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"Rote Karte" für weiße Stängel: dem Raps eine chemiefreiere Chance
Erstes praxisreifes Prognosemodell im Internet hilft Bauern ab heute bei Bekämpfung der Pflanzenkrankheit

Göttingen (ots)

Die Weißstängeligkeit ist für den Landwirt die
Pest. Die durch einen Pilz verursachte Pflanzenkrankheit befällt die
Rapsstängel, lässt sie absterben, gelangt zurück in den Boden und
bleibt dort über Jahre infektionsfähig. Befallene Rapspflanzen
sterben vorzeitig ab. Der Bauer muss vorbeugend spritzen. Muss er?
Seit heute steht unter www.isip.de das derzeit einzige praxisreife
Modell parat, das dem Landwirt hilft zu entscheiden, ob er
Pflanzenschutzmittel einsetzt oder nicht. Deren Gebrauch konnte bei
Tests im Vorjahr um drei Viertel verringert werden, was Umwelt und
Geldbeutel schont. Das vom Institut für Pflanzenpathologie und
Pflanzenschutz der Universität Göttingen entwickelte Modell wurde mit
175.000 Euro von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert.
Der Erreger der Weißstängeligkeit - im Fachjargon Sclerotinia
sclerotiorum -  "gehört zu den wirtschaftlich wichtigsten und
gefährlichsten Schaderregern im Raps", betont Dr. Reinhard Sander vom
ISIP e.V., dem "Informationssystem Integrierte Pflanzenproduktion".
Der zunehmende Anbau von Raps als nachwachsender Rohstoff habe dazu
beigetragen, dass sich diese Krankheit in den letzten Jahren in
einigen Anbauregionen stark ausgedehnt habe: Bei Befall vergilben
Triebe und Schoten, werden notreif und sterben vorzeitig ab. Sander:
"Derzeit wird die Weißstängeligkeit überwiegend routinemäßig durch
Pflanzenschutzmittel zum Zeitpunkt der Rapsblüte bekämpft."
Verschiedene Untersuchungen belegten aber, dass viele dieser
nicht-zielgerichteten Behandlungen unwirtschaftlich seien und Mengen
chemischer Wirkstoffe eingespart werden könnten. Dadurch könne der
Landwirt nicht nur seine Flächen umweltschonender bewirtschaften,
sondern auch wesentlich Kosten sparen.
Das nun entwickelte Prognosemodell "SkleroPro" ermögliche ihm eine
verlässliche Einschätzung, ob er die Weißstängeligkeit im Winterraps
bekämpfen muss oder nicht, durch eine kleinräumige, schlagspezifische
und schadensbezogene Vorhersage. Durch die Einbindung dieser
flexiblen Schadensschwellen sage SkleroPro nicht nur die Intensität
des Befalls vorher, es sei auch besonders auf eine wirtschaftliche
Entscheidung ausgerichtet.
Der Anwender wählt in ISIP die Wetterstation aus, die seinem Feld
am nächsten liegt und von dem er eine Prognose berechnen lassen
möchte. Danach gibt er den Entwicklungsstand des Rapses, die
Fruchtfolge, den erwarteten Ertrag, den Rapspreis sowie die
Bekämpfungskosten ein. In einer Tabelle werden dann seine
individuellen Daten sowie die berechneten Ergebnisse dargestellt.
Eine Behandlungsempfehlung wird nur dann gegeben, wenn die
berechneten schlagspezifischen Schwellenwerte überschritten werden.
Das heißt: wenn der zu erwartende wirtschaftliche Schaden höher wird
als die Kosten für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Zum Zugriff
auf das ISIP-Portal ist ein Passwort erforderlich, das Interessenten
unter www.isip.de, bei Landwirtschaftskammern oder
Pflanzenschutzämtern erhalten.
Mit rund 2,6 Millionen Euro hatte die DBU bereits im Juni 2001 den
Aufbau von ISIP und die Entwicklung von vier Modellen für Getreide,
Kartoffeln und Zuckerrüben unterstützt. Die Landwirte in Deutschland
sollten nicht mehr allein auf weiter Flur stehen, wenn es darum geht,
ökonomisch sinnvoll, aber ökologisch verantwortlich ihre Äcker zu
bestellen. Das interaktive, internetbasierte Informationsnetz sollte
ihnen gebündelt, qualitätsgeprüft und benutzerfreundlich helfen, die
vielen wissenschaftlichen Erkenntnisse besser als bisher für die
Praxis zu nutzen. Die in diesem Verein zusammen geschlossenen
Landwirtschaftskammern und Bundesländer wollen zu einer verbesserten,
spezifischen und schnelleren Entscheidungshilfe für den Landwirt
beitragen und damit die Umwelt schützen helfen.
Fotos zur kostenfreien Veröffentlichung unter www.dbu.de
Hinweis an die TV-Redaktionen: Unter
http://www.dbu.de/video/rapsfilm.wmv sehen Sie einen Film, der  den
Anbau und die Pflege von Rapsflächen über das gesamte vergangene Jahr
vor dem Hintergrund der in der Pressemitteilung skizzierten
Problematik mit O-Tönen von Experten zeigt. Rohschnittmaterial zu
diesem Film stellen wir Ihnen bei Bedarf gern kostenlos zur
Verfügung.

Pressekontakt:

Franz-Georg Elpers
- Pressesprecher -
Katja Cherouny
Anneliese Grabara
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Telefon: 0541|9633521
Telefax: 0541|9633198
presse@dbu.de
www.dbu.de

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