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Klimakiller Palmöl - das schmutzige Geschäft mit den Blockheizkraftwerken
Von Mike Lingenfelser und Frank Brendel

München (ots)

Während in Deutschland die Nachfrage nach Palmöl
wächst, müssen in Südostasien immer mehr Urwaldfläche neuen 
Palmölplantagen weichen. Nach Recherchen des ARD-Politmagazins Report
München sind nahezu alle deutschen Betreiber größerer 
Blockheizkraftwerke mittlerweile vom heimischen Raps- auf billigeres 
Palmöl aus Übersee umgestiegen. Die eigentlich klima-freundlichen 
Blockheizkraftwerke zur Erzeugung erneuerbarer Energie geraten 
dadurch ins Zwielicht, weil die nachhaltige Herstellung von Palmöl in
Ländern wie Indonesien völlig ungesichert ist. Der Brennstoff aus der
Ölpalme wird auch noch über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 
subventioniert  - mit Geld, das auf die Stromrechnung der Verbraucher
umgelegt wird.
Wie Report München in seiner Sendung am Montag (12.3.07) 
berichtet, liegt die Stromerzeugung deutscher Blockheizkraftwerke 
mittels Palmöl in diesem Jahr bei rund 1,3 Milliarden Kilowattstunden
(kWh). Das entspricht beispielsweise der gesamten Stromerzeugung aus 
Solarenergie des Jahres 2005. Die Betreiber von Blockheizkraftwerken 
nützen eine Lücke im Gesetz: Unabhängig von der fragwürdigen Herkunft
des verwendeten Palmöls bekommen sie allein 2007 mindestens 200 
Millionen Euro aus der im Strompreis enthaltenen EEG-Umlage vergütet.
Denn formal betrachtet, ist Palmöl genau wie Raps ein nachwachsender 
Rohstoff aus landwirtschaftlicher Produktion - unabhängig davon, wo 
er hergestellt wird.
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel sieht angesichts der paradoxen
Entwicklung sogar die Wende zu mehr erneuerbaren Energien in Gefahr. 
Gabriel gegenüber Report München: "Das ist schon besorgniserregend: 
Jeder, der EEG-Strom benutzt, denkt er tut etwas Gutes, und wenn er 
das zum Teil durch die Zerstörung des Regenwaldes gemacht hat, dann 
sind wir kurz davor, den Sinn dieses Erneuerbare-Energien-Gesetzes zu
diskreditieren."
Die Kraftwerksbetreiber rechtfertigen den Einsatz von preiswertem 
Palmöl damit, dass sich Rapsöl als Brennstoff wegen des gestiegenen 
Marktpreises nicht mehr lohne. Außerdem verweisen einige darauf, das 
von ihnen verwendete Palmöl komme aus Altplantagen und erfülle 
Kriterien für nachhaltige Produktion, wie sie etwa von der 
Arbeitsgemeinschaft RSPO (Round Table on Sustainable Palmoil) 
entwickelt werden. Doch solche Rechtfertigungen lässt Axel Friedrich 
vom Bundesumweltamt zum jetzigen Zeitpunkt nicht gelten: "Wenn hier 
jemand behauptet, er hat Palmöl von alten, bestehenden Plantagen 
gekauft, nimmt er aus dem System Palmöl heraus und erhöht den Druck, 
neue Palmölplantagen anzulegen zu Lasten des Urwaldes. Wer so etwas 
macht, macht Urwald kaputt. Jede zusätzliche Nachfrage nach Palmöl 
führt zu neuen Abholzungen."
Obwohl die Ölpalme grundsätzlich ein nachhaltiger und sehr 
ertragreicher Rohstoff ist, fällt wegen der aggressiven 
Flächennutzung in den tropischen Anbauländern die Klimabilanz von 
Palmölplantagen oftmals vernichtend aus - besonders dann, wenn 
Plantagen auf Torfböden angelegt werden. Denn in den Urwäldern und 
Torfsümpfen ist besonders viel Kohlenstoff gespeichert. "Durch 
unkontrollierte Brände im Vorfeld der Errichtung von Palmölplantagen 
entweicht um ein Vielfaches mehr CO2 aus den Torfböden und Urwäldern,
als durch Palmölplantagen und durch den Einsatz von Palmöl als 
Brennstoff später überhaupt wieder eingespart werden kann", warnt 
Professor Florian Siegert von der Uni München.
Der Druck auf den Bundesumweltminister wächst. Er prüfe derzeit 
sogar ein Importverbot. Dies habe aber wenig Aussicht auf Erfolg. Aus
Gabriels Umfeld verlautet, dass eine geplante Novellierung des EEG 
darauf abziele, nur noch "nachweislich nachhaltiges Palmöl" zur 
Stromerzeugung zuzulassen.
Doch dafür braucht es ein Zertifizierungssystem, mit dem die 
Nachhaltigkeit kontrolliert werden kann - ein System, das nur im 
Verbund mit der EU und Palmölerzeugerländern wie Indonesien oder 
Malaysia und den Plantagenbetreibern funktionieren kann. Dieses 
Vorhaben bezeichnet Axel Friedrich vom Bundesumweltamt als "eine der 
schwierigsten Aufgaben, die das Amt hier in den letzten Jahrzehnten 
begonnen hat, weil viele Interessen und sehr viel Geld damit 
verbunden sind."
Erste Vorschläge waren eigentlich für Juni dieses Jahres 
angekündigt. Doch bereits dieses Ziel wird nicht erreicht werden, so 
Friedrich.
Klimakiller Palmöl - mehr zum Thema: www.report.de

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