"Kein Militäreinsatz in Darfur"
Diakonie Katastrophenhilfe begeht 50-jähriges Jubiläum
Berlin (ots)
Die Diakonie Katastrophenhilfe lehnt einen Militäreinsatz in der westsudanesischen Bürgerkriegsregion Darfur ab. "Wir appellieren an die sudanesische Regierung und an die Rebellengruppen, die Angriffe auf die Zivilbevölkerung zu unterbinden und den Weg für die humanitäre Hilfe frei zu machen", erklärte die Direktorin der Diakonie Katastrophenhilfe, Cornelia Füllkrug-Weitzel, bei einer Pressekonferenz zum 50-jährigen Bestehen der evangelischen Hilfsorganisation in Berlin.
Militärische Interventionen könnten die Probleme des Sudan nicht lösen. "Sie schaffen eher neue Abhängigkeiten und Konflikte", so Füllkrug-Weitzel. "Das Land muss seinen eigenen inneren Ausgleich suchen, an dem alle Bevölkerungsgruppen teilhaben." Die Diakonie Ka-tastrophenhilfe wolle mit ihren Hilfsprogrammen einen Beitrag zu Versöhnung und Verständigung leisten. Oberstes Gebot seien dabei Unabhängigkeit und Unparteilichkeit gegenüber allen Konfliktparteien.
Gerade dieses Grundprinzip der humanitären Hilfe, das die Diakonie Katastrophenhilfe in ihrer 50-jährigen Geschichte immer wieder verteidigt habe, sei angesichts einer steigenden Zahl von Kriegen und Konflikten zunehmend gefährdet, kritisierte Füllkrug-Weitzel. Mehr denn je müssten sich Hilfsorganisationen dagegen wehren, zum Spielball militärischer oder politischer Interessen zu werden. Ihre Gefährdung durch die Missachtung ihrer Unabhängigkeit, wie im Irak-Krieg durch die US-Politik der "Einbettung" der humanitären Hilfe, nehme zu. Zugleich werde jedoch das Argument, die Arbeit der Hilfsorganisationen abzusichern, immer wieder als Begründung für so genannte "humanitäre Interventionen" bemüht.
50 Jahre Diakonie Katastrophenhilfe
Hannelore Hensle, seit 1982 Leiterin der Diakonie Katastrophenhilfe, erinnerte an die Anfänge der Not- und Katastrophenhilfe der evangelischen Kirche vor 50 Jahren. Vorangegan-gen war eine beispiellose Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft aus dem Ausland für die deutsche Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg. "Die Entwicklung von der nehmenden zur gebenden Kirche war eine notwendige Konsequenz," so Hensle. "Wir wollten von der empfangenen Hilfe etwas zurückgeben. Von Anfang an lautete dabei unser Grundsatz: Helfen, wo Not ist - ohne Ansehen von Religion, Rasse oder Nationalität". Dieser Leitsatz zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Diakonie Katastrophenhilfe: Die Hilfe für Kriegsopfer in Vietnam, die Luftbrücke nach Biafra von 1968 bis 1970 und die Versorgung von Hungernden in Afrika in den 1980er Jahren sind nur einige prominente Beispiele. 1954 wurde die Ökumenische Diakonie als Abteilung des Hilfswerks der evangelischen Kirchen in Deutschland gegründet. Damit wurde die Not- und Katastrophen-hilfe erstmals institutionell verankert. Seitdem hat sich die Diakonie Katastrophenhilfe, wie sie seit 1994 heißt, zu einer der großen nichtstaatlichen humanitären Hilfsorganisationen in Deutschland entwickelt. Im Jahr 2003 wurden 194 Projekte in 45 Ländern mit rund 35,5 Millionen Euro gefördert. Zum 50-jährigen Bestehen der Diakonie Katastrophenhilfe findet am 16. und 17. September in Stuttgart eine Reihe von Veranstaltungen statt, darunter eine Fachtagung zu den ethischen Grundlagen der humanitären Hilfe. Zum Jubiläums-Festakt am 16. September wird unter anderem Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul erwartet.
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