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Fluchen für die Wissenschaft - Auftakt für Awareness Kampagne zu Typ-1-Diabetes

Fluchen für die Wissenschaft - Auftakt für Awareness Kampagne zu Typ-1-Diabetes
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Diese Kampagne wird für Aufsehen sorgen, soviel ist sicher: "Sche1sstyp" prangt seit dem 22. Januar in großen Lettern auf 1500 Plakaten in München, Berlin, Hannover und Dresden sowie auf über 560 Infoscreens in ganz Deutschland. Verantwortlich dafür sind Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München, Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD). Dahinter steht allerdings ein ernstes Thema: Die crossmediale Kampagne 'A World Without 1' widmet sich der Früherkennung und Verhinderung von Typ-1-Diabetes, der häufigsten Stoffwechselerkrankung im Kindes- und Jugendalter. Bisher ist sie nicht heilbar, doch aktuelle Studien sollen die Krankheit früh erkennen und rechtzeitig den Ausbruch verhindern. Um möglichst viele Unterstützer zu gewinnen, gehen die Forscher nun bewusst an die breite Öffentlichkeit.

Der heutige Auftakt der Studie wurde begleitet von einer Pressekonferenz in Berlin: Ein hochkarätig besetztes Podium um Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler, Direktorin des Instituts für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrum München, begrüßte die Journalisten im Haus der Bundespressekonferenz. Ziegler und ihrem Team war es nach jahrelanger Forschung zu den Ursachen von Typ-1-Diabetes gelungen, das entsprechende Risiko frühzeitig durch einen Gentest zu identifizieren. Darauf aufbauend laufen aktuell weitere klinische Studien, um den Ausbruch der Krankheit bei den oft sehr jungen Risikoträgern zu verhindern.*

"Translationale Forschung, also die schnelle und effiziente Umsetzung präklinischer Forschung in die klinische Entwicklung und Anwendung, hat für uns einen immensen Stellenwert", betonte Prof. Dr. Otmar D. Wiestler, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, zu Beginn der Veranstaltung. "Wir sind die größte Forschungsorganisation in Deutschland und als solche haben wir auch den Anspruch, nicht allein zum Zweck des Erkenntnisgewinns zu forschen, sondern der Gesellschaft konkrete Lösungen für drängende Probleme zu bieten. Typ-1-Diabetes als Stoffwechselerkrankung mit fast 350.000 Betroffenen in Deutschland und wachsenden Fallzahlen ist definitiv ein solches drängendes Problem, auch wenn das Bewusstsein dafür bislang noch gering ist."

Wie man diesem Problem konkret begegnen möchte, erläuterte anschließend Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler: "Wir am Institut für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrum München haben uns gemeinsam mit anderen Forschungseinrichtungen und Kliniken - insbesondere im Rahmen des internationalen Forschungsprojekts GPPAD - auf die Fahnen geschrieben, die Versorgung von Menschen mit Typ-1-Diabetes durch Früherkennung zu verbessern und die Entstehung der Krankheit in Zukunft zu verhindern", so die Initiatorin des Projekts. "Durch Screenings und Präventionsstudien wollen wir dafür sorgen, dass Kinder mit einem erhöhten genetischen Risiko und mit einem Frühstadium des Typ-1-Diabetes künftig vorbeugend behandelt werden können, sodass die klinische Manifestation der Krankheit ausbleibt. Unsere Vision ist eine Welt ohne Typ-1-Diabetes: A World Without 1!"

Welch großen Stellenwert das Thema Vorbeugung in der Medizin aktuell besitzt, verdeutlichte anschließend Prof. Dr. Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München. "Ich bin überzeugt, dass Prävention die Medizin der Zukunft ist und ich selbst führe mit meinem Team bereits Präventionsstudien zum Thema Brustkrebs durch. Dass Vorsorge in vielen Fällen am besten schon im Kindesalter beginnen sollte, steht außer Frage. Das Neugeborenen-Screening, das in Deutschland seit etwa 50 Jahren besteht, war ein Meilenstein der medizinischen Grundversorgung und ich bin der Meinung, wir sollten durchaus diskutieren, ob in Zukunft auch Typ-1-Diabetes in die Liste der in diesem Rahmen getesteten Erkrankungen aufgenommen werden sollte. Wenn die Typ-1-Diabetes-Forschung weiterhin solche großen Fortschritte macht, ist das vielleicht bald auch gar keine Frage mehr."

Diesen Aspekt betont auch Dr. Astrid Glaser, Geschäftsführerin vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung: "Die Forschungsarbeiten, die Frau Ziegler und ihr Team verfolgen, haben das Potenzial, Typ 1 Diabetes zukünftig zu verhindern. Es freut mich sehr, dass es durch die exzellente Arbeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gelungen ist, Ergebnisse aus der Grundlagenforschung nun in großen klinischen Studien, die von Deutschland aus geleitet werden, weiter zu untersuchen."

Eine davon ist Prof. Dr. Olga Kordonouri, Stv. Ärztliche Direktorin des Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT Hannover. Sie leitet das dortige Studienzentrum und hat täglich Umgang mit Betroffenen: "Natürlich ist es für Typ-1-Diabetiker ein Segen, dass es die Behandlung mit Insulin gibt. Doch die erstmalige Extrahierung von Insulin durch Frederick Banting ist jetzt nahezu 100 Jahre her - es wird Zeit, dass wir andere Wege der Behandlung finden, als dass Menschen sich bis zu 150.000 mal im Leben eine Insulinnadel in den Körper stechen müssen." Wie belastend die Erkrankung im Alltag sein kann, beschrieb anschließend Karin Seyffarth. Mit 17 Jahren wurde bei ihr ein Typ-1-Diabetes diagnostiziert, heute ist sie Mutter von zwei kleinen Töchtern. Beide haben ein erhöhtes Risiko selbst einmal zu erkranken und nehmen am Präventionsprogramm teil.

Im Rahmen der Kampagne "A World Without 1" werden in den kommenden 50 Tagen in drei Phasen je 1500 Plakate in Berlin, München, Hannover und Dresden ausgespielt, ermöglicht durch die Firma Ströer. Zusätzlich werden die Motive in 18 deutschen Metropolstädten auf über 560 Infoscreens zu sehen sein.

Weitere Informationen

* Typ-1-Diabetes tritt vor allem dann auf, wenn bestimmte Risikogene vorliegen. Kinder, die diese Risikogene tragen und an Diabetes erkranken, haben meist keine Verwandten mit Diabetes. Das heißt, die Erkrankung kann jeden treffen. In der Früherkennungsuntersuchung der Freder1k-Studie wird bei Neugeborenen bis zu einem Alter von vier Monaten anhand weniger Blutstropfen getestet, ob ein Kind Typ-1-Diabetes-Risikogene aufweist. Etwa 1 % oder 10 von 1000 Kindern in Deutschland haben Typ-1-Diabetes-Risikogene.

Kinder mit einem erhöhten Risiko bekommen anschließend die Möglichkeit, an einer Präventionsstudie teilzunehmen: Die Ursachen des Typ-1-Diabetes liegen in einer fehlerhaften Reaktion des Immunsystems gegenüber den Zellen in der Bauchspeicheldrüse, die das körpereigene Insulin produzieren. Das Immunsystem beginnt diese Zellen zu zerstören. Die POInT-Studie hat zum Ziel, die Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen bei Kindern mit einem erhöhten Typ-1-Diabetes-Risiko zu verhindern. In dieser Studie wird versucht, das Immunsystem zu trainieren, damit keine fehlerhafte Reaktion auftritt. Das soll durch die tägliche Gabe von Insulinpulver zusammen mit einer Mahlzeit gelingen. Das körpereigene Insulin ist nämlich oftmals das erste Ziel der Immunreaktion, die zur Erkrankung Typ-1-Diabetes führt. Über die Schleimhäute des Mundes und des Verdauungstrakts aufgenommen, soll das Insulinpulver dem Immunsystem eine Toleranz gegenüber dem körpereigenen Insulin antrainieren und dadurch die krankmachende Immunreaktion verhindern.

Hintergrund:

Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, welche die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstört. Die Krankheit kann jeden treffen, bricht zumeist schon früh aus und ist die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindes- und Jugendalter. Insgesamt sind derzeit 31.500 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren erkrankt. Wie eine aktuelle Studie im Fachmagazin Lancet zeigt, schränken die potenziellen Schäden an verschiedenen Organsystemen die Lebenserwartung der Betroffenen massiv ein (bis zu 18 Jahre). Zudem leidet das Alltagsleben der Menschen mit Typ-1-Diabetes: Bis zu 150.000 Mal spritzen sich die oft schon sehr jung erkrankten Patienten im Laufe des Lebens Insulin. Bisher ist die Krankheit nicht heilbar. Weitere Informationen finden Sie unter www.diabetesinformationsdienst-muenchen.de

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus, Allergien und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 19 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. www.helmholtz-muenchen.de

Das Institut für Diabetesforschung (IDF) befasst sich mit der Entstehung und Prävention von Typ-1-Diabetes. Ein vorrangiges Projekt des Instituts ist die Entwicklung einer antigen-basierten Therapie zur Erzeugung einer Immuntoleranz. In groß angelegten Langzeitstudien untersucht das IDF den Zusammenhang von Genen, Umweltfaktoren und Immunsystem für die Pathogenese von Typ-1-Diabetes. Mit den Daten der Geburtskohorte BABYDIAB, die 1989 als weltweit erste prospektive Diabetes-Geburtskohorte etabliert wurde, konnte die Anfälligkeit für die Entstehung einer mit Typ-1-Diabetes assoziierten Autoimmunität in den ersten zwei Lebensjahren aufgedeckt werden. Das im Jahr 2015 vom IDF initiierte Pilotprojekt Fr1da war weltweit das erste bevölkerungsweite Screening auf Inselautoimmunität in der Kindheit, die als Frühstadium des Typ-1-Diabetes zu werten ist. Das IDF ist Teil des Helmholtz Diabetes Center (HDC). www.helmholtz-muenchen.de/idf

Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung e.V. ist eines der sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. Es bündelt Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung und verzahnt Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung. Ziel des DZD ist es, über einen neuartigen, integrativen Forschungsansatz einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen, maßgeschneiderten Prävention, Diagnose und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten. Mitglieder des Verbunds sind das Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, das Deutsche Diabetes-Zentrum DDZ in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung DIfE in Potsdam-Rehbrücke, das Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrum München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und das Paul-Langerhans-Institut Dresden des Helmholtz Zentrum München am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, assoziierte Partner an den Universitäten in Heidelberg, Köln, Leipzig, Lübeck und München sowie weitere Projektpartner. www.dzd-ev.de

Ansprechpartner für die Medien:

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Fachliche Ansprechpartnerin:

Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler, Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Institut für Diabetesforschung, Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg, Tel. +49 89 3187 3405 - E-Mail: anette-g.ziegler@helmholtz-muenchen.de

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