Brasilien: Caritas kritisiert Corona-Politik der Regierung scharf
Marke von 500.000 Corona-Toten wird dieser Tage überschritten - "Humanitäre Katastrophe" aufgrund von verfehlter Regierungsarbeit
Freiburg/Brasilia (ots)
Brasilien wird in diesen Tagen die traurige Marke von 500.000 Toten erreichen, die infolge der Covid-19-Pandemie gestorben sind. Der südamerikanische Staat ist damit aktuell weltweit der Brennpunkt der Corona-Pandemie. Nur in den USA starben weltweit noch mehr Menschen an Covid-19. Während dort die Zahl der Toten jedoch stark rückläufig ist, stagniert die Entwicklung in Brasilien auf hohem Niveau. Aktuell weist die Statistik 494.000 Tote aus. Die Caritas Brasilien, lokaler Partner von Caritas international, macht dafür in einer aktuellen Stellungnahme die brasilianische Regierung verantwortlich. Grund für die humanitäre Katastrophe sei die verfehlte Corona-Politik. Zunächst sei die Pandemie verharmlost, dann unzureichend Aufklärung betrieben und schließlich der Kauf von Impfstoff verschleppt worden. Unter anderem heißt es in der Erklärung des Präsidenten der Caritas Brasilien, Bischof Mário Antônio da Silva:
"Die brasilianische Regierung zeigt sich vollkommen unsensibel und gleichgültig gegenüber dem Leid, das die Corona-Pandemie über die Menschen gebracht hat. Bislang gibt es kein offizielles Wort des Bedauerns über die menschlichen Verluste. Mindestens drei von fünf Todesfällen hätten mit einer angemessenen Corona-Politik der Regierung vermieden werden können. Die alarmierende Zahl der Todesfälle offenbart die Vernachlässigung und das völlige Unverständnis im Umgang mit der Pandemie seitens der Regierung: Eine konsequente Pandemie-Strategie fehlt vollkommen. Hingegen wurden entgegen den Empfehlungen der Wissenschaft und den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) große Summen in Medikamente und Behandlungen investiert, deren Wirksamkeit nicht nachgewiesen ist (...). Diese Politik der Regierung ist ein gewaltsamer Angriff auf das Recht auf Leben. Es kann keine Amnestie für Verbrechen wie dieses geben, denn es gibt 500.000 Familien, die ihre Angehörigen verloren haben; es sind 500.000 Menschen, die nicht mehr unter uns sind und mit ihnen gingen Träume, Projekte, Wissen, Errungenschaften. Diese Todesfälle schreien nach Gerechtigkeit!"
Die Corona-Pandemie offenbart auch gravierende Mängel des vernachlässigten brasilianischen Gesundheitssystems. So sterben im weltweiten Vergleich in brasilianischen Kliniken beispielsweise unverhältnismäßig viele an schwerer Atemnot leidende Patienten, die akut intubiert werden mussten. Angesichts der außer Kontrolle geratenen Corona-Pandemie und einem damit einhergehenden akuten Mangel an Sauerstoff sowie Schmerz- und Beruhigungsmitteln hatten diverse brasilianische Gouverneure im April die Vereinten Nationen um "humanitäre Hilfe" gebeten.
Caritas international, das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, hat unter anderem im Norden und Nordosten in diversen Bundesstaaten Corona-Hilfen der Caritas Brasilien unterstützt. Aktuell wird insbesondere Hilfe für die besonders stark betroffenen indigenen Gemeinschaften im Amazonas geleistet.
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