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Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zum EU-Gipfel

Köln (ots)

Der Vision fehlt Resonanz
JOST SPRINGENSGUTH zur stockenden Reform der EU
In der breiten Wahrnehmung
wird Europa immer wieder in
Frage gestellt. Wer weiß schon,
wofür es gut ist, was da alles in
Brüssel beschlossen, verordnet
und harmonisiert wird? Jeden
falls sitzen dort die Sündenbö
cke, an denen die noch zu
schwache Akzeptanz der Euro
päischen Union immer wieder
festgemacht wird. Die Stärke
der EU-Skeptiker wurde jetzt
wieder einmal durch nicht mal
eine Millionen Iren ins konti
nentale Bewusstsein gerückt,
die dem Reformvertrag nicht
zugestimmt haben. Er soll für
490 Millionen Europäer in 27
Mitgliedstaaten noch vor der
nächsten Europawahl gelten.
Der mühsam ausgehandelte
Vertrag hat zwar viele Makel,
die Kompromisse auf so breiter
Basis nun einmal mit sich brin
gen. Er hat aber die Qualität,
die EU geschlossener und
handlungsfähiger zu machen.
Die Kommission soll verklei
nert, Mehrheitsbeschlüsse
möglich und die parlamentari
sche Basis der "EU-Regierung"
verstärkt werden. Dazu kann
man doch nicht Nein sagen!
Der Vertrag bietet die Chance,
dass das Monster abspeckt.
Nun sind es immer wieder die
selben, die zur Besonnenheit
mahnen und in Gang halten.
Bundeskanzlerin Merkel setzt
auf stille Diplomatie und Hart
näckigkeit, die Iren noch einzu
binden. Jean-Claude Juncker
ist der zweite Europa-Kämpfer,
der eine wohl wichtige Rolle im
europäischen Reparaturbetrieb
der nächsten Wochen wahrneh
men wird. Er will für eine "was
serdichte Lösung" kämpfen.
Man mag geneigt sein, den
Iren zum empfehlen, sich
wieder aus der Gemeinschaft
zurückzuziehen. Solche Töne
stammen vorwiegend aus dem
Lager der Europa-Gegner. Da
bei lohnt es sich doch, weiter
dafür zu sorgen, dass das sicht
bar wird, wo Europa funktio
niert: Es dominieren Frieden
und Freiheit wie nie zuvor auf
diesem Kontinent. Wo gibt es
bei allen sozialen Sorgen mehr
verbreiteten Wohlstand in die
ser Welt? Der Euro macht das
Wirtschaften und Leben einfa
cher; er ist eine feste Bank.
Europa hat eine viel verspre
chende Vision - nur noch nicht
alle Europäer. Da müssen noch
viele Steine aus dem Weg ge
räumt werden.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Jost Springensguth
print@kr-redaktion.de

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