ZDF-Pressemitteilung
ZDF-Politbarometer Januar 2000
Spendenaffäre reißt CDU ins Stimmungstief
Jetzt auch Wolfgang Schäuble im Minus
Mainz (ots)
Der Parteispendenskandal der CDU übertrifft in der Wahrnehmung der Bürger alles bisher Gemessene im Politbarometer. Nach dem starken Einbruch im Dezember verliert die CDU/CSU im Januar erneut zweistellig. In der politischen Stimmung erreichen CDU/CSU nur noch 32 Prozent (Dez. 43 Prozent), die SPD 45 Prozent (Dez. 41 Prozent), B90/die Grünen 8 Prozent (Dez. 6 Prozent), FDP 5 Prozent (Dez. 3 Prozent) und die PDS 6 Prozent (Dez. 4 Prozent).
Durch die längerfristigen Bindungen der Wähler wird dieser starke Verlust der Union in der Projektion gebremst, sie sieht im Januar so aus: SPD 39 (+3), CDU/CSU 40 Prozent (-5), B90/Grüne 6 Prozent (+1), FDP 5 Prozent (+1), PDS unverändert
6 Prozent, Sonstige unverändert 4 Prozent. Damit würde es einen Gleichstand im Bundestag zwischen Rot-Grün und Schwarz-Gelb geben.
Auf der Liste der zehn wichtigsten Politiker in Deutschland gibt es erhebliche Veränderungen. Franz Müntefering und Gregor Gysi sind nicht mehr unter den zehn Wichtigsten. Dafür sind neu Angela Merkel und Volker Rühe vertreten.
Auf Platz 1 erneut Kurt Biedenkopf mit 2.1 (Dez. 2.0), Joschka Fischer 2.0 (Dez. 1.9), Gerhard Schröder stark verbessert 1.7 (Dez. 1.2), auch verbessert Hans Eichel 1.2 (Dez. 0.9), Rudolf Scharping unverändert 1.0, Angela Merkel mit einem Einstandswert 0.9 auf Platz 6, Volker Rühe mit 0.8 auf Platz 7, Edmund Stoiber unverändert 0.7, Wolfgang Schäuble mit dramatischen Verlusten nur noch -0.5 (Dez. 1.1), Helmut Kohl weit abgeschlagen auf dem letzten Platz -1.3 (Dez. -0.1).
Trotz dieser sehr schlechte Werten für Helmut Kohl werden seine Leistungen in der Vergangenheit durchaus noch anerkannt. 75 Prozent aller Deutschen beurteilen seine politische Leistung insgesamt eher gut, 19 Prozent eher schlecht. Selbst bei den SPD-Anhängern sagen 67 Prozent eher gut, 27 Prozent eher schlecht.
Auf die Frage, ob Wolfgang Schäuble als Parteivorsitzender zurücktreten soll, sagen 56 Prozent ja, 36 Prozent nein. In der Unionsanhängerschaft ist das Bild umgekehrt: 57 Prozent wollen, dass er nicht zurücktritt, 35 Prozent sagen, er soll zurücktreten.
Zu den anstehenden Tarifverhandlungen fordert die IG Metall eine Lohnerhöhung von 5,5 Prozent. Diese Forderung halten 54 Prozent für zu hoch, 3 Prozent für zu niedrig und 37 Prozent für angemessen.
Für die Rente mit 60 bei Kostenteilung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern sind 65 Prozent, 28 Prozent sind dagegen. Auch bei den Unionsanhängern befürworten 60 Prozent die Rente mit 60, 33 Prozent sind dagegen.
Die Umfragen zum Politbarometer wurden wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 17. bis 20. Januar 2000 unter 1.270 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in ganz Deutschland. Fehlertoleranz bei den großen Parteien 2,7 Prozentpunkte, bei den kleineren rund 1,4 Prozentpunkte.
Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 18. Februar 2000, nach dem "heute journal".
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