Bayerisches Fernsehen
Donnerstag, 18.03.2004, 22.35 Uhr
KOMPASS
Auslandsreportage
Madrid - Stadt unter Schock
München (ots)
Reportage von Hanspeter Michel
(Vom Südwestrundfunk)
"Wir saßen alle in diesem Zug" sagen die Menschen in Madrid. Sie erklären sich solidarisch mit den Opfern der Anschläge. In noch nie erlebtem Ausmaß sind sie in den Tagen nach dem Massaker des 11. März auf die Straßen gegangen, haben gegen den Terror demonstriert. Haben am Sonntag die konservative Regierung abgewählt, die eine undurchsichtige Informationspolitik betrieben hatte. Die Menschen in Spanien sind schockiert über das, was passiert ist, und sie sind wütend. "Dies ist unser 11. September", sagen sie und sind entschlossen, sich dem Terror nicht zu beugen. Aber: "Wir fühlen uns so machtlos, so traurig", sagt einer. Die Zeitung "El Pais" schreibt: "Dieses Land hat gerade eine Form des Terrorismus erlebt, dessen Ausmaße und dessen Grausamkeit bis jetzt noch niemand erleben musste." Der Terror der Al Qaida ist nach Europa gekommen. SWR-Reporter Hanspeter Michel hat die spanische Hauptstadt in den Tagen nach dem Massaker besucht, und eine Stadt im Schockzustand erlebt. Er ist zu den Plätzen des Grauens gefahren, hat mit trauernden, mit wütenden Menschen gesprochen. Er hat die Vorortzüge von Alcalá de Henares bis in den Bahnhof Atocha begleitet, auf dem Weg, den auch die Unglückszüge nahmen, und hat dort tränenüberströmte Menschen auf dem Weg zur Arbeit erlebt. Er hat mit Augenzeugen und Rettungsmannschaften geredet, mit Angehörigen von Opfern, hat den Tag der Präsidentschaftswahlen verfolgt. Und er hat gespürt, wie die Menschen in Madrid mit den Bildern des Horrors weiter zu leben versuchen, und mit der Vision eines friedlichen Spanien Kraft schöpfen.
ots-Originaltext: BR Bayerischer Rundfunk
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