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Internet-Infosystem lässt Landwirte nicht länger allein auf weiter Flur stehen
Ökonomische und ökologische Pflanzenproduktion in Deutschland soll mit ISIP verbessert werden - DBU hilft mit 5,2 Millionen Mark

Bad Kreuznach (ots)

Die Landwirte in Deutschland sollen
zukünftig nicht mehr allein auf weiter Flur stehen, wenn es darum
geht, ökonomisch sinnvoll, aber ökologisch verantwortlich ihre Äcker
zu bestellen. Ein neues interaktives, internetbasiertes
Informationsnetz soll ihnen gebündelt, qualitätsgeprüft und
benutzerfreundlich helfen, die vielen wissenschaftlichen Erkenntnisse
besser als bisher für die Praxis zu nutzen. Die "Zauberformel" heißt
ISIP: Informationssystem Integrierte Pflanzenproduktion. Die in
diesem Verein zusammen geschlossenen Landwirtschaftskammern in
Deutschland sowie die rheinland-pfälzische Landesanstalt für
Pflanzenbau und Pflanzenschutz wollen zu einer verbesserten,
spezifischen und schnelleren Entscheidungshilfe für den Landwirt
beitragen und damit die Umwelt zu schützen helfen. Die Deutsche
Bundesstiftung Umwelt (DBU), Osnabrück,  stellt dafür 5,2 Millionen
Mark zur Verfügung. Heute wurde in Bad Kreuznach die
ISIP-Geschäftsstelle in Betrieb genommen.
Die Motivation der DBU, dieses Verbundprojekt von 66
Kooperationspartnern zu unterstützen, erläuterte heute vor
Journalisten Dr. Werner Wahmhoff, Leiter der Abteilung
Umweltforschung und Naturschutz. Unbestritten sei der
Informationsfluss zu den Landwirten noch nie so gut wie heute. Es
werde eine unübersehbare Fülle von Detailinformationen in
verschiedenen Formen angeboten. Gleichwohl bleibe aber dem einzelnen
Landwirt weitgehend überlassen, aus dieser großen Flut die für seinen
Betrieb passenden Teilinformationen herauszufiltern. Hier Abhilfe zu
schaffen und die Informationen in komplexer Form qualitätsgeprüft zu
bündeln und gleichzeitig benutzerfreundlich zugänglich zu machen, sei
"eine drängende Herausforderung".
Zwar habe die Forschung in den letzten Jahren umfangreich
erarbeitet, wie Pflanzen umweltgerecht produziert werden könnten.
Unabhängig davon, dass diesbezüglich weiterer Forschungsbedarf
bestehe, gelinge es bisher aber nur unzureichend, die
wissenschaftlichen Erkenntnisse schnell in praktisches Handeln bei
den Landwirten umzusetzen, so Wahmhoff weiter.
Maßgeblich liege das daran, dass der Informationsfluss von den
Forschungseinrichtungen zum einzelnen Landwirt nicht optimal sei. Es
fehle aber auch eine Bündelung der vielfältigen Detailinformationen.
So bleibe es weitgehend dem einzelnen Landwirt überlassen, daraus ein
für seinen Betrieb optimales Produktionsverfahren zu gestalten.
Wahmhoff: "Gelänge es, diese Defizite zu beseitigen, d. h. die
Informationen in komplexer Form zu bündeln und gleichzeitig
benutzerfreundlich zugänglich zu machen, wären die Landwirte sehr
viel besser in der Lage, die mit der pflanzlichen Produktion
verbundenen unerwünschten Umweltwirkungen ohne Beeinträchtigung ihrer
ökonomischen Ziele deutlich zu verringern."
Alle bisherigen Angebote hätten eines gemeinsam: Der
Informationsfluss sei einseitig, Informationen könnten nur abgerufen
werden. Eine echte Interaktivität, bei der der Nutzer etwa seine
schlagspezifischen Daten eingebe und eine darauf abgestimmte Antwort
bekomme, existierten nicht. Genau diese Chance des wechselseitigen
Informationsaustausches biete aber das Internet. Interaktive
Informationsnetze könnten Entscheidungsmodelle einbinden, bisher
nicht umgesetzte Verknüpfung mit aktuellen regionalspezifischen
Empfehlungen und betriebsflächenspezifischen Daten herstellen und so
verbesserte Entscheidungsinformationen für den landwirtschaftlichen
Betrieb liefern. Wahmhoff: "Die intensive Nutzung moderner
Informationstechnologien wird kurzfristig zu einem bedeutenden
Wettbewerbskriterium auch für landwirtschaftliche Betriebe werden."
Ein solches Informationsnetz biete neben einer Verringerung von
Umweltbelastungen zahlreiche Vorteile, erläuterten der Direktor der
Landwirtschaftskammer Hannover und Vorstandsvorsitzende von ISIP,
Bernd-Udo Hahn, und Dr. Benno Kleinhenz von der Zentralstelle der
Pflanzenschutzdienste für computergestützte Entscheidungshilfen im
Pflanzenschutz (ZEPP). Es helfe, Ertragsreserven auszuschöpfen, indem
Produktionsverfahren verbessert würden. Gleichzeitig würden Kosten
gespart, weil unnötige Aufwendungen bei Dünger oder
Pflanzenschutzmitteln und Mehrfachentwicklungen in der
Informationstechnologie bei verschiedenen regionalen Beratungsträgern
vermieden würden.
Als ein Element in ISIP integriert werden sollen, so Dr. Wahmhoff
weiter, Entscheidungshilfen für die Bekämpfung von Blattkrankheiten
bei der Zuckerrübe, die vom Institut für Zuckerrübenforschung
(Göttingen) gemeinsam mit verschiedenen Rübenanbauerverbänden und den
Pflanzenschutzdiensten der Länder entwickelt werden sollen. Ziel sei
die Weiterentwicklung von Strategien zur Bekämpfung pilzlicher
Blattkrankheiten und ihre schnelle Einführung in die
landwirtschaftliche Praxis.
Als einen weiteren ISIP-Baustein entwickele die ZEPP in Mainz
(Rheinland-Pfalz) mit Partnern aus verschiedenen Bundesländern eine
Entscheidungshilfe zur Bekämpfung der Kraut- und Knollenfäule der
Kartoffel, die die Feldfrucht mit dem höchsten
Pflanzenschutzmittelaufwand pro Fläche sei. Ziel sei es, durch
Weiterentwicklung computergestützter Entscheidungshilfen den Einsatz
von Pilzbekämpfungsmitteln im Kartoffelanbau zu verringern, Prognosen
des Erstbefalls auszubauen und neu entwickelte Modelle zur Prognose
des Befallsverlaufes bundesweit zu überprüfen und zu etablieren.
Durch diesen "Warndienst" solle der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln
auf den drei Milliarden Quadratmetern Kartoffelanbaufläche in
Deutschland - das entspricht etwa der Größe von 400.000
Fußballfeldern - um zehn bis 35 Prozent verringert werden.
Hinweis an die Redaktionen: Eine Übersicht über alle von der DBU
geförderten ISIP-Teilvorhaben, eine grafische Darstellung des
Informationssystems, einen ausführlicheren Text (Fachmedien) zu ISIP
und Angaben zum neuen ISIP-EDV-Koordinator Dr. Manfred Röhrig sowie
dem neuen kaufmännische ISIP-Koordinator Reinhard Sander erhalten Sie
auf Nachfrage.
Fotos zum Thema finden Sie auf der Homepage der Stiftung unter
www.dbu.de im Bereich Presse

Kontakt:

An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Tel. 0541/9633-521
Fax 0541/9633-198
E-Mail: fg.elpers@dbu.de

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