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Kampagne zu Typ-1-Diabetes K1DS ARE HEROES gestartet

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K1DS ARE HEROES - Helmholtz Munich und GPPAD präsentieren Kampagne zu Typ-1-Diabetes

Mit der bundesweiten Kampagne klären die Forschenden über Früherkennung und Prävention von Typ-1-Diabetes bei Kindern auf.

Über 2000 Plakate und 750 Infoscreens machen in den kommenden drei Wochen auf die häufigste Stoffwechselerkrankung bei Kindern und Jugendlichen aufmerksam: Typ-1-Diabetes. Die crossmediale Kampagne K1DS ARE HEROES wurde von der Globalen Plattform für die Prävention des Autoimmunen Diabetes (GPPAD) und dem Helmholtz Munich Institut für Diabetesforschung (IDF) initiiert.

Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, die jede:n treffen kann. Eine kürzlich in der Fachzeitschrift The Lancet veröffentlichte Studie schätzt, dass sich die Neuerkrankungen für Typ-1-Diabetes bis 2040 verdoppeln werden. Aktuell erkranken bereits vier von 1000 Kindern in Deutschland jedes Jahr neu und etwa zehn von 1000 Kinder in Deutschland haben ein erhöhtes genetisches Risiko für Typ-1-Diabetes. Auch bei jungen Erwachsenen kann Typ-1-Diabetes plötzlich auftreten. Betroffene Kinder oder Erwachsene haben meist keine Verwandten, die ebenfalls an Typ-1-Diabetes erkrankt sind und die Symptome der Autoimmunerkrankung sind vielen nicht bekannt. Darum wird die Diagnose häufig erst gestellt, wenn die Patient:innen bereits in einem kritischen Zustand sind. Allerdings gibt es Möglichkeiten, vorzubeugen:

Mit der K1DS ARE HEROES Kampagne möchten die Forschenden die Öffentlichkeit für die Erkrankung sensibilisieren und über die Möglichkeiten zur Früherkennung und Prävention aufklären. Durch die Teilnahme an Früherkennungsprogrammen wie der Fr1da-Studie kann die Erkrankung erkannt werden, bevor überhaupt schwerwiegende Symptome entstehen. So können Eltern im Falle eines Krankheitsausbruchs entsprechend reagieren und die betroffenen Kinder optimal medizinisch versorgt werden. Mit der kürzlichen Zulassung von Teplizumab in den USA ist nun zudem das erste Medikament verfügbar, das einen Ausbruch von Typ-1-Diabetes um bis zu drei Jahre verzögern kann — vorausgesetzt Typ-1-Diabetes wird bereits im Frühstadium erkannt. Da die Ursachen für einen Krankheitsausbruch noch nicht hinreichend bekannt sind, setzen die Präventionsstudien der internationalen Forschungsplattform GPPAD außerdem noch einen Schritt früher an: Ziel ist es zunächst, mit der Freder1k-Studie ein erhöhtes genetisches Risiko für Typ-1-Diabetes bei Säuglingen zu erkennen. Bis heute haben über 400.000 Neugeborene teilgenommen. Kinder mit erhöhtem Risiko können dann an Primärpräventionsstudien teilnehmen, die das Immunsystem ansteuern und die Entstehung von Typ-1-Diabetes mit unterschiedlichen Ansätzen verhindern sollen.

Die K1DS ARE HEROES Kampagne stellt alle Kinder und Jugendlichen in den Vordergrund, die tagtäglich Heldenhaftes leisten: Sei es als Kind mit bereits manifestiertem Typ-1-Diabetes oder als Kind, das an einer der klinischen Studien von GPPAD teilnimmt und damit zur Erforschung von Krankheitsursachen und Präventionsmöglichkeiten beiträgt. Doch auch alle anderen Kinder und Jugendlichen können Heldinnen und Helden sein, indem sie sich über das Thema Typ-1-Diabetes informieren und austauschen. Zudem richtet sich die Kampagne auch an Gesellschaftsheld:innen aus Politik und Gesundheitssystem: für eine Welt, in der kein Kind mehr an Typ-1-Diabetes erkranken muss, sind wir auf ihre Entscheidungen und Taten angewiesen.

In den kommenden 20 Tagen werden dazu über 2000 Plakate in München, Hannover und Dresden platziert. Diese drei Städte beherbergen die drei deutschen Forschungsstandorte der europaweiten Forschungsplattform GPPAD. Außerdem werden die Motive in 18 deutschen Metropolstädten auf bis zu 750 Infoscreens (digitale Außenwerbeflächen) im öffentlichen Personennahverkehr ausgespielt.

Zum Auftakt der Kampagne fand am 27. Februar 2023 eine Pressekonferenz mit Expert:innen im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin statt, die sich für Aufklärung und Prävention stark machten:

Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler, Direktorin des Instituts für Diabetesforschung (IDF) von Helmholtz Munich, Professorin für Diabetes und Gestationsdiabetes an der Technischen Universität München (TUM) und Leiterin der Forschungsplattform GPPAD erklärte die Vorteile einer flächendeckenden Früherkennung für Typ-1-Diabetes:

„Mit der kürzlichen Zulassung von Teplizumab in den USA ist nun das erste Medikament verfügbar, das einen Ausbruch von Typ-1-Diabetes um durchschnittlich drei Jahre verzögern kann. Teplizumab schenkt den Kindern und ihren Familien kostbare Zeit, in der sie einen unbeschwerten Alltag ohne Blutzuckermanagement haben können. Wir hoffen sehr, dass mit der Zulassung von Teplizumab in Europa auch bald zu rechnen ist. Es braucht jedoch ein flächendeckendes Programm zur Früherkennung, da die Behandlung mit Teplizumab nur im Frühstadium der Erkrankung eine Verzögerung bewirken kann. Wir fordern deshalb den Früherkennungstest der Fr1da-Studie flächendeckend in die Regelversorgung aufzunehmen.“

Der Vizepräsident für den Forschungsbereich Gesundheit der Helmholtz Gemeinschaft und Helmholtz Munich CEO, Prof. Dr. med. Dr. h.c. Matthias Tschöp, plädierte für eine schnellere Überführung der Forschungsergebnisse in die Anwendung für die Menschen:

“Aktuell spürt man in Deutschland eine Aufbruchstimmung, den Transfer zu beschleunigen. Mit unserer Arbeit und dem internationalen Netzwerk, für das Helmholtz Health und GPPAD stehen, haben wir die Grundlagen geschaffen für einen Weg hin zu einer Welt ohne Typ-1-Diabetes. Nun brauchen wir, gemäß dem Motto der K1DS ARE HEROES Kampagne, Alltagshelden aus Gesellschaft und Politik, um den Transfer unserer Forschungsergebnisse in die medizinische Praxis zu schaffen. Nur mit tatkräftiger Unterstützung für die weitere Aufrechterhaltung und Ressourcenausstattung der über mehr als ein Jahrzehnt sorgfältig orchestrierten Symbiose zwischen den Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZGs) und den Helmholtz Zentren werden wir uns bundes- und weltweit im Bereich Typ-1-Diabetes von der Reparaturmedizin lösen und zu einer personalisierten Prävention gelangen können.”

Prof. Dr. Reinhard Berner, Klinikdirektor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin der TU Dresden sowie Mitglied des Corona-ExpertInnenrats der Bundesregierung betonte, dass sich die Lage von Kindern und Jugendlichen auch in Bezug auf Typ-1-Diabetes insbesondere während der COVID-19-Pandemie weiter zugspitzt hat:

Auch wenn uns die steigende Inzidenz von Typ-1-Diabetes und die steigenden Zahlen von diabetischen Ketoazidosen (DKA) schon vor der Pandemie beunruhigt haben, hat sich die Situation durch die Pandemie noch verschlechtert. Die Inzidenz von Diabetes-Typ-1 ist im ersten Pandemiejahr stärker als erwartet angestiegen. Des Weiteren zeigt eine Meta-Analyse aus dem Jahr 2022, dass sowohl in Deutschland, als auch global betrachtet, die Anzahl schwerer diabetischer Ketoazidosen bei der Diagnosestellung während der ersten Welle der Pandemie signifikant angestiegen ist. Konkret bedeutet das für Deutschland, dass anstatt etwa 20 von 100 Kindern etwa 40 von 100 Kindern erst eine Diagnose erhielten, als sie bereits eine diabetische Ketoazidose entwickelt hatten. Darum ist es wichtig, sowohl über die Symptome von Typ-1-Diabetes als auch über die Möglichkeiten der Früherkennung durch Inselzellautoantikörperscreenings aufzuklären. Kampagnen, wie die K1DS ARE HEROES Kampagne, können so dazu beitragen, die Anzahl solcher schweren Stoffwechselentgleisungen bei Diagnosestellung zu verringern.“

Neben den drei Vertreter:innen aus Forschung und Klinik schilderte Maren Sturny, Autorin und Mutter einer Tochter, die mit sechs Jahren sehr plötzlich die Diagnose Typ-1-Diabetes erhielt, wie sie die Diagnose als Familie erlebt hat:

2019 ging es meiner Tochter immer schlechter. Sie war körperlich zunehmend erschöpft, verlor innerhalb kurzer Zeit stark an Gewicht und hatte ständig Durst. Dass dies eindeutige Anzeichen für Typ-1-Diabetes sind, war mit zu diesem Zeitpunkt leider nicht bewusst. Unser aller Unwissenheit in Bezug auf Typ-1-Diabetes hätte meiner Tochter 2019 fast das Leben gekostet. Mit dieser Kampagne können wir alle gemeinsam Eltern in Deutschland aufrütteln, damit ihren Kindern nicht das gleiche Schicksal widerfährt. Wir alle können Heldenhaftes tun, indem wir uns über Typ-1-Diabetes informieren, uns austauschen oder an Früherkennungsstudien teilnehmen.“

Moderiert wurde die Pressekonferenz von der Musikproduzentin und Moderatorin Shirin Valentine, die selbst Typ-1-Diabetes hat und sich öffentlich für ein Bewusstsein für die Erkrankung einsetzt:

Den Typ-1-Diabetes zu managen und allem voran erstmal zu verstehen, ist eine Mammutaufgabe. Ich hätte mich gefreut, wenn es damals zu meiner Diagnose schon so etwas gegeben hätte. Darum möchte ich Menschen mit einer frischen Diagnose Mut zusprechen und ihnen aufzeigen, dass es heute zwar eine tückische Krankheit ist, man aber damit auch sehr gut leben kann.“

Mehr Informationen zur Kampagne & Pressematerial:

hero-k1ds.de/presse

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