Islamistische Bekleidungsläden
Islam-Experten warnen vor sogenannten Niqab-Shops in Deutschland
"Report Mainz" heute, 21.45 Uhr im Ersten
Mainz (ots)
Hinter sogenannten Niqab-Shops in Deutschland stehen zum Teil islamistische bzw. salafistische Strukturen. Zu dieser Bewertung kommen Islam-Experten, die Recherchen des ARD-Politikmagazins "Report Mainz" eingeschätzt haben.
Wie "Report Mainz" zeigt, bieten mehrere Geschäfte in Deutschland Vollverschleierungen für Frauen und selbst Khimar-Verschleierung für Mädchen ab zwei Jahren an und werben offen dafür. Laut Prof. Dr. Susanne Schröter, Leiterin des Zentrums Globaler Islam an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, sind diese Läden "nicht nur Modeläden, sondern Teile einer salafistischen Infrastruktur, in der auch Informationen weitergegeben werden, und die auch als Treffpunkte für Salafistinnen und Salafisten fungieren. Wir haben mittlerweile eine ganz solide salafistische Infrastruktur in Deutschland. Die Szene ist klar extremistisch, sie ist beunruhigend und es erfordert Handlungsbedarf."
Verdeckte Aufnahmen, die dem ARD-Politikmagazin zugespielt wurden, zeigen, wie eine Verkäuferin versucht, Druck auf eine Kundin auszuüben, sich zu verschleiern. "Report Mainz" hat bundesweit diverse Shops gefunden, bei denen eine Nähe zur islamistischen Szene anzunehmen ist.
Islamwissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi von der pädagogischen Hochschule Freiburg hat sich für "Report Mainz" ebenfalls mit den Läden beschäftigt. Er hält die dort angebotenen Produkte, insbesondere die Verschleierung für Kinder, für sehr bedenklich: "Dass diese Form bei uns in Deutschland ist, ist total neu. Das ist schockierend. Diese Läden konkurrieren mit der westlichen Sozialisation hier bei uns. Besonders, wenn es um die Indoktrination der Kinder geht. Wir brauchen nicht immer zu warten, bis etwas passiert. Solche Läden sind eine Gefahr für unsere Gesellschaft, und die müssen observiert werden." Mit dem Spruch "My right, my choice" wirbt ein Plakat auf der Frankfurter Zeil offensiv für Verschleierung. Das Geschäft gehört der Tochter eines salafistischen Predigers. Gemeinsam mit ihrem Vater hatte sie schon vor zwei Jahren ein anderes islamisches Geschäft in Frankfurt betrieben, den Mekka-Shop. Für diesen Laden hatte auch der bekannte salafistische Prediger, Pierre Vogel, Werbung gemacht.
In Wuppertal wirbt ein Laden mit eigenem Design und eindeutigen Botschaften. Zum Beispiel findet sich hier ein T-Shirt mit der Aufschrift "Tauhid" und einem ausgestreckten Zeigefinger. Eine Geste, die häufig vom IS benutzt wird. Angeboten werden auch Pullover, auf denen ein Glaubensbekenntnis in weißer Schrift auf schwarzen Grund aufgedruckt ist. Für den Islam-Experten Abdel-Hakim Ourghi sind dies deutliche Zeichen: "Wir sehen hier eine enge Verbindung durch Symbolik zum IS, und das betrachte ich als Propaganda, und es ist auch gefährlich für die hiesige Gesellschaft." Der zurzeit wegen des Verdachts auf Unterstützung einer Terrorgruppe vor Gericht stehende deutsche Salafist Sven Lau macht auf seiner Facebook-Seite Werbung für diesen Laden.
Prof. Dr. Susanne Schröter sieht in den Läden eine Parallele zu Läden, die im rechtsextremen Bereich Anhänger mit Produkten versorgen: "Das sind Läden, in denen die Symbole einer Bewegung erworben werden können, und das hat man in der rechten Szene auch. In diese Richtung einer extremistischen Konsumkultur würde ich auch diese Niqab-Läden einordnen."
"Report Mainz" hat bei den Recherchen auch eine besorgte Mutter getroffen, die den Kontakt zu ihrer zum Islam konvertierten Tochter mittlerweile verloren hat. Für die Radikalisierung ihrer Tochter hätten Niqab-Shops eine entscheidende Rolle gespielt. Sie habe sich immer mehr verschleiert. Im Interview mit dem ARD-Politikmagazin berichtet die Mutter: "Mädchen, die konvertieren, machen das nicht sofort zu 100 Prozent. Die lernen von ihren salafistischen Freundinnen. Sie bereiten sie Schritt für Schritt vor, wie sie sich kleiden sollen. Das ist Gehirnwäsche, jeden Tag."
Auf Nachfrage von "Report Mainz", ob das Bundesamt oder die Landesämter für Verfassungsschutz solche Läden beobachten, bekommt das ARD-Politikmagazin ausweichende Antworten. Zu konkreten Geschäften wollen sich die Ämter nicht äußern.
Weitere Informationen auf www.reportmainz.de.
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