DBU-Generalsekretär Bonde: Mit Energieeffizienz und mehr Erneuerbaren Abhängigkeit von fossilen Energieträgern stoppen - und von despotischen Staaten und Diktaturen
Klimastreik wichtiges Signal
Berlin (ots)
Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), sieht in der effizienteren Nutzung von Energie und Ressourcen das "große europäische Projekt für Unabhängigkeit und nachhaltigen Wohlstand". Bonde sagte der "Heilbronner Stimme": "Ressourcenschutz, Energieeffizienz und ein massiver Ausbau der erneuerbaren Energien müssen zu unseren Leitplanken werden. Nur so lässt sich die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern stoppen - und von despotischen Staaten und Diktaturen. Die gleiche Anstrengung brauchen wir, um die Nachfrage nach Material und Ressourcen zu verkleinern, denn die nächsten Abhängigkeiten zeichnen sich bereits an den Rohstoffmärkten ab. Der Schlüssel zu Unabhängigkeit und Wohlstand heißt: effizient und erneuerbar."
Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sagte Bonde weiter: "Zuallererst muss es darum gehen, das entsetzliche Leid von Millionen Menschen zu stoppen oder zumindest zu mildern, die Opfer des völkerrechtswidrigen Kriegs von Russland gegen die Ukraine geworden sind. Aber natürlich hat der Krieg dem Westen unerbittlich vor Augen geführt, dass die Förderung von Öl, Gas, Kohle und Uran nicht nur die Umwelt schädigt, sondern vielfach auch Diktaturen finanziert. Es ist nachvollziehbar, dass die Bundesregierung nun neue Versorgungswege öffnen will, aber die einzige langfristige Lösung ist der Ausbau der erneuerbaren Energien."
Bonde wünscht sich in Reaktion auf den von Öl- und Gas-Verkäufen finanzierten russischen Angriffskrieg: "Wir müssen Energieeffizienz und Kreislaufwirtschaft zum großen gesellschaftlichen Projekt machen. Das ist die Chance, mit Innovation und Ingenieurskunst einen großen Sprung zu machen. Ein großer gesellschaftlicher Schritt in die effizientere Nutzung von Energie und Ressourcen: Das ist das große europäische Projekt für Unabhängigkeit und nachhaltigen Wohlstand."
Ein Ausweg aus der Krise werde die Circular Economy sein - "also eine umfassende Kreislaufwirtschaft vom nachhaltigen Produktdesign über Müllvermeidung bis hin zum Wiederverwenden, Teilen, Reparieren und Recyceln von Waren und Gütern. Materialkreisläufe können deshalb zum Klimaretter werden, denn sie sparen Treibhausgas-Emissionen und Material. Rohstoff-Abbau und Bearbeitung verursachen weltweit mehr als die Hälfte der globalen Treibhausgase und einen Großteil der Umweltschäden. Und auch betriebswirtschaftlich lohnt es sich, unabhängiger zu werden - wie viele gerade schmerzhaft merken".
Bonde äußert sich auch zum aktuellen "Klimastreik": "Die Klimakrise hat bedrohliche Ausmaße, und sie macht keine Pause. Der vor einigen Tagen in der Antarktis erneut gemessene Wärmerekord, der 40 Grad über den für diese Jahreszeit sonst üblichen Wert liegt, ist eine der vielen besorgniserregenden Zeichen. Dass die Bewegung "Fridays for Future" am Freitag mit dem zehnten globalen Klimastreik mit Hunderttausenden für Klimagerechtigkeit und Frieden weltweit auf die Straßen geht, ist ein wichtiges Signal. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind klar: Wir müssen jetzt konsequent ins Handeln kommen, um noch Schlimmeres zu verhindern. Die Klimakrise ist menschengemacht, und beim Klimaschutz haben wir keine Zeit zu verlieren. Die fossilen Energieträger sind Ursache der Klimakrise, nur ihre Ablösung durch erneuerbare Energien, ein sparsamerer und effizienterer Einsatz von Energie und ein sorgsamerer Umgang mit Ressourcen kann das Problem wirklich lösen. Das würde gleichzeitig auch helfen, die zweite große Umweltkrise unserer Zeit zu stoppen: das massive Artensterben."
Der DBU-Generalsekretär verweist darauf, dass noch nicht ausreichend gesehen werde, "in welchem Umfang der menschengemachte Rückgang der Artenvielfalt uns Menschen ähnlich stark bedroht wie die Klimakrise. Klimaschutz und Artenschutz müssen zusammen angepackt werden. Die Zusammenhänge sind komplex aber dennoch klar. Darauf weist auch der jüngste Bericht des Weltklimarats hin. Nur eine intakte Biodiversität und die Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme machen eine Wende zu erneuerbaren Energien und damit mehr Klimaschutz möglich".
Alexander Bonde (47) ist seit 2018 Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).
Das komplette Interview: https://www.stimme.de/ueberregional/deutschland-welt/politik/dw/bonde-klimaschutz-und-erhalt-der-arten-gehoeren-zusammen-art-4609248
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