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Verschärfen Schulschließungen Bildungsungleichheit? „Angepasster Regelbetrieb“ in NRW: Osnabrücker Bildungsforscher Reintjes empfiehlt, Ungleiches ungleich zu behandeln

Verschärfen Schulschließungen Bildungsungleichheit? „Angepasster Regelbetrieb“ in NRW: Osnabrücker Bildungsforscher Reintjes empfiehlt, Ungleiches ungleich zu behandeln
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In schneller Abfolge wechselten 2020 die Regelungen für das Öffnen oder Schließen der Schulen als Schutzmaßnahme zur Eindämmung des Pandemiegeschehens in Deutschland. Die vom Land Nordrhein-Westfalen systematisch erhobenen wöchentlichen Zahlen zum Unterrichtsgeschehen an den Schulen in NRW, die sog. COSMO-Daten (Corona-Schnellmeldung online), hat sich jetzt der Bildungswissenschaftler Prof. Dr. Christian Reintjes von der Universität Osnabrück angesehen. Die Erkenntnisse und Empfehlungen von Reintjes sowie Prof. Dr. Gabriele Bellenberg, Prof. Dr. Jörg-Peter Schräpler (beide Ruhr-Universität Bochum) und Dr. Markus Küpker (RuhrFutur) sind in der Open Access-Publikation „Das Bildungssystem in Zeiten der Krise. Empirische Befunde, Konsequenzen und Potenziale für das Lehren und Lernen“ erschienen.

035/2021 08.04.2021

Verschärfen Schulschließungen Bildungsungleichheit?

„Angepasster Regelbetrieb“ in NRW: Osnabrücker Bildungsforscher Reintjes empfiehlt, Ungleiches ungleich zu behandeln

In schneller Abfolge wechselten 2020 die Regelungen für das Öffnen oder Schließen der Schulen als Schutzmaßnahme zur Eindämmung des Pandemiegeschehens in Deutschland. Die vom Land Nordrhein-Westfalen systematisch erhobenen wöchentlichen Zahlen zum Unterrichtsgeschehen an den Schulen in NRW, die sog. COSMO-Daten (Corona-Schnellmeldung online), hat sich jetzt der Bildungswissenschaftler Prof. Dr. Christian Reintjes von der Universität Osnabrück angesehen. Die Erkenntnisse und Empfehlungen von Reintjes sowie Prof. Dr. Gabriele Bellenberg, Prof. Dr. Jörg-Peter Schräpler (beide Ruhr-Universität Bochum) und Dr. Markus Küpker (RuhrFutur) sind in der Open Access-Publikation „Das Bildungssystem in Zeiten der Krise. Empirische Befunde, Konsequenzen und Potenziale für das Lehren und Lernen“ erschienen.

Die Untersuchung basiert auf COSMO-Daten auf der Ebene einzelner Schulen für die Kalenderwochen 33 bis 50 im Jahr 2020, also dem Zeitraum zwischen den beiden Schulschließungsphasen in der Phase des sog. „angepassten Regelbetriebs“. Der Datensatz umfasst für NRW 2.717 öffentliche Grundschulen und 1.440 weiterführende allgemeinbildende Schulen.

„Uns hat besonders interessiert, ob sich in den vorliegenden Daten ein Zusammenhang zwischen Schul(teil-)Schließungen und steigender Bildungsungleichheit abzeichnet“, erklärt Prof. Reintjes.

Das Ergebnis: Überproportional häufig bot das soziale, wirtschaftliche und wohnliche Umfeld für Schülerinnen und Schüler für den Distanzunterricht keine günstigen Voraussetzungen. Die statistischen Auswertungen der von der NRW-Landesregierung erhobenen Daten hatten die Wissenschaftler dabei zusammen mit den Rahmenbedingungen betrachtet, in denen Schule vor Ort Unterricht organisieren und gestalten musste. Dabei habe sich kein harmonisches, sondern ein von standortspezifischen Herausforderungen und Planungsunsicherheiten geprägtes, differenziertes Bild gezeichnet, so Reintjes.

„Wir sehen, dass soziale Faktoren die Wirkung von Corona auf das Bildungsgeschehen beeinflussen. Die Schwächsten zeigen eine größere Vulnerabilität. Daher muss Ungleiches auch ungleich behandelt werden. Sonst wird Bildungsungleichheit noch größer werden“, mahnt Reintjes.

Die Analysen verdeutlichen, dass bis Ende Dezember 2020 von den Grundschulen in NRW nur 50,6 % und von den weiterführenden Schulen lediglich 43,2 % nicht von pandemiebedingten (Teil-)Schließungen betroffen waren. Die weitergehenden Analysen zeigen, dass die Schulschließungen mit der Schulform, der Schulgröße, den kommunalen Inzidenzen sowie dem sozialräumlichen Umfeld der Schule zusammenhängen: „Auffällig häufig mussten Schulen geschlossen oder teilgeschlossen werden, die große Systeme darstellen, wie etwa die Berufskollegs und Gesamtschulen. Aufgrund der größeren Anzahl an Klassen liegt hier die Wahrscheinlichkeit für eine Schließung aber auch strukturbedingt schon etwas höher“, so Reintjes.

Überproportional häufig waren auch Schulen betroffen, die in Kommunen mit hohen Inzidenzen liegen. Dies deckt sich mit dem Befund des RKI, dass Ausbruchsfälle an Schulen in einem engen Zusammenhang mit der regionalen Inzidenz der Bevölkerung stehen.

Christian Reintjes hat an der Universität Osnabrück die Professur für Schulpädagogik mit dem Schwerpunkt empirische Schul- und Unterrichtsforschung, er ist Vorsitzender des Zentrums für Lehrerbildung sowie Vorsitzender der Sektion Schulpädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE).

Zur Publikation:

„Schule und Unterricht im angepassten Regelbetrieb. Analyse und Reflexion Corona-bedingter (Teil-)Schließungen von Schulen anhand der COSMO-Befragung in NRW“ In: Christian Reintjes, Raphaela Porsch, Grit im Brahm (Hrsg.): Das Bildungssystem in Zeiten der Krise. Empirische Befunde, Konsequenzen und Potenziale für das Lehren und Lernen. Münster 2021.

Volltext online: https://www.waxmann.com/buch4362

Weitere Informationen für die Redaktionen:

Prof. Dr. Christian Reintjes, Universität Osnabrück

Schulpädagogik mit dem Schwerpunkt empirische Schul- und Unterrichtsforschung

0541 969-4551

0172 2154258

christian.reintjes@uos.de

Dr. Oliver Schmidt, Universität Osnabrück
Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Neuer Graben / Schloss, 49076 Osnabrück
Tele.: +49 541 969 4516
E-Mail:  oliver.schmidt@uni-osnabrueck.de
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Dokument:  035_PM_ Reintjes_Sch~iessungen_2021.docx
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