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160 Millionen Menschen müssen in Indien ein Leben als Ausgestoßene fristen

Hamburg (ots)

Indien gilt als technologisches Musterland und als
Asiens Vorzeigedemokratie. Andererseits leidet in Indien jeder
sechste Einwohner - rund 160 Millionen Menschen - unter dem Stigma,
"unberührbar" zu sein. Unberührbare sind von der Gesellschaft
ausgestoßen, sie werden ausgebeutet und verachtet. NATIONAL
GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND berichtet in der aktuellen Juni-Ausgabe (EVT
26.05.2003) ausführlich über die Stigmatisierung dieser
Bevölkerungsgruppe.
Offiziell verbietet die Verfassung Indiens die Diskriminierung
durch das Kastenwesen. Doch Unberührbare werden ausgegrenzt, gemieden
und beleidigt. Sie dürfen Tempel und Häuser von Angehörigen höherer
Kasten nicht betreten, verrichten die "unreinen" Arbeiten, die
Kontakt mit Blut, Exkrementen und anderen als unsauber erklärten
körperlichen Dingen verlangen. Sie äschern die Toten ein, säubern die
Latrinen, fegen die Gosse. Vorurteile bestimmen ihr Leben, vor allem
auf dem Land, wo fast drei Viertel der indischen Bevölkerung leben.
Viele flüchten daher in die Anonymität der Großstädte.
Unberührbare sind unberührbar von Geburt an und kaum jemand hat
die Chance, diesen Makel zu verheimlichen. Denn in Indien als Hindu
geboren zu werden bedeutet, Teil des Kastensystems zu sein, einer der
ältesten Formen gesellschaftlicher Diskriminierung. Seit rund 1500
Jahren herrscht in der indischen Gesellschaft die Vorstellung, dass
Menschen ungleich seien. Dieses uralte Glaubenssystem ist mächtiger
als das moderne Gesetz. Das tägliche Leben bestimmt der Hinduismus,
die Religion, zu der sich 80 Prozent der indischen Bevölkerung
bekennen und die starre Hierarchien und strikte gesellschaftliche
Verhaltensregeln vorsieht. Weder Reformbewegungen noch der Einsatz
von Angehörigen höherer Hindu-Kasten konnten bislang das
hinduistische Kastensystem prinzipiell in Frage stellen.
Die größten Hoffnungen auf Veränderung ruhen zur Zeit auf einer
kleinen, aber wachsenden Gruppe von Bürgerinitiativen, die über ganz
Indien verstreut sind. In den Dörfern, den Keimzellen des
Kastensystems, versuchen Bürgerrechtler den Menschen beizubringen,
wie sie gegen ihr Schicksal angehen könnten, bieten Rechtshilfe, um
auf dem Gerichtsweg gegen Diskriminierung und Gewalt vorzugehen. Und
diese ist dringend notwendig, denn in den vergangen Jahren hat die
Gewalt gegen Unberührbare dramatisch zugenommen. Sie werden
vergewaltigt, verbrannt und gelyncht. Bürgerrechtler deuten dies als
direkte Folge des neuen Selbstbewusstseins der Unberührbaren, die
sich gegen ihre Kastenzugehörigkeit zur Wehr setzen.
Für Rückfragen:
NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND
Public Relations
Myriam Reinwein
Kehrwieder 8
20457 Hamburg
Tel.: (040) 3703-5526
Fax: (040) 3703-5590 
reinwein.myriam@ng-d.de

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