Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau zum US-Wahlkampf
Köln (ots)
Trivialisierung
FRIEDEMANN DIEDERICHS zum US-Wahlkampf
In Afghanistan gewinnen die Taliban langsam die Ober hand. Imperialistische Gelüste Russlands bereiten weltweit Sorge. Iran arbeitet eifrig an der Atombombe. In Nahost ist immer noch kein Frieden in Sicht. Hunderttausende Haus besitzer in den USA zittern um ihr Eigenheim. Und was tun die US-Republikaner zum Auftakt des Krönungs-Parteitags für John McCain? Sie widmen den größten Teil ihrer Aufmerksam keit der Schwangerschaft der minderjährigen Tochter von Vi ze-Kandidatin Sarah Palin und den daraus resultierenden Fra gen zu den Chancen am 4. No vember.
Die Trivialisierung des US-<> Wahlkampfs hat damit einen neuen Tiefpunkt erreicht, und man wünscht sich vor allem ei nes: Dass jener Mann, der bald das mächtigste Land der Welt führen will, mit der Faust kräftig auf den Tisch schlägt und sei nen Parteifreunden zuruft: Genug ist genug!
Dass er dies nicht tut, hängt wohl auch damit zusammen, dass sich der Kriegsheld John McCain nun im Nahkampf mit der täglichen Gerüchteküche befindet. Da geht es um einen möglichen Amtsmissbrauch seiner Überraschungskandida tin, um die grundsätzliche Qua lifikation Palins für das wichtige Amt und um die Frage, wer wann was gewusst hat. Wie die Antworten darauf ausfallen und was die durch die Schwanger schafts-^Seifenoper neugierig gewordenen Medien noch zuta ge fördern, dürfte unmittelba ren Einfluss auf die Wahlchan cen des 72-Jährigen haben. Denn in erster Linie steht jetzt hinter seinem Urteilsvermögen ein dickes Fragezeichen.
Jedes Stückchen Zweifel an der Kandidatin Sarah Palin ist auch ein Zweifel an John McCain, der für ihren Charakter und ihre Fähigkeiten gebürgt hat. Stürzt Palin noch vor dem Wahltag, wäre das für die Re publikaner der Super-GAU. Und eine als Paukenschlag in szenierte Entscheidung, mit der McCain Millionen von Hilla ry-Clinton-Wähler ins Boot zie hen wollte, würde sich als un überbietbare Peinlichkeit ent puppen. Keine Frage: Barack Obama darf sich angesichts der Selbst-Demontage der Re publikaner die Hände reiben.
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