EU fördert Spitzenforschung des Helmholtz Zentrums München mit mehr als 8 Millionen Euro
EU fördert Spitzenforschung des Helmholtz Zentrums München mit mehr als 8 Millionen Euro
Mit einer Fördersumme von 8.361.000 Euro unterstützt die Europäische Union (EU) sechs Forschungs- und Innovationsmaßnahmen, an denen das Helmholtz Zentrum München beteiligt ist. Im Rahmen von Horizon 2020, dem EU-Förderprogramm für Forschung und Innovation, hatten sich die Projektgruppen des Zentrums um eine Finanzierung aus dem wissenschaftlichen Aufruf zum Thema "Gesundheit, demografischer Wandel und Wohlbefinden" (H2020-SC1-2019) beworben.
Prof. Dr. Matthias Tschöp, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz Zentrums München, sieht in der EU-Förderung die internationale Spitzenstellung des Zentrums bestätigt. "Die besonders hohe Anzahl der geförderten Projekte am Zentrum spiegelt die herausragende Qualität unserer wissenschaftlichen Arbeit, aber auch die enorme gesellschaftliche Relevanz unserer Themen wieder. Die personalisierte Prävention, Diagnose und Therapie umweltbedingter Krankheiten ist die klare Mission unseres Forschungszentrums und eine der großen Herausforderungen unserer Gesellschaft. Diese EU-geförderten Projekte bringen uns den innovativen biomedizinischen Lösungen, die unsere Gesellschaft in dieser sich so rasch verändernden Umwelt benötigt, einen wesentlichen Schritt näher."
Die einzelnen Projekte im Überblick:
TherVacB: Therapeutischer Impfstoff zur Heilung der Hepatitis B
Mehr als 3% der Weltbevölkerung (ca. 260 Millionen Menschen) sind chronisch mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV) infiziert und jährlich sterben weltweit 880.000 Menschen an den Folgen: Leberzirrhose und Leberzellkarzinom. Derzeit gibt es keine Möglichkeit zur Heilung. Der therapeutische Impfstoff TherVacB soll jetzt Patientinnen und Patienten mit chronischer Hepatitis B heilen. Ein europaweites Konsortium führender Virologen, Immunologen und Hepatologen, unter Leitung des Helmholtz Zentrums München, wird dazu ab 2021 einen neu entwickelten Impfstoff als Immuntherapie in einer zweijährigen klinischen Studie einsetzen. Mit drei Gaben alle vier Wochen induziert der Impfstoff neutralisierende Antikörper und T-Zell-Antworten. Zunächst werden zwei Protein-Antigene injiziert, dann ein MVA ("modifiziertes Vacciniavirus Ankara") -Vektor. Dieser ist so konzipiert, dass er die Mehrheit der weltweit vorkommenden Hepatitis-B-Viren abdeckt. Da Afrika eine hohe Infektionsrate aufweist und dort andere Hepatitis-B-Viren vorkommen, wird ein Teil der klinischen Studie in Tansania durchgeführt. Dies soll auch helfen, in Afrika lokale Kompetenz zur Hepatitis B aufzubauen.
Wissenschaftliche Ansprechpartnerin: Ulrike Protzer
Koordinierende Einrichtung: Helmholtz Zentrum München
Förderung für das Helmholtz Zentrum München: 4.050.000 Euro
Gesamtförderung: 10.426.000 Euro
ISLET: Stammzell-basierte Therapien für Diabetes-Patienten
Mit dem ISLET-Projekt wird ein Stammzell-basiertes Arzneimittel für neuartige Therapien (Advanced Therapy Medicinal Products, ATMP) zur Behandlung von Patienten mit Typ-1-Diabetes entwickelt. Bei Typ-1-Diabetes zerstört das Immunsystem eines Patienten die Insulin-produzierenden Betazellen innerhalb der Bauchspeicheldrüse. Der Patient ist deshalb von einer lebenslangen Insulineinnahme abhängig. ISLET entwickelt einen Wirkstoff, der aus Clustern von Betazellen besteht, die aus menschlichen pluripotenten Stammzellen gewonnen werden und für den Einsatz in klinischen Studien eingesetzt werden können. ISLET will dieses Produkt weiterentwickeln, indem es auch Cluster von anderen hormonproduzierenden Zellen entwickelt. Damit soll es sich dem Goldstandard, den menschlichen Pankreasinseln, annähern. Darüber hinaus will ISLET Lösungen bereitstellen, um die therapeutische Wirksamkeit von Stammzell-basierten Arzneimitteln besser vorhersagen zu können.
Wissenschaftliche Ansprechpartner: Henrik Semb (Koordinator), Heiko Lickert, Micha Drukker
Koordinierende Einrichtung: Universität Kopenhagen
Förderung für das Helmholtz Zentrum München: 1.640.000 Euro
Gesamtförderung: 8.000.000 Euro
GO-DS21: Behandlung von Begleiterkrankungen bei Down Syndrom
Das internationale Konsortium GO-DS21 hat es sich zum Ziel gesetzt, das Leben von Menschen mit Down Syndrom (DS) zu verbessern. Dafür sollen neue Richtlinien und Therapien für Patienten mit Trisomie 21 entwickelt und implementiert werden. Bei dieser Erbkrankheit führt die Genüberdosierung (gen overdosage, GO) zu Komorbiditäten wie Fettleibigkeit und mentalen Störungen. Für GO-DS21 arbeiten Mediziner, Pathophysiologen, Genetiker, Bioinformatiker und Informatiker aus verschiedenen europäischen Ländern zusammen. Mithilfe künstlicher Intelligenz werden klinische Metadaten und experimentelle Daten ausgewertet. Dadurch werden neue Erkenntnisse darüber gewonnen, wie sich genetische und umweltbedingte Mechanismen auf diese schwerwiegenden Komorbiditäten auswirken.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner: Johannes Beckers
Koordinierende Einrichtung: Centre Européen de Recherche en Biologie et en Médecine
Förderung für das Helmholtz Zentrum München: 928.000 Euro
Gesamtförderung: 5.966.000 Euro
discovAIR: Die Lunge im Detail verstehen
discovAIR zielt darauf ab, das Wissen über die zelluläre Komplexität der Lunge zu vertiefen. Da lebensbedrohliche Lungenkrankheiten vermehrt auftreten und wirksame Heilungsmethoden ausbleiben, will discovAIR einen Entwurf für den Human Lung Cell Atlas entwickeln. Darin enthalten sind u.a. die Erstellung eines molekularen Profils von Lungenzellen, eine räumliche Kartierung der Zellzustände und eine 3D-Rekonstruktion der Lungengewebsarchitektur. Zur Identifizierung der molekularen Phänotypen von erkrankten Zellen wird discovAIR das Lungengewebe von Patienten mit Asthma, COPD und idiopathischer Lungenfibrose (IPF) untersuchen. In einem neuartigen Ansatz wird das Team den Verlauf des Zellzustands von Gesundheit bis Krankheit kartieren. Die Ergebnisse sollen neue Ansätze in der Regenerations- und Präzisionsmedizin erleichtern.
Wissenschaftliche Ansprechpartner: Fabian Theis, Herbert Schiller
Koordinierende Einrichtung: Universitätsklinikum Groningen
Förderung für das Helmholtz Zentrum München: 683.000 Euro
Gesamtförderung: 8.169.000 Euro
EXPANSE: Gesünderes Leben im städtischen Raum
Die Forschenden im Projekt EXPANSE gehen der Frage nach, wie das Leben in urbanen Umgebungen so gesund wie möglich gestaltet werden kann. Kardio-metabolische und pulmonale Erkrankungen zählen zu den größten Gefahren für die europäische Stadtbevölkerung. Das Team wird untersuchen, welchen Einfluss unterschiedliche Umweltfaktoren und deren Veränderungen (sog. "Urban Exposome") darauf haben. EXPANSE wird dafür die Gesundheits- und Exposome-Daten von 55 Millionen Europäern untersuchen. Hinzu kommen u.a. tiefergehende OMICS-Analysen von gut charakterisierten Kohorten. EXPANSE wird diese Erkenntnisse frei zugänglich machen, um sowohl die breite Öffentlichkeit als auch Entscheidungsträger über den aktuellen Wissensstand zu informieren.
Wissenschaftliche Ansprechpartnerin: Annette Peters
Koordinierende Einrichtung: Universität Utrecht
Förderung für das Helmholtz Zentrum München: 560.000 Euro
Gesamtförderung: 11.994.000 Euro
NSC-Reconstruct: Zellbasierte Therapien für neurodegenerative Erkrankungen
Die Entwicklung neuer Therapien, die Zellen ersetzen oder umprogrammieren oder die Schaltkreise im Nervensystem wiederherstellen, soll die Behandlung einer Vielzahl von neurologischen Störungen verbessern. Da für Parkinson bereits Stammzell-basierte Therapien zum Austausch einzelner Neuronen in klinischen Studien getestet werden, wird NSC-Reconstruct darauf aufbauen. Das Team wird sich dabei auf die Integration verbesserter Zelltypen und die Rekonstruktion des Neuronen-Netzes bei Parkinson fokussieren. Auch die Reparatur komplexer Netzwerke der Großhirnrinde, im Fall von Trauma oder Schlaganfall, wird betrachtet. Das Team forscht dazu an der Immunogenität von transplantierten Zellen und daran, wie diese minimiert werden kann. Die Ergebnisse werden den Weg für künftige Therapien zum Ersetzen von Zellen im zentralen Nervensystem mit funktionell verbesserten und immuntoleranten Zellen ebnen.
Wissenschaftliche Ansprechpartnerin: Magdalena Götz
Koordinierende Einrichtung: Universität Mailand
Förderung für das Helmholtz Zentrum München: 500.000 Euro
Gesamtförderung: 8.169.000 Euro
Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus, Allergien und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.500 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 19 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. www.helmholtz-muenchen.de
Helmholtz Zentrum München Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH) Ingolstädter Landstraße 1 D-85764 Neuherberg Telefon: +49 89 3187-0 Internet: www.helmholtz-muenchen.de E-Mail: presse@helmholtz-muenchen.de
Geschäftsführung: Prof. Dr. med. Dr. h.c. Matthias H. Tschöp, Kerstin Günther Registergericht: Amtsgericht München HRB 6466 Umsatzsteueridentifikationsnummer: DE 129521671 Aufsichtsratsvorsitzende: MinDir'in Prof. Dr. Veronika von Messling