"ZDF-Mittagsmagazin" am Freitag, 20. Juli 2007 Politikwissenschaftler Esser: GDL will Machtposition für Zukunft sichern
Mainz (ots)
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) will mit ihrem derzeitigen harten Kurs vor allem die eigene Machtposition unterstreichen. Das sagte Josef Esser, Professor für Politikwissenschaft an der Universität in Frankfurt am Main, im "ZDF-Mittagsmagazin" am Freitag, 20. Juli 2007. "Es geht in entscheidender Weise um eine Machtposition für die Zukunft. Man orientiert sich hier an den Piloten, den Fluglotsen, den Krankenhausärzten. Man will nicht nur eine eigene Gewerkschaft bleiben, sondern auch dauerhaft diese Position stärken", sagte Esser.
"Das sind neue Entwicklungen im deutschen System der industriellen Beziehungen, die kennen wir in anderen Ländern schon länger", so Esser weiter. Bestimmte Berufsgruppen, die aus funktionalen Gründen ein Monopol hätten, versuchten, diese starke Position zu nutzen, um bessere Arbeitsbedingungen und mehr Geld durchzusetzen. "Ob die GDL bei der Bahn am längeren Hebel sitzt, wage ich zu bezweifeln. Da gibt es ja zwei andere starke Gewerkschaften. Außerdem sind die Lokführer nicht alle bei der Lokführergewerkschaft organisiert." Es komme darauf an, ob man diesen Machtkampf durchstehe. "Ich bin da skeptisch", betonte Esser.
Dass der Machtkampf "ganz, ganz brutal" ausgetragen werde, zeige sich daran, dass die Gewerkschaften GDBA und Transnet bei ihren Tarifverträgen eine Revisionsklausel durchgesetzt hätten. "Wenn die Lokführer einen eigenen Tarifvertrag bekommen, gilt der andere auch nicht mehr. Dann können sie auch andere Forderungen stellen, dann können sie auch kämpfen. Und sie müssen das auch", so Esser.
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