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Energiegemeinschaften fördern: Was die Politik jetzt tun sollte

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Gemeinsame Pressemitteilung von Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), Institut für Nachhaltigkeitssteuerung (INSUGO) der Leuphana Universität Lüneburg und ECOLOG-Institut für sozial-ökologische Forschung und Bildung

Energiegemeinschaften fördern: Was die Politik jetzt tun sollte

  • Energiegemeinschaften leisten viel für die Energiewende: Sie fördern Akzeptanz, sichern Finanzierung, ermöglichen Stabilität und vermitteln Wissen
  • Analyse von Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und Leuphana Universität Lüneburg zeigt, wie Politik und Verwaltung gemeinschaftliche Modelle der Energieversorgung besser fördern können
  • Es braucht eine übergeordnete Strategie, die Energiegemeinschaften als tragende Säule des Energiesystems etabliert und dafür einen regulatorischen Rahmen schafft

Berlin/Lüneburg, 2. Juli 2024 – Tausende Bürger*innen setzen sich vor Ort für die Energiewende ein. Sie sind Teil von Energiegemeinschaften und investieren in lokal erzeugte erneuerbare Energien. Forschende vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), der Leuphana Universität Lüneburg und dem Ecolog-Institut zeigen in einem aktuellen Politikpapier die hohe Relevanz der Energiewende von unten auf und weisen darauf hin, dass die Potenziale viel höher seien als bislang ausgeschöpft. Sie empfehlen der Politik, klare Förderbedingungen zu schaffen, die Bürger*innen besser zu informieren und Hürden sowie Bürokratie abzubauen. Nur so könne es gelingen, den Zielvorgaben der Europäischen Union zu folgen: Diese sehen vor, dass in jedem Ort mit mehr als 10.000 Einwohner*innen mindestens eine Energiegemeinschaft entstehen soll.

Regulatorik und Möglichkeiten von Energiegemeinschaften bislang Flickenteppich

Schätzungsweise gibt es etwa 2.500 bis 3.000 Energiegemeinschaften in Deutschland. Ihre Mitglieder genießen neben günstiger Energieversorgung auch soziale Wirkungen wie eine Wissensvermittlung zur Energiewende oder dass ihre Gemeinschaft vor Ort gestärkt wird. Auch die Energiepolitik und das Energiesystem gewinnen: Energiegemeinschaften fördern lokal die Akzeptanz für die Energiewende und finanzieren die Umstellung auf Wind- oder Sonnenenergie mit. Obwohl Studien den Energiegemeinschaften europaweit ein hohes Potenzial zuschreiben, entwickeln sich die partizipativen Modelle in Deutschland nur schleppend weiter.

„Für den Bund stehen Energiegemeinschaften bislang nicht im Zentrum, wenn es darum geht, das klimaneutrale Energiesystem der Zukunft zu gestalten. Impulse kamen zuletzt vor allem auf Ebene der Länder oder der Europäischen Union“, betont Energieexpertin Swantje Gährs vom IÖW. „Mit dem im Mai 2024 in Kraft getretenen Solarpaket ist die Bundesregierung zwar erste Schritte gegangen, aber neue Energiegemeinschaftsmodelle wie etwa Energy Sharing, bei dem Teilnehmende nicht nur in Energieanlagen investieren, sondern auch gemeinschaftlich die Energie nutzen, sind nach der aktuellen Regulatorik immer noch nicht möglich. Wir empfehlen der Bundespolitik und -verwaltung, die Potenziale von Energiegemeinschaften für die Umsetzung und Akzeptanz der Energiewende zu heben. Da Energiegemeinschaften sowohl im Strom- als auch im Wärmebereich umsetzbar sind, könnte potenziell der überwiegende Teil der Bürger*innen an Energiegemeinschaften teilhaben und davon profitieren.“

Jetzt nötig: Strategie etablieren, Engagement wertschätzen und Bürokratie abbauen

Mit einer Analyse aktueller politischer Prozesse und Learnings aus der Forschung zu Commons zeigen die Wissenschaftler*innen, dass es eine übergreifende Strategie auf Bundesebene braucht. Diese sollte sowohl quantitative Ziele für Energiegemeinschaften festlegen, als auch den Rahmen schaffen, in dem sich gemeinschaftliche Modelle weiterentwickeln können. Ein Energiegemeinschaftsgipfel kann ein geeigneter Raum sein, um Ziele und Strategie gemeinsam mit allen Akteuren zu diskutieren.

„Gerade den regulatorischen Rahmen ändert die Politik bisher zu langsam und zögerlich. Es braucht mehr Mut, um Energiegemeinschaften als Säule im Energiesystem zu etablieren und den Bürger*innen zu signalisieren, dass ihre Beteiligung und ihr Engagement in der Energiewende erwünscht und notwendig sind“, erklärt der Ökonom Lars Holstenkamp von der Leuphana Universität Lüneburg. Bürokratische Hürden und komplexe Rahmenbedingungen setzen dem Engagement der Gemeinschaften aktuell Grenzen.

Um die Modelle noch mehr in die Breite zu tragen, fordern die Forschenden neutrale Informationsstellen, wie es sie etwa bereits in Österreich gibt. Auch sollten lokale Kooperationen zwischen etablierten Akteuren wie Stadtwerken und gemeinschaftlichen Modellen von Bürger*innen gefördert werden. So könnten Energiegemeinschaften nicht nur eine Möglichkeit für Bürger*innen sein, an der Energiewende teilzuhaben – auch die Transformation des Energiesystems insgesamt kann von der Akzeptanz, Stabilität und Finanzierung profitieren.

Über das Projekt

Swantje Gährs vom IÖW und Lars Holstenkamp von der Leuphana Universität Lüneburg und dem Ecolog-Institut leiten die Nachwuchsgruppe „ SteuerBoard Energie“, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Schwerpunkts Sozial-ökologische Forschung gefördert wird. Hier forschen vier Doktorand*innen gemeinsam mit der Leitung zur Frage, welche Governance Energiegemeinschaften brauchen, um ihre Potenziale zu entfalten. Im Fokus stehen dabei spezifische Modelle wie Energy Sharing oder Pooling von Speichern und deren sozio-ökonomische und ökologische Wirkung. Daneben untersuchen sie die Governance für Energiegemeinschaften in allen europäischen Mitgliedsstaaten und deren Einfluss auf Transformationspfade.

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Weitere Informationen:

Fachliche Ansprechpersonen:

Dr. Swantje Gährs

Institut für ökologische Wirtschaftsforschung

Telefon: +49 30/884 594-0

E-Mail: swantje.gaehrs@ioew.de

Dr. Lars Holstenkamp

Leuphana Universität Lüneburg

Telefon: +49 4131/677-1931

E-Mail: lars.holstenkamp@leuphana.de

Pressekontakt:

Richard Harnisch
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
Tel.: +49 30/884 594-16
 kommunikation@ioew.de

Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) ist ein führendes wissenschaftliches Institut auf dem Gebiet der praxisorientierten Nachhaltigkeitsforschung. Rund 70 Mitarbeiter*innen erarbeiten Strategien und Handlungsansätze für ein zukunftsfähiges Wirtschaften – für eine Ökonomie, die ein gutes Leben ermöglicht und die natürlichen Grundlagen erhält. Das Institut arbeitet gemeinnützig und ohne öffentliche Grundförderung. Das IÖW ist Mitglied im „Ecological Research Network“ (Ecornet), dem Netzwerk der außeruniversitären, gemeinnützigen Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschungsinstitute in Deutschland.

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Das Institut für Nachhaltigkeitssteuerung (INSUGO) ist Teil der Fakultät Nachhaltigkeit der Leuphana Universität Lüneburg. Im Mittelpunkt des Handelns der Mitarbeiter*innen des Instituts für Nachhaltigkeitssteuerung steht die Frage: Durch welche öffentlichen Institutionen und Regelungssysteme kann das normative Ziel der Nachhaltigkeit in einer komplexen und pluralen Gesellschaft erreicht werden? Die Beantwortung dieser Frage erfolgt durch wissenschaftliche Forschung, akademische Lehre und Praxistransfer zu Themen der öffentlichen Nachhaltigkeitssteuerung.

www.leuphana.de/institute/insugo.html

Das ECOLOG-Institut für sozial-ökologische Forschung und Bildung ist eine interdisziplinäre Forschungseinrichtung, die den gesellschaftlichen Prozess des Übergangs zu einer nachhaltigen Entwicklung durch wissenschaftliche Analysen, Beratung und Bildung begleitet und unterstützt. Das ECOLOG-Institut hat Standorte in Lüneburg und Bugewitz bei Greifswald.

www.ecolog-institut.de

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