Deutschland braucht neue Präventionskultur
IKK-Bundesverband fordert grundlegende Umgestaltung des Gesundheitswesens
Sperrfrist, Freitag 26. September 2003, 10:00
Berlin (ots)
Sperrfrist, Freitag 26. September 2003, 10:00
Deutschland braucht neue Präventionskultur
IKK-Bundesverband fordert grundlegende Umgestaltung des Gesundheitswesens
Der IKK-Bundesverband fordert eine grundsätzlich neue Ausrichtung der einschlägigen Politikbereiche auf mehr Prävention und Gesundheitsförderung. Hier sei zuerst aber nicht allein die Gesundheitspolitik gefordert. Das Ziel eines derartigen Umsteuerns sei eine höhere gesellschaftliche Produktivität und individuelle Lebensqualität bei einer weit verbreiteten Präventionseinstellung. Letztlich ginge es um die Schaffung einer neuen Präventionskultur. Es sei davon auszugehen, dass der sogenannte "return" on invest" hoch sein wird. "Jeder gezielt investierte Euro wird zwei- bis fünffach zurückfließen. Wenn wir dieses Verständnis nicht verankern, wenn wir nicht die Prävention zur Leitschnur unserer Gesundheitspolitik machen, werden wir immer wieder vor den gleichen Problemen stehen, egal ob wir eine Bürgerversicherung, die mehr dem Solidarprinzip entspricht, oder ein Kopfprämienmodell einführen.", erklärte Rolf Stuppardt, Vorstandsvorsitzender des IKK-Bundesverbandes.
Die heutige Situation von Prävention und Gesundheitsförderung in Deutschland sei jedoch durch knappe finanzielle Ressourcen gekennzeichnet. Mit rund 10 Mrd. Euro würden in Deutschland derzeit nur etwa 4,5 % aller Gesundheitsausgaben für Zwecke der vorbeugenden Gesundheitssicherung verwendet. Die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) trüge hiervon derzeit mit fast 40 % die Hauptlast. Demgegenüber sei der Finanzierungsanteil der öffentlichen Haushalte stark rückläufig. Angesichts dieser Situation und des möglichen präventionspolitischen Nutzens begrüßt der IKK-Bundesverband die Absicht aller politischen und gesellschaftlichen Kräfte, die Prävention und Gesundheitsförderung in Deutschland zu stärken und ein Präventionsgesetz zu schaffen. Prävention und Gesundheitsförderung könnten jedoch niemals erfolgversprechend allein von Krankenkassen, Ärzten und im Gesundheitswesen bewältigt werden.
Die Haupteinflussfaktoren auf die Gesundheit bzw. die Entstehung von Krankheiten sowie die Lebenserwartung der Bevölkerung lägen zum Großteil außerhalb des medizinischen Versorgungssystems. So seien vielmehr die Bereiche des Bildungswesens, des Arbeitsmarktes, der Einkommens- und Vermögensverteilung, Verkehr und Umwelt, die Arbeitsbedingungen, die Wohnverhältnisse sowie im persönlichen Lebensstil für die gesundheitliche Entwicklung mitverantwortlich.
Ein Präventionsgesetz, wie es für den Herbst auf der Tagesordnung der Politik stehe, müsse daher übergreifend ausgerichtet und nicht nur auf den Geltungsbereich des SGB V beschränkt sein. Es müsse helfen, eine neue Präventionskultur in Deutschland zu verankern, - Prävention zum Leitbild in zentralen Politikfeldern wie insbesondere Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz, Verkehr, Bildung, Arbeit und Wirtschaft zu machen. Eine effiziente Präventions- und Gesundheitsförderungspolitik erfordere daher ein integriertes Gesamtkonzept, das die genannten Politikbereiche einbeziehe und so als gesamtgesellschaftliche Querschnittaufgabe etabliert werde. "Mit einem Präventionsgesetz müssen alle verantwortlichen Akteure auf allen föderalen Ebenen zur zielbezogenen Kooperation verpflichtet werden, ohne dass eine Institutionalisierung oder Bürokratisierung von Prävention und Gesundheitsförderung erfolgt. Außerdem ist eine ausgewogene Finanzierung durch alle zuständigen Träger und Institutionen einschließlich neuer Finanzierungsquellen dringend notwendig.", betonte Stuppardt. Diese dürfe jedoch nicht zu einer einseitigen Eingrenzung des Handlungsspielraums der Krankenkassen führen, die mit zahlreichen Projekten und entsprechendem Know-how bereits erfolgreich den Nutzen der Prävention für Ihre Versicherten und Betriebe nachgewiesen haben. Vielmehr ginge es um eine zusätzliche Beteiligung der anderen Akteure.
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