Afghanistan: "Das Gesicht der Not ist weiblich"
Ein Jahr Arbeitsverbot für Frauen in NGOs: Caritas appelliert, die notleidenden Frauen nicht zu vergessen
Humanitäre Hilfe ist dringlich und möglich
Kabul/Freiburg (ots)
Ein Jahr nach Erlass des Taliban-Dekretes, mit dem das Arbeiten von Frauen für Hilfsorganisationen stark eingeschränkt wurde, appelliert Caritas international an die Bundesregierung, kirchliche Geldgeber und private Spender die Hilfesuchenden in Afghanistan - insbesondere Frauen und Mädchen - nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. "Als Hilfsorganisation erleben wir Tag für Tag die dramatische Armut der Bevölkerung. Wir machen aber ebenfalls tagtäglich die Erfahrung, dass direkte, lebensrettende Hilfe auch für notleidende Frauen und Mädchen trotz widriger Umstände nach wie vor möglich ist. Wir sind es diesen Menschen deshalb schuldig, dass wir weiterhin an ihrer Seite bleiben", so Oliver Müller, Leiter von Caritas international.
90 Prozent aller Afghaninnen und Afghanen sind auf Überlebenshilfe angewiesen. Aufgrund ihrer besonderen Betroffenheit gilt das speziell für Frauen und Mädchen. So zeigen humanitäre Statistiken, dass Frauen überproportional unter den Folgen des verheerenden Erdbebens in Herat zu leiden haben. Sie sind auch besonders stark von den erzwungenen Ausweisungen aus Pakistan betroffen, die seit November hunderttausende Menschen in existenzielle Not stürzen. 80 Prozent der Ausgewiesenen, die seit November Pakistan verlassen mussten, sind Frauen und Kinder.
"Die Not in Afghanistan hat ein weibliches Gesicht", so Caritas international-Leiter Oliver Müller. "Es ist uns deshalb besonders wichtig, dass wir unseren Hilfsansatz "Mit Frauen, für Frauen" weiterhin umsetzen können. In den meisten afghanischen Provinzen ist das glücklicherweise bislang der Fall."
Caritas international ist seit den 80er Jahren in Afghanistan aktiv. Das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes unterstützt aktuell u.a. Mutter-Kind-Projekte, eine Prothesenwerkstatt und ein Lepra-Tuberkulose-Zentrum. Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Entwicklung und wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) werden zudem in Bamiyan Gemeinden in landwirtschaftlicher Entwicklung und Katastrophenvorsorge gefördert. In Herat leistet Caritas international mit Geldern des Auswärtigen Amtes Winterhilfe und versorgt Betroffene des Erdbebens.
Hinweis für Redaktionen: Oliver Müller, Leiter von Caritas international, steht für Interviews zur Verfügung. Kontakt über: 0761/200-515
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