aber, das so offensichtlich Recht bricht, ist keine Reise wert; ein Staatspräsident, der eine ehemalige Rivalin verurteilen ließ und diese - obwohl inzwischen sehr krank - weiter im Gefängnis schmachten lässt, ist kein Gesprächspartner. Gauck weiß, dass Menschen wie Janukowitsch mit diplomatischen Floskeln nicht zu überzeugen sind - statt Small Talk auf der Krim lieber Klartext ohne Worte in Berlin. Halbheiten sind Gaucks Sache nicht, schon gar nicht, wenn es um das Thema Freiheit geht. Es ist diese Konsequenz, die beeindruckt. Sie tut uns gut und trifft Leute wie den Möchtegern-EU-Anwärter Janukowitsch wahrscheinlich stärker als mahnende Sätze auf einer Pressekonferenz. Im Juni findet in der Ukraine die Fußball-EM statt. Nun wäre es naiv zu glauben, man könne die Veranstaltung noch boykottieren und so Druck ausüben. Aber auch Fußballer und Funktionäre können kleine Signale senden - und so mancher politische Ehrengast sollte sich überlegen, ob er nicht lieber nur die Spiele in Polen besucht.
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