All Stories
Follow
Subscribe to SWR - Das Erste

SWR - Das Erste

Report Mainz: Bestechungsverdacht gegen Tönnies-Subunternehmer Staatsanwaltschaften Oldenburg und Bielefeld ermitteln wegen des Verdachts auf Schmiergeldzahlungen an Firmen in Zypern

Mainz (ots)

Die Staatsanwaltschaften Oldenburg und Bielefeld
ermitteln wegen des Verdachts auf Bestechung und Steuerhinterziehung 
gegen Subunternehmer des größten europäischen Fleischfabrikanten 
Tönnies. Das bestätigten beide Staatsanwaltschaften auf Anfrage von 
"Report Mainz". Bei Tönnies ist die überwiegende Zahl der Arbeiter 
nicht direkt bei Tönnies angestellt, sondern über Werkverträge mit 
Subunternehmern meist aus Osteuropa angeheuert.
In Oldenburg ermittelt die Staatsanwaltschaft nun gegen einen 
Tönnies-Subunternehmer, der Provisionen in Millionenhöhe an einen 
Vermittler in Zypern überwiesen haben soll. Frauke Wilken, Sprecherin
der Staatsanwaltschaft wörtlich gegenüber "Report Mainz": "Es besteht
der Verdacht, dass in dieser Firma bis 2006 Schmiergeldzahlungen als 
Betriebsausgaben deklariert und dadurch Steuern hinterzogen wurden. 
Wir haben auch den Anfangsverdacht, dass ein Teil dieser Zahlungen 
geleistet worden sein könnte, um bevorzugt Werkverträge aus dem 
Tönnies-Konzern zu erhalten."
Die Staatsanwaltschaft Bielefeld ermittelt ebenfalls wegen 
Bestechung und Steuerhinterziehung gegen einen weiteren ehemaligen 
Tönnies-Subunternehmer, einen in Litauen lebenden deutschen 
Geschäftsmann. Der Hintergrund sind ebenfalls Zahlungen nach Zypern 
an dieselbe Gesellschaft, an die auch der Subunternehmer gezahlt 
haben soll, gegen den in Oldenburg ermittelt wird. Hinter der 
zypriotischen Firma stand der deutsche Geschäftsmann Knut-Volker 
Riedel, der Anfang 2009 verstorben ist.
Hintergrund für die Zahlungen an Riedels Firma "Lope Enterprises" 
war ein Vermittlungsvertrag, der "Report Mainz" vorliegt. Grundlage 
ist die erfolgreiche Vermittlung von deutschen Werkvertragspartnern. 
Das Merkwürdige an den Verträgen: Knut Volker Riedel verpflichtet 
sich darin ausdrücklich, "keinen direkten Kontakt" zu den deutschen 
Werkvertragspartnern herzustellen. Laut Vertrag überließ er lediglich
"Informations- und Kontaktmaterial, um einen erfolgreichen 
Werkvertrag zu garantieren". Allein dafür verpflichteten sich die 
Subunternehmer zwischen fünf und acht Prozent ihres Umsatzes an 
Riedls Firma zu überweisen.
Die Staatsanwaltschaft Bielefeld geht dem Verdacht nach, ob es 
sich bei diesen Zahlungen letztlich um Schmiergelder gehandelt hat. 
Klaus Pollmann, Sprecher der Staatsanwaltschaft wörtlich gegenüber 
"Report Mainz": "Die Höhe der Geldbeträge ist natürlich enorm und die
Gegenleistung, wenn man eine einfache Vermittlungstätigkeit sieht, 
ist relativ gering im Verhältnis zu diesen Beträgen die gezahlt 
worden sind, so dass sich der Verdacht ergibt, da könnte auch was 
anderes dahinter stecken."
Auf solche Verträge waren Ermittler bereits 2005 gestoßen. Ein 
Subunternehmer der Tönnies-Tochter Weidemark hatte sich in einem 
gleichlautenden Vertrag verpflichtet, sechs Prozent seiner Umsätze an
eine Riedel-Firma in Zypern zu überweisen. Auch er hatte diese 
Beträge hatte er als Betriebsausgaben geltend gemacht. Der 
Subunternehmer akzeptierte 2007 einen Strafbefehl wegen 
Steuerhinterziehung in Höhe von neun Monaten Haft, ausgesetzt zur 
Bewährung.
Wegen des Verdachts, Tönnies Mitarbeiter hätten sich von 
Subunternehmern bestechen lassen, hatte bereits die 
Staatsanwaltschaft Bochum im bislang größten Ermittlungsverfahren in 
der Fleischbranche ermittelt. Doch das Ermittlungsverfahren wegen 
Bestechlichkeit wurde neben weiteren Ermittlungsverfahren 
eingestellt. Zur Anklage kam lediglich der Vorwurf des Betruges gegen
Clemens Tönnies und zwölf weitere zum Teil ehemalige Mitarbeiter. 
Fabrikant Tönnies soll Hackfleisch mit zu geringem Rindfleischanteil 
vertrieben haben. Den Abnehmern sei dadurch ein Schaden in 
Millionenhöhe entstanden. Clemens Tönnies dementiert den 
Betrugsvorwurf.

Pressekontakt:

Zitate gegen Quellenangabe frei. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
"Report Mainz", Tel.: 06131/929-3351.

Original content of: SWR - Das Erste, transmitted by news aktuell

More stories: SWR - Das Erste
More stories: SWR - Das Erste