"ZDF-Mittagsmagazin" am 8. November 2007
Gewerkschaftsexperte Esser: "GDL unsolidarisch"
Mainz (ots)
Der Gewerkschaftsexperte Josef Esser hat im Zusammenhang mit den Streikplänen der GDL die Entwicklung hin zu Spartengewerkschaften kritisiert: "Das ist gefährlich für das deutsche System der industriellen Beziehungen, das immer einen Konsens aller Gruppen im Flächentarifvertrag vorgesehen hat und im Rahmen dieses Konsens' ja auch sehr effektiv war", sagte der Politikwissenschaftler der Universität Frankfurt am Main im "ZDF-Mittagsmagazin" am 8. November 2007. Wenn sich die Lokführer durchsetzten, ginge dies auf Kosten anderer Berufsgruppen. "Ich halte das für sehr unsolidarisch."
Der zentrale Konfliktpunkt seit Beginn des Streiks ist laut Esser die Forderung der Lokführer nach einem eigenständigen Tarifvertrag. Nach dem Ergebnis der Moderatorengespräche könne dieser nur in Gemeinschaft mit den anderen Gewerkschaften umgesetzt werden. "Da scheint mir die Lokführergewerkschaft momentan eine Maximalposition zu vertreten: Abkoppelung von den anderen Gewerkschaften und vom gemeinsamen Tarifvertrag." Das würde bedeuten, dass die beiden anderen Gewerkschaften ihre Verhandlungen mit der Bahn neu aufnehmen müssten. "Also eine total verfahre Situation. Ein brutaler Machtkampf zwischen unterschiedlichen Akteuren", sagte Esser.
Der Politologe skizzierte zwei mögliche Lösungen des Konflikts: "Die eine ist, dass die GDL (...) die gesamte Bahn ökonomisch derart lähmt und schädigt, dass diese klein beigibt. (...) Ich nehme aber an, dass die Bahn das nicht tun wird. Deshalb schätze ich schon, dass es irgendwann in der nächsten Zeit zu einer Schlichtung kommen wird. Nur wer da schlichten soll und wie das Ergebnis aussehen wird, das weiß kein Mensch", resümierte Esser.
Mainz, 8. November 2007 ZDF Pressestelle
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