Interview mit Florian Martens
("Mutter auf der Palme", 3.12. 2002,
20.15 Uhr)
Berlin (ots)
"Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau war für mich von Kindesbeinen an eine selbstverständliche Sache"
Sie spielen den Familienpatriarchen Karl, der nicht nur die Wünsche seiner Frau konsequent ignoriert, sondern auch über ein aufbrausendes Temperament verfügt. Ist es Ihnen schwer gefallen, sich in diese Rolle zu versetzen?
Im Vergleich zu manch anderer Rolle - beispielsweise der des Transsexuellen in "Der König von St. Pauli" - war mir Karls Persönlichkeit verhältnismäßig leicht zugänglich. Außerdem glaube ich, dass es viele Männer gibt, die diese oder ähnliche Charakterzüge aufweisen. In jedem Fall überschritt diese Rolle von Anbeginn nicht meinen persönlichen Vorstellungsrahmen.
Der Film spielt in einer idyllischen Vorstadtsiedlung, in der das Leben der Bewohner zunächst in geordneten und festgefahrenen Bahnen verläuft. Was halten Sie von so einem Leben?
Auch wenn ich es in Sachen Wohnen selbst gern ruhig mag, ist das im Film gezeigte Prinzip - Häuschen an Häuschen - nicht mein Fall. Ich bevorzuge eher eine weitläufigere Lage, wo mir nicht jeder in meine Privatsphäre und auf den Teller gucken kann.
Außerdem parodiert "Mutter auf der Palme" die Vorstellung, dass Frauen hinter den Herd gehören. Was verstehen Sie unter Emanzipation?
Von dieser Frage fühle ich mich eigentlich nicht angesprochen. Denn Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau war für mich von Kindesbeinen an eine selbstverständliche Sache. Das mag vielleicht auch darauf zurückzuführen sein, dass ich im Osten aufgewachsen bin, wo es in dieser Hinsicht eher unverkrampft zuging.
Karls Ehefrau Helen verbarrikadiert sich auf einem Baumhaus. Wie finden Sie diese Idee?
Vor dem Hintergrund, dass es sich um eine Komödie handelt, finde ich diese Idee sehr originell. In der Realität habe ich allerdings noch nicht von einem derartigen Fall gehört. Aber was nicht ist, kann ja noch werden...
Eine Ursache dieses Protests ist Helens Geburtstag, den die gesamte Familie vergessen hat. Ist Ihnen das auch schon einmal passiert?
In diesem Zusammenhang bin ich der falsche Ansprechpartner, weil ich im Bezug auf Zahlen ein wahrhaft fotografisches Gedächtnis habe. So habe ich noch Geburtsdaten und Telefonnummern von Leuten im Kopf, die ich schon seit 30 Jahren nicht mehr gesehen habe beziehungsweise von solchen, die mich ohnehin noch nie interessiert haben.
"Frauen sind meine Welt" sagt Karl an einer Stelle des Films. Können Sie sich in dieser Aussage wiederfinden?
Solch eine vereinfachende Aussage könnte niemals von mir stammen. Grundsätzlich denke ich jedoch, auch wenn ich noch nie verheiratet war, dass ich aufgrund meiner Erfahrung und wegen eines gewissen Fingerspitzengefühls im Bezug auf Frauen über tiefergehende Kenntnisse verfüge. Das bedeutet aber leider auch, dass ich nur noch selten von dem Verhalten einer Frau überrascht bin...
Angenommen, Ihre Frau würde auf einem Baumhaus in Streik treten. Was würden Sie sich einfallen lassen, um Sie wieder herunter zu locken?
Auf jeden Fall würde ich nicht - wie Karl - die Kettensäge in die Hand nehmen, um dem Streik ein möglichst schnelles und gleichermaßen unsanftes Ende zu bereiten. Wahrscheinlich kommt man in solchen Situationen mit aufrichtigen Worten immer weiter als mit der Holzfäller-Methode.
Nachdem die eingerosteten Familienstrukturen aufgelöst sind, wagen Helen und Karl einen Neuanfang. Welche Bedingungen müssen Ihrer Ansicht nach in einer intakten und gut funktionierenden Familie gegeben sein?
Am Anfang einer gut funktionierenden Familie steht für mich unumgänglich ein intaktes Verhältnis zwischen den beiden Beziehungspartnern. Wenn Kinder ins Spiel kommen, ist es das Wichtigste, ihnen ein gutes Gefühl innerhalb der Familie zu geben. Kurz, eine intakte Partnerschaft ist zwar kein Garant für eine gut funktionierende Familie, aber in jedem Fall eine wesentliche Voraussetzung.
Abschließend noch ein kurzer Ausblick in die Zukunft: Wird man Sie demnächst wieder in einer Komödie sehen können oder welche Projekte stehen an?
Im Moment drehe ich gerade mal wieder für "Ein starkes Team". Liebend gerne würde ich bald wieder in einer Komödie mitspielen. Aber im Vergleich zum Krimi-Genre sind Rollen in gut inszenierten Komödien eher rar gesät. Im Zweifelsfall, hoffe ich auf den nächsten Wedel...
Interview: Tina Klehm
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