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Studie zur Früherkennung von Typ-1-Diabetes erreicht Meilenstein und wird fortgesetzt

Studie zur Früherkennung von Typ-1-Diabetes erreicht Meilenstein und wird fortgesetzt
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Das Institut für Diabetesforschung des Helmholtz Zentrums München hat im Rahmen der bayernweiten "Fr1da"-Studie zur Früherkennung von Typ-1-Diabetes nun 100.000 Studienteilnahmen verzeichnet. Außerdem wird die Studie unter dem Namen "Fr1da-plus" auf eine zusätzliche Altersgruppe erweitert: Neben 2 bis 5 Jahren alten Kindern können ab sofort auch 9- und 10-Jährige an der Studie teilnehmen.

Typ-1-Diabetes ist die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindes- und Jugendalter. Die weltweit erste bevölkerungsweite Früherkennungsuntersuchung für Typ-1-Diabetes bei Kindern wird seit 2015 unter dem Namen "Fr1da - Typ-1-Diabetes: Früh erkennen - Früh gut behandeln" in Bayern durchgeführt. Durch die Teilnahme an "Fr1da" konnten bereits zahlreiche Kinder rechtzeitig diagnostiziert und vor dem Risiko einer lebensbedrohlichen Stoffwechselentgleisung bewahrt werden. Das kostenlose Screening erfolgt mithilfe eines einfachen Bluttests bei Kindern im Alter von 2 bis 5 Jahren und jetzt auch von 9 bis 10 Jahren unter der Studienfortsetzung mit dem Namen "Fr1da-plus". Teilnehmer 100.000 ist nun der zwei Jahre alte Simon aus Ingolstadt.

Die Schirmherrin von "Fr1da", Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml betonte: "Die Fr1da-Studie ist ein Aushängeschild für die Gesundheitsforschung in Bayern. Ich freue mich sehr, dass bereits so viele Kinder von diesem einmaligen Angebot profitieren konnten und dass künftig noch mehr Familien Sicherheit erhalten werden. Mein Ziel ist es, Eltern stärker für die Zuckerkrankheit bei Kindern zu sensibilisieren. Bayernweit sind rund 4.500 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unter 20 Jahren von der chronischen Stoffwechselerkrankung Typ-1-Diabetes betroffen, die bislang nicht heilbar ist."

Die überwiegende Mehrheit der Familien konnte nach dem Test aufatmen: kein Typ-1-Diabetes. Wenn bei der Untersuchung ein Frühstadium ausgeschlossen wird, ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass die Erkrankung später noch auftritt.

"Typ-1-Diabetes betrifft jedes Jahr mehr Kinder und in den meisten Fällen werden die Familien von der Diagnose eiskalt überrascht. Besonders gravierend sind jene Fälle, die mit einer gefährlichen Stoffwechselentgleisung (Ketoazidose) ins Krankenhaus eingeliefert werden, weil die ersten Symptome unerkannt geblieben sind. Die Früherkennungsstudie ermöglicht die rechtzeitige Sensibilisierung und Schulung der Eltern und kann dadurch dazu beitragen, diesen teils lebensbedrohlichen Zustand zu vermeiden", so Prof. Dr. Matthias Tschöp, CEO des Helmholtz Zentrums München.

Kinder, bei denen in der "Fr1da"-Studie ein Frühstadium des Typ-1-Diabetes diagnostiziert wurde, erhielten einem individuellen Vorsorgeplan. Die betroffenen Familien wurden persönlich informiert, geschult und beraten. Die Chance, von der Präventionsstudie "Fr1da-Insulin-Intervention" zu profitieren, ergriffen 158 Familien. In der "Fr1da-Insulin-Interventions"-Studie wird versucht durch die orale Einnahme von Insulin das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen oder ganz zu stoppen.

"Unser Ziel ist es, das Fortschreiten der Autoimmunerkrankung Typ-1-Diabetes durch die Behandlung mit oralem Insulin zu verzögern oder zu verhindern", erklärt Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler, Direktorin des Instituts für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrum München. "Denn wir haben es uns auf die Fahnen geschrieben, nicht nur früh diagnostizieren und behandeln zu wollen, sondern eine Möglichkeit der Prävention von Typ-1-Diabetes zu finden. Wir arbeiten für eine Welt ohne Typ-1-Diabetes."

Der Augsburger Kinder- und Jugendarzt Dr. Martin Lang, Landesvorsitzender des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte in Bayern und Vorstandsmitglied von PaedNetz Bayern e.V. bestätigt: "Die Nachfrage zeigt uns, dass die Familien ein starkes Interesse daran haben, ihre Kinder auf ein frühes Stadium des Typ-1-Diabetes untersuchen zu lassen. Darum unterstützen ich und etwa die Hälfte aller bayerischen Kinderärzte die Früherkennung dieser chronischen Erkrankung. Wir sind froh, dass die Möglichkeit der frühen Diagnose mit "Fr1da-plus" weiterhin gesichert ist."

Die Typ-1-Diabetes-Früherkennung hilft die Erkrankung in einem frühen Stadium zu erkennen und somit gut zu behandeln. Lebensbedrohliche Überzuckerungen werden vermieden. Die Familien können frühzeitig geschult und bestmöglich betreut werden. Zudem ist die Teilnahme an innovativen Präventionsstudien möglich.

Familie Pröhl, die mit ihren Kindern an der "Fr1da"-Studie teilgenommen hat, sagt: "Wir waren uns sofort einig, dass unsere Kinder von der kostenlosen Früherkennung profitieren sollten. Natürlich waren wir erleichtert, als bei unseren Kindern nichts gefunden wurde. Wäre das Ergebnis anders ausgefallen, hätten wir es dennoch so früh wie möglich wissen wollen. Denn nur so hätten unsere Zwei optimal und frühzeitig behandelt werden können."

Weitere Informationen

Typ-1-Diabetes

Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunkrankheit. Das bedeutet, dass sich das Immunsystem, das in erster Linie krankmachende Keime abwehrt, gegen körpereigene Strukturen richtet. Im Fall von Typ-1-Diabetes greift das Immunsystem die Insulin-produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse an und zerstört sie. Insulin ist ein lebenswichtiges Hormon, das den mit der Nahrung aufgenommenen Zucker aus dem Blut in die Zellen schleust. Kann der Körper nur noch wenig oder gar kein Insulin mehr selbst herstellen, sammelt sich der Zucker im Blut an. Das kann zu lebensbedrohlichen Stoffwechselentgleisungen führen, weshalb an Typ-1-Diabetes Erkrankte lebenslang Insulin spritzen müssen. Doch auch gut eingestellte Patienten können an diversen Gesundheitsproblemen leiden. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Kindern mit Typ-1-Diabetes ist noch immer um 14 bis 18 Jahre reduziert.

Fr1da-Studie

Die "Fr1da-Studie: Typ-1-Diabetes: Früh erkennen - Früh gut behandeln" ist die weltweit erste bevölkerungsweite Früherkennungsuntersuchung für Typ-1-Diabetes. Die Fr1da-Studie richtet sich an alle bayerischen Kinder im Alter von zwei bis fünf Jahren. Sie wurde 2015 unter der Schirmherrschaft der bayerischen Gesundheitsministerin Melanie Huml und unter Beteiligung der bayerischen Kinderärzte gestartet. Sind mehrere körpereigene diabetesspezifische Antikörper vorhanden, liegt ein Typ-1-Diabetes im Frühstadium vor. Unterstützt wird die Fr1da-Studie mit Fördermitteln von der JDRF, der LifeScience-Stiftung, dem Bayerischen Gesundheitsministerium, der Deutschen Diabetes Hilfe, der B. Braun Stiftung, den BKK Betriebskrankenkassen und der Deutschen Diabetes-Stiftung. Fr1da-Botschafter ist das bayerische Kinderliederduo Sternschnuppe.

Fr1da-Insulin-Interventions-Studie

In der "Fr1da-Insulin-Interventions"-Studie wird versucht, das Immunsystem so zu beeinflussen, dass die Zerstörung der insulinproduzierenden Betazellen in einem frühen Stadium von Typ-1-Diabetes verlangsamt oder ganz gestoppt wird. Das soll durch die tägliche Gabe von Insulinpulver zusammen mit einer Mahlzeit gelingen. Denn das körpereigene Insulin ist oftmals das erste Ziel der Immunreaktion, die zu Typ-1-Diabetes führt. Über die Schleimhäute des Mundes und des Verdauungstraktes aufgenommen, soll das Insulinpulver dem Immunsystem eine Toleranz gegenüber dem körpereigenen Insulin antrainieren und dadurch die krankmachende Immunreaktion aufhalten und bestenfalls beenden. Es dient nicht zur Senkung des Blutzuckers. Aktuell nehmen 158 kleine Probandinnen und Probanden an "Fr1da-Insulin-Intervention" teil.

Helmholtz Zentrum München

Das Helmholtz Zentrum Münchenverfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus, Allergien und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.500 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 19 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören.

Institut für Diabetesforschung

Das Institut für Diabetesforschung(IDF) befasst sich mit der Entstehung und Prävention von Typ-1-Diabetes und Typ-2-Diabetes als Spätfolge eines Gestationsdiabetes. Ein vorrangiges Projekt ist die Entwicklung einer Insulin-Impfung gegen Typ-1-Diabetes. In groß angelegten Langzeitstudien untersucht das IDF den Zusammenhang von Genen, Umweltfaktoren und Immunsystem für die Pathogenese von Typ-1-Diabetes. Mit den Daten der Geburtskohorte BABYDIAB, die 1989 als weltweit erste prospektive Diabetes-Geburtskohorte etabliert wurde, konnten Risikogene sowie Antikörperprofile identifiziert werden. Diese lassen Vorhersagen über Entwicklung und Ausbruch von Typ-1-Diabetes zu und werden die Klassifizierung und den Diagnosezeitpunkt verändern. Das IDF ist Teil des Helmholtz Diabetes Center.

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