Verbotene Substanzen in Spielzeug - CE schützt nicht!
München (ots)
Die Redaktion Globus des Bayerischen Rundfunks hat das Hamburger Umweltinstitut e.V. beauftragt, die Chemie von Spielzeugen zu untersuchen.
Die zufällige Auswahl umfasst sowohl Lebensmittelbeigaben (z.B. von fast food) als auch Markenspielwaren im Preissegment bis 15,- Euro. Sämtliche Spielwaren tragen das CE-Zeichen, so dass sie als "sicher" gelten.
Das Ergebnis ist erschreckend. Es gibt offensichtlich gerade für den sensiblen Bereich Kinderspielzeug keinerlei Qualitätssicherung für Gesundheits- und Umweltverträglichkeit. Eine Spieltasche für Kleinkinder aus PVC enthält so viel giftiges Cadmium, dass es nach Chemikalienverbotsverordnung niemals hätte auf den Markt gelangen dürfen.
Damit aber nicht genug: sie enthält darüber hinaus Weichmacher genau jener Sorte, deren EU-weites Verbot just in der vergangenen Woche erneuert wurde. Der Weichmacher DEHP ist aus dem Kunststoff herauslösbar, kann die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen und insbesondere die Entwicklung der Hoden schädigen. Der Einsatz ist daher EU-weit in Babyartikeln und in Deutschland auch für Kleinkinderspielzeug, das vorhersehbar in den Mund genommen wird, verboten. Der gefundene Wert übersteigt die im Verbot enthaltene Mengenschwelle um den Faktor 77.
Geradezu grotesk ist, dass das CE-Label, das Kunden Sicherheit suggeriert, davor nicht schützt. Die Norm erfasst diese Parameter überhaupt nicht bzw. völlig unzureichend. Dazu der wissenschaftliche Leiter der Untersuchung Ralf Ketelhut vom Hamburger Umweltinstitut e.V.:
"Der Verbraucherschutz zeigt genau dort gefährliche Schwächen, wo er eigentlich am stärksten sein sollte: beim Schutz von Kindern!"
Die übrigen Resultate:
- einige Produkte sind so hoch mit Metallen belastet, dass man sie lieber nicht in den Hausmüll geben sollte, um Recycling und Verwertung nicht unnötig zu erschweren.
- ein Produkt strömt bedenkliche aromatische Lösemittel aus. Das Emissionsspektrum gleicht dem einer Tankstelle.
- ein anderes Produkt enthält immun- und nervengiftige Organozinnverbindungen, die sich mit Essigsäure leicht auswaschbar zeigen.
Diese Ergebnisse sind eine Bankrotterklärung für den Schutz von Kindern vor gesundheitsschädlichen Chemikalien.
Der Bayerische Rundfunk und das Hamburger Umweltinstitut fordern die Verantwortlichen in Bund und EU auf, den Verbraucherschutz gerade bei Kindern endlich Ernst zu nehmen. Es braucht Regelungen, die effektiv schützen, mit dem übrigen Recht harmonieren, kontrollierbar sind und auch kontrolliert werden. Verbrauchern wird empfohlen, sich die Schadstofffreiheit von Spielzeug beim Kauf garantieren zu lassen und auf eine vollständige Deklaration der Inhaltsstoffe zu achten.
Nähere Informationen erhalten Sie beim: Bayerischen Rundfunk Red. Geisteswissenschaften u. Sprachen
Hamburger Umweltinstitut e.V. www.hamburger-umweltinst.org
Kontakt:
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