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Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zu Stasi-Leuten in Behörden

Köln (ots)

Mit Augenmaß
NORBERT WALLET, Berlin,zu Stasi-Leuten in Behörden
Die Zahl ist erschreckend. 17000 ehemalige Stasi-Mitarbeiter 
sollen
noch immer im Öffentlichen Dienst tätig sein. Erschreckend aus zwei 
Gründen: Weil
sie noch einmal deutlich macht, welch ungeheure Dimensionen das 
Ministerium für Staatssicherheit
in der DDR hatte - 1989 arbeiteten dort 91000 Menschen im Dienste 
eines Unrechtsregimes.
Dazu kam noch das Heer der 174000 inoffiziellen Zuträger. 
Erschreckend ist die Zahl
aber auch, weil sie deutlich macht, dass rasch nach der Wende viele 
Überprüfungen
allzu oberflächlich durchgeführt wurden.
Da allerdings muss man sich vor zu schnellen Urteilen hüten. Es 
mussten damals in
großer Eile funktionierende Verwaltungen aufgebaut werden - zu einem 
Zeitpunkt, da
nur ein kleiner Teil des riesigen Fundus an hinterlassenen 
Stasi-Unterlagen gesichtet
war. Da war es für viele in Sachen Konspiration gut ausgebildete 
Stasi-Mitarbeiter
leicht, durch die Maschen zu schlüpfen. Die junge Bundesrepublik 
hatte in den 50er
Jahren eigene Erfahrungen mit dem Erbe einer Diktatur gemacht. Und 
auch damals fand
so manch wendige Gestalt schlanken Fußes den Einstieg in die neuen 
Verhältnisse. Nicht
schön, gewiss nicht, aber die junge Republik ist daran nicht 
zerbrochen.
Eine gewisse Gelassenheit ist also angebracht. Sowohl 
dienstrechtlich wie ganz einfach
menschlich wird man zwanzig Jahre nach dem Umbruch viele Einzelfälle 
akzeptieren müssen
wie sie sind. Augenmaß und Differenzierung sind angesagt: Es macht 
einen großen Unterschied,
ob ein Ex-Stasi-Mitarbeiter heute Mathematik- oder Sozialkundelehrer 
ist - oder ob
er Pförtner oder Personalreferent ist. Auch hier gilt der alte 
Grundsatz, wonach Recht
ohne Gnade grausam und Gnade ohne Recht blind ist.
<$19>D<$0>rücken darf man sich aber nicht vor einer Aufarbeitung. 
Das ist die Gesellschaft
denen schuldig, die mit ihrem persönlichen Einsatz und Mut das Regime
überwunden haben
- gegen den erbitterten Widerstand der Stasi und ihrer Angehöriger.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Jost Springensguth
print@kr-redaktion.de

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