Bayern2Radio
Das Notizbuch am Samstag, Samstag, 27. April 2002,
11.00 Uhr
München (ots)
"Vorsicht! Bedienungswechsel! Ein Dorf, ein Schild und eine endlose Affäre"
Das Schild wurde damals über Nacht zur Attraktion. Nicht nur die Leute aus der oberbayerischen 300-Seelengemeinde Unering pilgerten zum Ortseingang und amüsierten sich über das neue Warnschild. Es zeigte eine rennende Kellnerin mit überschäumenden Maßkrügen in der Hand, darunter lapidar der Warnhinsweis: Bedienungswechsel. Weil die Medien in halb Europa über den gelungenen Freinachts-Streich berichteten, meldeten sich plötzlich Feriengäste, entfernt lebende Verwandte, neugierige Touristen. Wer hatte das Schild aufgestellt? Der Wirt vom Gasthaus "Schreyegg", die Dorfjugend? Tatsächlich steckte Gabi Hüttl dahinter, eine ortsansässige Künstlerin. Sie hatte die 'Freinacht' für einen Streich mit ernstem Hintergrund genutzt. Sie wollte mit ihrer Aktion auf ein Problem aufmerksam machen.
Die Kellnerinnen vom Gasthaus "Schreyegg" arbeiteten im Sommer nämlich unter Lebensgefahr, wenn sie mit Essen und Bier jedesmal die stark befahrene Kreisstraße überqueren mussten, um im gegenüberliegenden Wirtsgarten zu bedienen.
Weil das Schild kein richtiges Verkehrsschild war, musste es nach ein paar Wochen abgebaut werden, es stand dann noch eine Zeitlang in einem Privatgarten- und wurde schließlich bei Nacht und Nebel geklaut. Ein "Fall" und kein Ende, auch nach sieben Jahren. Ein Problem und keine Lösung: obwohl seit geraumer Zeit ein Tempo-30-Schild die Raser bremsen soll, rennen die Bedienungen immer noch unter Lebensgefahr über die Kreisstraße. Erinnerung an einen außergewöhnlichen Freinachts-Schabernack. Spurensuche in Unering.
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