Bayerischen Fernsehen
Sonntag, 17. April 2005, 22.15 Uhr
Reportage am Sonntag
Mit Mann und Maus und Elefant - Circus Krone seit 100 Jahren auf Tournee
Reportage von Boris Berg und Carolin Mayer
München (ots)
Anfang April hat der weltberühmte Circus Krone sein Münchner Winterquartier verlassen, um wie jedes Jahr während der warmen Monate sein großes Zelt in insgesamt 30 Städten aufzubauen. Das Bayerische Fernsehen war beim Tourauftakt dabei und hat hinter die Kulissen dieser rollenden Zeltstadt geschaut, in der über 400 Menschen und über 350 Tiere leben.
Mit einem Circus dieser Größe auf Tournee zu gehen, ist nicht nur ein spannendes Abenteuer, sondern auch eine logistische Meisterleistung. Denn nur wenige Minuten nach der letzten Vorstellung in Landau, wo die Premiere der diesjährigen Tour stattfand, schwirren Schwadronen von Zeltmonteuren, Arbeitern, Artisten, Clowns und Domteueren durch die Zeltstadt, um diese in Windeseile abzubauen und in den nächsten Ort zu fahren, wo das Vorkommando schon am Aufbauen ist.
Das Reportageteam des bayerischen Fernsehens hat die Bewohner der Zeltstadt bei ihrem Umzug von Landau nach Pfaffenhofen an der Ilm begleitet, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Denn wenn solch eine Zeltstadt umzieht, ist auch nachts alles auf den Beinen. Es ist eben eine eigene Welt, in der die Uhren manchmal anders ticken.
Clown Jimmy Folco, Zeltmeister Torsten Malmström oder Pedro Bento, Ziehvater von Lamas, Kamelen, Ziegen, Affen und Zebras, geben in diesem dokumentarischen Roadmovie Auskunft über ihren Lebenstraum Circus. Und der ist immer mit Bewegung verbunden, denn gerade in den kleinen Städten spielt der "Krone" oft nur wenige Tage und zieht mit "Mann und Maus und Elefant" bald weiter.
Am Tag nach dem Umzug wirkt am Volksfestplatz in Landau wieder alles so, als ob nichts gewesen sei und als ob das bunte Manegenspektakel nur ein Traum in den Köpfen der Besucher gewesen wäre. 400 Menschen, 330 Fahrzeuge und 250 Tiere verlassen die Stadt noch schneller als sie gekommen sind. Am übernächsten Tag heißt es in Pfaffenhofen an der Ilm dann schon wieder: "Manege frei für das Krone Festival". Das ist der Titel des Jubiläumsprogramms, mit dem sich der Circus Krone im 100. Jahr seines Bestehens in diesem Sommer präsentiert.
Wenn der Circuskonvoi in Pfaffenhofen eintrifft, hat Klaus Lehnert, der Bürgermeister dieser rollenden Stadt, längst den Generalstabsplan für den neuen Aufbau erstellt. Metergenau werden Raubtierkäfige, Artistenunterkünfte, Küchenwagen und Werkstätten rund um das größte Circuszelt Europas platziert. Jeder Umzug ist eine logistische Meisterleistung.
Von der Stecknadel der Kostümschneider bis hin zu den Stangen für den Löwenkäfig hat der Circus alles dabei, was für die Show und die Unterbringung von Mensch und Tier notwendig ist. Nur Essen und Futter werden im jeweiligen Gastspielort für rund 3000 Euro pro Tag eingekauft. Immerhin: Ein einziger Elefant braucht tagtäglich 2 Zentner Stroh, ein Zentner Heu und 15 Kilogramm Brot und die Raubkatzen allein fressen 180 Kilo Frischfleisch pro Tag.
Von Geburt an lebt Exotenstallmeister Pietro Bento in der circensischen Welt, der 26-jährige Deutsch-Italiener Pietro Bento ist für den Stall der Lamas, Zebras und Kamele zuständig. Seit Karfreitag ist Pietro sogar "Papa", denn er zieht das Lamababy "Sancho" in seinem Wohnmobil auf. die Mutter ist bei der Geburt verstorben und die anderen Lamas haben das Junge nicht angenommen.
Die Reportage zeigt, wie die Menschen hinter den Kulissen mit Leidenschaft und Disziplin dafür sorgen, dass möglichst viele Circusfreunde in ganz Europa von Tieren und Artisten verzaubert werden können.
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