Software-over-the-air (SOTA): Automobilhersteller für neue Geschäftsmodelle noch nicht bereit
Frankfurt am Main (ots)
Digitale Dienste in den Bereichen Sicherheit, Navigation & Infotainment, Komfort sowie Unterhaltung werden im Automobilbereich immer wichtiger. Der US-amerikanische Hersteller Tesla hat das früh erkannt und treibt die Konkurrenz mit immer neuen Geschäftsmodellen vor sich her. Die deutschen Automobilhersteller - noch mitten in der Transformationsphase - bedienen den Markt der digitalen Dienste bisher nur zögerlich. Eine neue Studie der Management- und Technologieberatung BearingPoint hat die Märkte in China, Deutschland und in den USA untersucht, das Potenzial bewertet sowie die Konsumentenwünsche und die Zahlungsbereitschaft hinsichtlich digitaler Dienste fürs Auto analysiert.
Eine neue Studie der Management- und Technologieberatung BearingPoint hat Autobesitzer in den großen Automärkten China, Deutschland und USA nach ihren Konsumentenwünschen im Bereich der Software-over-the-Air-Funktionen und Dienstleistungen befragt. Demnach interessieren sich ganze 87 Prozent der Autobesitzer in Deutschland für die Nutzung und den Erwerb digitaler Funktionen durch neue Software-Updates für ihr Auto.
Zukunftsmarkt digitale Dienste: Automobilhersteller müssen zu Softwareherstellern werden
Der Transformationsdruck auf die Automobilbranche wächst rasant und die Etablierung neuer Geschäftsmodelle gerade im Software-Bereich werden immer wichtiger. In allen drei für die Studie untersuchten Märkten China, Deutschland und USA stehen für 91 Prozent der Endkunden die Sicherheitsdienste klar an erster Stelle. Dicht gefolgt von Diensten zu Navigation und Infotainment mit 84 Prozent. Die Kategorien Komfort und Unterhaltung werden mit 71 bzw. 66 Prozent von Konsumentenseite genannt.
Die Top 3 Dienste der Konsumenten in China, Deutschland und USA
Über alle Kategorien hinweg stehen bei den Konsumenten drei bestimmte Dienste ganz oben in der Gunst: Echtzeit-Verkehrsinformationen, Diebstahlschutz sowie Warn- und Schließsystemfunktionen. Während in China und den USA der Diebstahlschutz klar an Nummer Eins steht, sind für deutsche Konsumenten die Echtzeit-Verkehrsinformationen das wichtigste. Der Diebstahlschutz landet hier auf dem zweiten Platz.
Die Zahlungsbereitschaft der Kunden für digitale Dienste ist in Deutschland am niedrigsten
Die deutschen Konsumenten haben im Vergleich die geringste Kaufabsicht hinsichtlich der Nutzung digitaler Dienste. Im Durchschnitt können sie sich vorstellen, jährlich 214 Euro auszugeben. In den USA ist die Zahlungsbereitschaft mit 300 Euro schon deutlich höher. Die höchste Zahlungsbereitschaft zeigen die chinesischen Konsumenten, die durchschnittlich 353 Euro pro Jahr ausgeben wollen.
Für Sicherheitsdienste findet sich in allen drei Ländern die höchste Zahlungsbereitschaft
In allen drei Ländern wird die Sicherheit mit über 90 Prozent von den Kunden als wichtigste Kategorie eingestuft und sie sind bereit, für diese digitalen Dienste bis zu 134 Euro pro Jahr zu zahlen. Auch für Dienste aus dem Bereich Komfort besteht mit bis zu 131 Euro eine hohe Zahlungsbereitschaft, obwohl die Befragten diese Kategorie mit 71 Prozent als weniger wichtig erachten. Am geringsten ist die Zahlungsbereitschaft für die Bereiche Navigations- und Infotainment-Funktionen und Unterhaltung mit 100 Euro bzw. 96 Euro. Gerade deutsche Endkunden erwarten, dass Navigations- und Infotainment-Funktionen preisgünstig oder sogar ohne Mehrkosten erhältlich sind.
Präferenz des Kaufzeitraums digitaler Dienste - Konfigurationsphase versus nach Auslieferung
Die Studie hat auch die Präferenz des Kaufzeitpunkts für digitale Features abgefragt. Dabei zeigt sich, dass die Konsumenten in allen drei Märkten beide Optionen erwarten, das heißt den Kauf digitaler Funktionen sowohl in der Konfigurationsphase als auch nach der Auslieferung per "Software-over-the-air". Je nach Hersteller werden den Kunden digitale Dienste als Paket oder auch individuell zum Einzelkauf angeboten. In allen drei Märkten wünschen sich 55 Prozent den Paketkauf, jedoch gibt es hier keinen signifikanten Trend, das heißt das Interesse, einzelne Funktionen zu erwerben bleibt wichtig. Zudem erwarten 90 Prozent der Kunden das Angebot einer kostenlosen Testphase bei der digitalen Dienste-Nutzung.
Christoph Landgrebe, Partner bei BearingPoint im Bereich Automotive: "Traditionelle deutsche Automobilhersteller stehen vor der großen Herausforderung, sich von einem Engineering- auch zu einem Softwareunternehmen weiterzuentwickeln. Die direkten Wettbewerber aus China und den USA sind nicht nur beim Thema Elektromobilität bereits eine starke Konkurrenz, sie bieten ihren Kunden auch schon eine Vielzahl von digitalen Dienstleistungen an. So hat der chinesische E-Autohersteller NIO bereits 184 'Over-the-Air'-Funktionen und auch sein erstes Firmware-Update Over-the-Air (FOTA) außerhalb Chinas in Norwegen herausgebracht. Tesla-Chef Elon Musk hat verkündet, dass in Kürze ein eigener Tesla-App-Store für Fahrzeuge starten soll. Zwar haben beispielsweise Mercedes mit 'Mercedes me connect Services' und Audi mit 'Functions on demand' erfolgreich digitale Dienste in ihre Neuwagen integriert, doch mit der reichen digitalen Produktpalette von Tesla und NIO können sie derzeit noch nicht mithalten. Noch scheinen die deutschen Hersteller nicht bereit, groß in dieses Geschäft einzusteigen. Dabei verspricht es ein enormes Wachstumspotenzial und ein sehr lukratives Geschäftsfeld."
Über die Studie
Für die Studie wurden über 600 Teilnehmer:innen in China, Deutschland und den USA zu ihren Erwartungen und Präferenzen in Bezug auf digitale Dienstleistungen und ihre Zahlungsbereitschaft für jede Dienstleistungskategorie befragt. Die befragten Teilnehmer:innen waren im Schnitt 35 Jahre alt und besaßen ein Auto (weniger als zehn Jahre alt und im mittleren bis gehobenen Preissegment).
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