Bayerisches Fernsehen
Sonntag, 27. Oktober 2002, 11.00 Uhr (VPS 10.59)
Kulturgespräch
Von Schweinen, Kühen und Ratten
Die 36. Hofer Filmtage
München (ots)
"H.O.F. - Home of Film", so hat Wim Wenders das Festival in der oberfränkischen Provinz betitelt. Und in der Tat fand nicht nur er, sondern so gut wie alle wichtigen deutschen Filmemacher in Hof eine Heimat. Rainer Werner Fassbinder, Doris Dörrie, Volker Schlöndorff, Werner Herzog, Dominik Graf, Tom Tykwer - die Liste ist endlos. Auch internationale Regie-Größen wie Brian de Palma, David Lynch und John Waters sind immer wieder mit ihren Filmen in Hof zu Gast. Das Wichtigste an Hof ist jedoch, dass es dem deutschen Film eine Plattform bietet. Ein langjähriger "Höfling" ist auch Rosa von Praunheim. Seit den frühen siebziger Jahren ist er regelmäßig dabei - diesmal mit "Kühe vom Nebel geschwängert", einem filmischen Experiment, das er zusammen mit Berliner obdachlosen Laienschauspielern, den "Ratten" gewagt hat. Einen Monat lang zog er sich mit den "Ratten" auf ein mecklenburger Schloss zurück. In dieser ungewohnten Umgebung entwickelten und drehten sie gemeinsam ein Sozialdrama der ganz besonderen Art. Im Kulturgespräch berichtet Rosa von Praunheim von den turbulenten Dreharbeiten. Wenn in den Medien Gewalt dargestellt wird, handelt es sich vorwiegend um die Verbrechen anonymer Täter. In der Realität findet jedoch der weitaus größte Anteil von Gewalttaten in der Familie statt. Der irische Filmemacher Eoin Moore, der seit 14 Jahren in Berlin lebt, geht in seinem Film "Pigs will Fly" dem Phänomen 'häusliche Gewalt' nach. Genau wie Praunheim wagt er sich an ein komplexes, sozialkritisches Thema weitab vom Unterhaltungs- Mainstream. Das passt in die Tradition der Filmtage, die 1967 als Forum kritischer Filmemacher zum ersten Mal stattfanden. "Hof ist pervers", schrieb Rosa von Praunheim dem Initiator und Leiter der Filmtage, Heinz Badewitz, zum 25-jährigen Jubiläum. "Man muss schon pervers sein, um 25 Jahre ein Festival zu machen und das auch noch in einer so schrecklichen Stadt wie Hof und darüber hinaus uns alle zu verführen, auch dahin zu fahren." Wenn man beharrliches leidenschaftliches Engagement als pervers bezeichnen will, dann ist Heinz Badewitz in der Tat pervers. Im Kulturgespräch erzählt er aus 36 Jahren Festivalerfahrung.
ots-Originaltext: BR Bayerischer Rundfunk
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