IKK fordert umfassende Strukturreform im Gesundheitswesen
Reform
muss zum 1.1.2003 in Kraft treten
Bergisch Gladbach (ots)
Nur durch eine nachhaltige Strukturreform können die grundlegenden Probleme der Gesetzlichen Krankenversicherung und des Gesundheitswesens dauerhaft gelöst werden, dieser Ansicht ist der Vorstandsvorsitzende des IKK-Bundesverbandes, Rolf Stuppardt. "Wenn wir nicht schnellstmöglich, und das heißt zum 1. Januar 2003, mit einer großen Reform das Steuerrad herumwerfen, wird die GKV ausbluten", erklärte Stuppardt auf dem 7. IKK-Forum in Berlin.
Zu den wesentlichen Punkten gehöre eine grundlegende Umorientierung in der medizinischen Versorgung:
Die Defizite einer nicht vernetzten ambulanten und stationären Versorgung müssen durch die konsequente Etablierung einer integrierten medizinischen Versorgung als Regelversorgung beseitigt werden. Diese müsse ein wesentlicher Baustein der nächsten Strukturreform sein. Das aus ökonomischen und qualitativen Gesichtspunkten fragwürdige Organisationsprinzip der freien Einzelpraxis muss zu Gunsten einer am Bedarf orientierten integrierten Versorgung aufgegeben werden. Eine solche vernetzte Versorgung sei ein Zusammenschluss von Ärzten verschiedener Fachrichtungen mit stationären Versorgungs- und Rehabilitationseinrichtungen zur Koordinierung des notwendigen Bedarfs. Das Prinzip der freien Arztwahl solle dabei in vernünftigen Einklang gebracht werden mit dem Bedarf nach einer wirtschaftlichen und qualitativ durchgängigen Versorgung der Versicherten.
Unabhängig von einem solchen Paradigmenwechsel sei es dringend erforderlich, schnell über valide Daten der medizinischen Versorgung zu verfügen. Transparenz als Grundlage für jede rationale Analyse und Steuerung der Versorgung sei unverzichtbar. "Es kann nicht angehen, dass ausgerechnet in einer für das höchste Gut der Menschen verantwortlichen Branche Erkenntnisse über Prozesse und Ergebnisse weiter im Nebel liegen", so Rolf Stuppardt.
Im Arzneimittelbereich müsse man endlich den Mut haben, neue Vertriebswege zu öffnen, um die Wirtschaftlichkeit zu steigern. "Partikularinteressen einzelner Leistungsanbieter dürfen Wirtschaftlichkeit nicht verhindern", erklärte Stuppardt.
Ein grundsätzliches Umdenken fordert der Vorstandsvorsitzende auch in der Frage der Prävention. Die präventive Orientierung müsse endlich praktisch vorankommen. So forderte er die Ausrichtung der Versorgung an Gesundheitszielen und einen Nationalen Präventionsrat, der prioritäre Ziele verbindlich festlege und Regelungen vorbereite, die nach Ansicht Stuppardts in einem eigenen Präventionsgesetz münden müssen. "Prävention ist eine viele Bereiche übergreifende Aufgabe, die auch die Eigenverantwortlichkeit der Versicherten stärkt und fordert. Dies kann und darf nicht eine alleinige Aufgabe der GKV sein".
Nach Ansicht der Innungskrankenkassen müssen in dieser Reform des Weiteren die allgemeinen sozial- und gesellschaftspolitischen Leistungen aus dem Leistungskatalog der GKV aussortiert und durch den Staat finanziert werden. Die Solidarmittel der GKV, die für den Gesundheitsschutz bestimmt sind, dürfen nicht für andere, gesellschaftspolitisch durchaus sinnvolle und wünschenswerte Aufgaben missbraucht werden. Hier muss eine kurzfristig beginnende politische Verständigung über sinnvolle Abgrenzungen stattfinden. Außerdem müsse, so Stuppardt, die Politik der Verschiebebahnhöfe beendet werden, die in den vergangenen Jahren die GKV allein 48 Mrd. DM gekostet hätte. Die schrittweise Rückführung dieser Zusatzbelastungen der GKV muss dringend eingeleitet werden.
Hauptanliegen eines reformierten Gesundheitswesens sei es, dass jeder Versicherte sich auch künftig darauf verlassen könne, mit notwendigen und ausreichenden Leistungen in wirtschaftlich und qualitativ vertretbarer Weise versorgt zu werden. Daher könnten auch Konzepte von Grund- und Wahlleistungen keine sinnvollen Vorschläge zur Weiterentwicklung einer solidarischen Krankenversicherung sein.
Das 7. IKK-Forum fand in der Vertretung des Landes Niedersachsen beim Bund in Berlin statt. Neben der Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, nahmen der Vorsitzende des Sachverständigenrates Prof. Schwartz und der CDU-Gesundheits-experte Ulf Fink als Referenten am Forum teil.
Bundesverband der Innungskrankenkassen Pressesprecher Joachim Odenbach Telefon: (0 22 04) 44-1 11 Fax.:(0 22 04)44-4 55 E-Mail: joachim.odenbach@bv.ikk.de Internet: www.ikk.de
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