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Kölnische Rundschau

Kölnische Rundschau: Gastkommentar von PAUL BAUWENS-ADENAUER zum Einsturz des Kölner Stadtarchivs vor einem Jahr

Köln (ots)

Ein Jahr nach der Katastrophe an der Severinstraße,
die zwei Menschenleben kostete und das "Schatzhaus" der 
stadtkölnischen Geschichte zum Einsturz brachte, reibt man sich 
verwundert die Augen. Immer wieder neue Erkenntnisse, die nach einem 
Jahr an das Tageslicht befördert werden, bestimmen die öffentliche 
Diskussion. Warum, so fragt sich der neutrale Betrachter, fanden 
solche Untersuchungen nicht bereits vor elf Monaten statt? Warum 
dauert es so lange, bis die Hintergründe aufgedeckt werden? Wer führt
für die Öffentlichkeit sichtbar die Regie bei der Aufklärung? Was 
macht eigentlich die städtische Bauverwaltung? Bei aller Kritik an 
den Bauleuten darf man aber nicht vergessen, dass Bauwerke und 
insbesondere Ingenieurbauwerke in der Größe dieses U-Bahn-Projektes 
eine große technische Leistung darstellen und eine hohe technische 
Kompetenz erfordern. Jeder Großbau ist ein Prototyp - das Bauwerk vom
Fließband gibt es nicht. Solche Projekte sind immer auch mit Risiken 
behaftet, dies gilt nicht nur für Köln. Gegen alle Eventualitäten 
kann man sich nicht absichern, auch nicht gegen kriminelle 
Machenschaften. Typisch Köln ist, dass Politik und Verwaltung sich in
den letzten Jahren zu stark Klientelinteressen verpflichtet gefühlt 
haben. Eine am Gemeinwesen orientierte Politik hatte da das
Nachsehen. Folge war, dass die Qualität insgesamt sank und
stringentes Handeln abnahm. Daher resultiert auch die offensichtliche
Unfähigkeit, solche Großbauten wirkungsvoll kontrollieren zu können. 
Die Nord-Süd-Stadtbahn war schon in der Planung ziellos - warum endet
sie unverhofft im Kölner Süden und kreuzt die Rheinuferstraße wie vor
100 Jahren? Die meist befahrene
Straßenbahnstrecke von Osten nach Westen gehört unter die
Erde. Stattdessen wühlt man sich durch ein rheinnahes und
dicht bebautes Stadtviertel. Ein Projekt aus dem Nebel der Kölner 
Kommunalpolitik. Wer hat dies den Kölnern eingebrockt? Vergleichbares
bahnt sich beim Opern-Schauspielhaus-Projekt
an. Auch hier fehlt es an einem klaren, für alle verständlichen
Konzept, das Städtebau und Funktion vereint. Wenn schon
städtebaulich nicht der "große Wurf" gelingt, dann muss zumindest die
Kostenexplosion verhindert werden. Der angebliche "Kostendeckel" ist 
reine Augenwischerei. Bei einem "Weiter so!" werden in wenigen
Jahren Nachforderungen gestellt, denen aus lauter Zwang
nachgekommen werden muss, will man keine Bauruine das
Stadtbild dominieren lassen. Daher benötigen die Kölner Klarheit in 
der Planung, Stringenz im Handeln, Verantwortung der handelnden 
Personen und vor allem definierte Ziele. Es bietet sich jetzt die 
Chance, aus den Stolpersteinen Startblöcke zu machen. Denn Potenzial 
ist genügend vorhanden: Die Kölner Wirtschaft hat die Krise bisher 
mit wenigen Blessuren überstanden, die Stadt hat hohe Lebensqualität 
für junge Leute, und einige hoffnungsvolle Bauten wie im Rheinauhafen
und die Cologne Oval Offices können vorgezeigt werden. Köln muss 
wieder an der Spitze spielen und raus aus den schlechten Nachrichten 
- das ist das Klassenziel!
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Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Engelbert Greis
print@kr-redaktion.de

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