Blut im Schuh - Was muss sich ändern?
Indische Aktivisten informieren beim Kirchentag über Bedingungen in der Schuhindustrie
Berlin (ots)
"Mit Nachdruck für mehr Transparenz über die globale Lieferkette" - unter diesem Motto sind zwei Vertreter der südindischen Nichtregierungsorganisation Cividep auf Einladung des INKOTA-netzwerks auf einer Veranstaltungstour durch Europa. Die indischen Partner von Change Your Shoes Gopinath Parakuni und Brinda Kamaraj beklagen, dass in den Schuhfabriken im indischen Ambur systematisch Arbeitsrechte verletzt werden. INKOTA und Cividep fordern im Rahmen der "Speakers Tour 2017" Schuhunternehmen auf, ihre Zulieferer offenzulegen und dafür Sorge zu tragen, dass Mensch und Umwelt vor hochgiftigen Chemikalien geschützt werden. Als Höhepunkt der Rundreise konfrontiert Herr Parakuni bei einer hochkarätigen Podiumsdiskussion auf dem morgen beginnenden Kirchentag Vertreter von Politik und Wirtschaft mit seinen Forderungen.
Gopinath Parakuni, Leiter von Cividep, und seine Kollegen haben innerhalb der letzten Jahre mehrere Studien veröffentlicht, die massive Arbeitsrechtsverletzungen und Umweltzerstörungen in der Lederhochburg Ambur im Bundesstaat Tamil Nadu aufdecken. Die Gerber und Schuhkleber hantieren täglich mit einer Vielzahl giftiger Chemikalien, weil grundlegende Gesundheits- und Sicherheitsstandards nicht eingehalten werden. Interviewte Arbeiter berichten, dass die Arbeitgeber oft ihre Mitarbeiter einschüchtern, um zu verhindern, dass sie sich organisieren oder bei externen Qualitätskontrollen über Missstände berichten. Dazu erklärt Parakuni: "Die Marken und Schuhhändler müssen anerkennen, welche Auswirkungen ihre Geschäfte auf Frauen und Männer haben, die in armen Verhältnissen leben und sich schlecht wehren können. Die großen Firmen machen sehr viel Profit. Sie müssen ihre Lieferketten nachverfolgen und sicherstellen, dass unter guten Bedingungen für sie gearbeitet wird."
Beim diesjährigen Kirchentag wird Parakuni im Rahmen einer Podiumsdiskussion das Gespräch mit hochkarätigen Vertretern von Politik und Wirtschaft suchen. INKOTA und Cividep erwarten, dass sich insbesondere der Bundesverband der Schuh- und Lederwarenindustrie und sein Hauptgeschäftsführer Manfred Junkert klar zur Einhaltung der Menschenrechte entlang der Lieferkette bekennen und deutlich machen, wie sie das umsetzen wollen.
Die beiden Organisationen kritisieren, dass sich bisher kaum nachvollziehen lässt, wo genau europäische Schuhhersteller produzieren lassen. Die Unternehmen müssten die Öffentlichkeit transparent informieren, ob elementare Menschenrechte und Umweltschutz eingehalten werden. Transparenz und unabhängige Verifizierung seien laut den beiden Organisationen erste Schritte, wenn es um ein nachhaltiges Produkt gehe. Glaubwürdigkeit würden ferner auch die Verbraucher honorieren. "Es ist an der Zeit, dass Schuhmarken transparent und glaubwürdig ihre Lieferkette offenlegen und natürlich dafür sorgen, dass gute Arbeitsbedingungen bestehen", sagt Berndt Hinzmann von INKOTA. "Unternehmen wie Deichmann und Birkenstock haben die Möglichkeit mehr Einfluss zu nehmen und darüber transparent zu berichten."
Um diesen Forderungen Nachdruck zu verleihen, hat INKOTA mit Change Your Shoes (CYS) vor kurzem die Petition "Transparenz statt Versteckspiel" gestartet (www.inkota.de/cys-petition). Diese richtet sich an sechs international bekannte Schuhunternehmen - darunter Deichmann und Birkenstock.
Hochrangiges Podium auf dem Evangelischen Kirchentag (DEKT) in Berlin, Zeit: Freitag 26. Mai, 16.00 bis 18.00 Uhr; Ort: Tempodrom, Kleine Arena, Möckernstraße 10
- Gunther Beger, Leiter der Abteilung Grundsatzfragen der EZ - Zusammenarbeit mit Zivilgesellschaft, Kirchen und Wirtschaft, Bundesentwicklungsministerium (BMZ), Berlin - Gopinath Parakuni, Leiter der indischen Nichtregierungsorganisation CIVIDEP, Bangalore - Berndt Hinzmann, Kampagne für Saubere Kleidung, INKOTA-netzwerk, Berlin - Christian Jentzsch, Autor, Journalist und Filmemacher, Köln - Manfred Junkert, Hauptgeschäftsführer Bundesverband Schuh- und Lederwarenindustrie, Berlin - Uwe Kekeritz MdB, Sprecher Entwicklungspolitik Bündnis 90/Die Grünen, Berlin
Pressekontakt:
Berndt Hinzmann, INKOTA-netzwerk, E-Mail: hinzmann@inkota.de,
Mobil: 0160-94 69 87 70
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