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ARD: Report München am 10. Oktober - "Staatsaffäre Pfahls"

München (ots)

Die Enthüllungen des Holger Pfahls: fünf Jahre in
der Hand eines Geheimdienstes - Wie der ehemalige Staatssekretär es
schaffte, die Zielfahnder des BKA auszutricksen
Bei der fünfjährigen Flucht des ehemaligen Rüstungsstaatsekretärs
und Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Holger Pfahls,
führten offenbar Mitarbeiter des französischen Geheimdienstes DGSE
Regie. Dies geht aus Informationen hervor, die Report München
vorliegen. Pfahls schreibt in seinen bisher unter Verschluss
gehaltenen Aufzeichnungen, die in seinem letzten Fluchtdomizil Paris
sichergestellt wurden, von einer geheimdienstlichen "Organisation mit
einem weltweiten Netz". Nach Informationen des ARD-Magazins "Report
München", das die Dokumente einsehen konnte, sind in den Fall Pfahls
der deutsche Geschäftsmann Dieter Holzer und Verbindungsleute des
französischen Geheimdienstes DGSE tief verstrickt.
In den als "Memorandum" titulierten Notizen beschreibt Pfahls, wie
er von der "Organisation" auf Flughäfen von Profis aus dem
Sicherheitsbereich durch die Kontrollen geschleust wurde und so vor
den Zielfahndern des Bundeskriminalamtes BKA geschützt wurde. Als er
zum Beispiel am 4. Juli 1999 in London-Heathrow landete, rief er eine
Geheimnummer an, die ihm zuvor zugesteckt worden war. Daraufhin
erschienen "drei Männer, die mich durch die Personenkontrollen
brachten", schreibt Pfahls. Vier Tage später, seien "drei andere
Männer gekommen, die mir 250.000 $ brachten. Zwei davon brachten mich
dann auf den Kontinent."
Den ersten Kontakt mit der "Organisation" hatte Pfahls auf Taiwan.
Dort war er am 7. Mai 1999 gelandet, um Geschäfte zu erledigen und
Geld im Wert von 800 000 Euro unterzubringen. Er kam aus Singapur, wo
er als Präsident von Daimler-Chrysler das Fernost-Geschäft des
Konzerns betreute. Laut eines BKA-Berichts, der Report München
vorliegt, war Pfahls vermutlich schon damals durch die Passkontrolle
auf dem Flughafen Taipeh geschleust worden. Auf Taiwan wurde der mit
internationalem Haftbefehl gesuchte Deutsche von seinem Freund und
Geschäftspartner Dieter Holzer und dessen Sohn Nikolaus in Empfang
genommen. Später stellte sich ein "Vertreter der Organisation" vor.
"Man schlug mir vor, mich in Hongkong unterzubringen, danach anderswo
oder aber, wenn ich nicht wollte, mir Geld vorzuschießen", schreibt
Pfahls.
Holzer, gegen den vor drei Wochen ein Ermittlungsverfahren wegen
Strafvereitelung (Fluchthilfe) eingeleitet wurde, ist nach
Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft Augsburg massiver in die
Organisation der Flucht von Pfahls verwickelt als bisher bekannt
geworden ist. Auf dem gemeinsamen Flug nach Hongkong etwa gab Dieter
Holzer seinem Freund einige Telefonnummern, für den Fall, dass er
Hilfe im Untergrund brauche. Eine der Nummern führte zu Holzers
französischem Bekannten Raymond Legrand, der Pfahls in Frankreich
Wohnungen auf seinen eigenen Namen besorgte. Wie die
Staatsanwaltschaft Augsburg gegenüber dem ARD-Magazin erklärte,
mietete Legrand für Pfahls zehn Quartiere in Paris und der Bretagne
an. Legrand sorgte auch dafür, dass dem Flüchtigen in Paris 200.000
Euro anonym übergeben wurden. In diese Geldübergabe sei, so der
Verdacht der Augsburger Ermittler, "Holzer involviert" gewesen.
Holzer, Legrand und Pfahls verbindet, dass sie alle drei einmal für
den französischen Staats- und Skandalkonzern Elf Aquitaine tätig
waren. Bei Elf handelt es sich um ein Unternehmen, in dem sich
Agenten der DGSE tummelten, so ehemalige Elf-Mitarbeiter gegenüber
dem Bayerischen Rundfunk. Weiter berichten sie, es seien
Schmiergelder für Operationen gewaschen und abgetauchten Kriminellen
Unterstützung gewährt worden. Auch Pfahls und Holzer haben kassiert.
In einem französischen Haftbefehl heißt es, dass Holzer für Pfahls 40
Millionen Francs bereitgestellt haben soll. Das Geld soll aus Holzers
Provisionen stammen, die er als Vermittler beim Verkauf der
ostdeutschen Raffinerie Leuna an Elf kassierte. Mit im Boot bei
Holzer war auch ein ehemaliger Mitarbeiter der DGSE. Dafür wurden die
Beiden in Paris zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Das Urteil ist
allerdings noch nicht rechtskräftig. Im Augsburger
Ermittlungsverfahren gegen Holzer wird die Staatsanwaltschaft Pfahls
als Zeugen vernehmen. Dann muss er Auskunft über Holzer, seine
geheimen Helfer und das "dunkelste Kapitel" seines Lebens geben.
Kontakt: Klaus Wiendl, Red. Report München, Tel. 089/3806-5370
oder 0172 / 8149570.

Kontakt:

BR Bayerischer Rundfunk
Pressestelle
Telefon: 089 / 5900 2176

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